10.1.1927 Basel, 13.9.2012 Dornach, katholisch, von Kleinlützel und Dornach, 1987 Ehrenbürger der Bürgergemeinde Dornach. Sohn des Friedrich Otto, Mechanikers und Gemeinderats, und der Frieda Rosa geborene Gunzinger. 1957 Gertrud Stampfli, Tochter des Oskar, Gerichtsschreibers. Studium der Volkswirtschaft und der Finanzwissenschaften in Basel, ab 1953 Handelslehrer, 1955 Promotion in Staatswissenschaften. 1970-1983 Personalchef von Coop Schweiz. 1957-1965 Gemeindepräsident von Dornach, 1963-1983 SP-Nationalrat. 1983 von den bürgerlichen Fraktionen anstelle der offiziellen SP-Kandidatin Lilian Uchtenhagen – sie wäre die erste Bundesrätin geworden – in die Bundesregierung gewählt, 1984-1995 Bundesrat (1988 und 1994 Bundespräsident). Die der Wahl folgende Grundsatzdiskussion in der SP wurde am ausserordentlichen Parteitag vom 12. Februar 1984 zugunsten eines Verbleibs in der Regierung entschieden.
Otto Stich war vor allem in der Deutschschweiz populär und fand in seiner Partei trotz der Umstände seiner Wahl nach und nach breite Unterstützung. Im Eidgenössischen Finanzdepartement setzte er sich für eine soziale Staatsfinanzierung ein und engagierte sich bei der Einführung der Mehrwertsteuer erfolgreich für einen höheren Steuersatz. Stich überzeugte das Stimmvolk vom Beitritt zum Internationalen Währungsfonds und zur Weltbank. Vergeblich kämpfte er für die Redimensionierung der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale. Die Kritik an Stichs Amtsführung erreichte 1995 mit der Einsetzung einer Parlamentarischen Untersuchungskommission zu den Missständen in der Pensionskasse des Bundespersonals ihren Höhepunkt. Auch nach seinem Rücktritt äusserte er sich pointiert zu politischen Themen.