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TössGemeinde

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Winterthur, seit 1922 Stadtkreis von Winterthur. Töss liegt am gleichnamigen Fluss an der Hauptstrasse von Winterthur nach Zürich. Zu Töss gehören der Weiler Dättnau und der Hof Rossberg. 1233 iuxta pontem Tusce, 1243 Thoesse. 1634 363 Einwohner; 1768 637; 1817 851; 1850 1732; 1900 4923; 1950 6185; 2000 8761.

Funde auf dem Rossberg stammen aus der Jungsteinzeit und ein Grab im Nägelsee wird ins 2./1. Jahrhundert v.Chr. datiert. Das 1233 von Graf Hartmann IV. von Kyburg gestiftete und neben der Brücke gelegene Dominikanerinnenkloster Töss bestimmte die Entwicklung des Dorfs bis zur Reformation. In Töss befand sich eine Gerichtsstätte. Die Hoheitsrechte gelangten mit der Grafschaft Kyburg 1452 an die Stadt Zürich. Im Bauernkrieg 1525 war Töss Schauplatz eines Tumults von Bauern aus der Grafschaft. 1525-1798 verwaltete ein Zürcher Amtmann mit Sitz in Töss den ehemaligen Klosterbesitz als Klosteramt Töss. Vom Mittelalter bis zur Reformation war Töss nach Oberwinterthur kirchgenössig. Nach der Aufhebung des Klosters 1525 bildete Töss mit Dättnau sowie den Höfen Rossberg und Bläsihof eine eigene Kirchgemeinde. Als Gotteshaus diente die Klosterkirche, die 1855 durch eine neu gebaute reformierte Kirche ersetzt wurde. 1912-1913 entstand auch die katholische Kirche St. Josef. 1528 kaufte Töss von der Stadt Zürich den Hof Dättnau, der dem Kloster gehört hatte. 1536 erhielt es eine Offnung und 1582 einen Einzugsbrief. Um die zumeist armen Acker- und Weinbauern mit mehr Land auszustatten, erwarb die Gemeinde 1786 auch den grossen Klosterhof. Im 18. Jahrhundert kam Heimarbeit für die Winterthurer Baumwollindustrie auf. Während der Koalitionskriege wurde Töss 1798-1803 mehrfach durch französische, österreichische und russische Truppen geplündert. Im 19. und 20. Jahrhundert war die Industrie in Winterthur bestimmend für Töss. 1825 gründete Heinrich Rieter die Spinnerei in Niedertöss. Die Firma Rieter erwarb 1833-1834 das Klosterareal sowie 1854 die Klosterkirche und richtete darin ihre Maschinenfabrik ein. 1827 entstand ein Schul- und Gemeindehaus. Die liberale Verfassung von 1831 nahm Töss mit 198 Jastimmen gegen 1 Neinstimme an. 1828 erfolgte die planmässige Bebauung des Zelglis. 1865 wurde ein Arbeiterverein gegründet. Bis um 1900 wuchs Töss mit Winterthur zusammen und wurde zur Arbeitervorstadt. Bekannt ist die 1865-1870 erbaute Arbeitersiedlung Rieter, der bis 1928 weitere folgten (u.a. Reiheneinfamilienhäuser Bernoulli). 1876 erhielt Töss einen Bahnanschluss an der Linie Winterthur-Koblenz. Nach der Eingemeindung 1922 war Töss das Arbeiterquartier von Winterthur. Die Firma Rieter baute ihr Industrieareal bis um 1970 weiter aus. Prägend für das Siedlungsbild wurden der Autobahnanschluss 1968, das Zentrum mit dem Hochhaus ab 1970 sowie der Ausbau der Zürcherstrasse. Der Strukturwandel nach 1990 rief nach Massnahmen zur Wiederaufwertung des Stadtteils.

Quellen und Literatur

  • E. Stauber, Gesch. der Gem. Töss, 1925
  • H. Kläui, Aus der Gesch. der Kirchgem. Töss, 1955
  • Winterthur-Töss, Stadtteil mit vielen Gesichtern, 2006
Von der Redaktion ergänzt
  • Dejung, Emanuel; Zürcher, Richard: Die Stadt Winterthur, 1952, S. 318-333 (Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, 6).
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Meinrad Suter: "Töss (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.12.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003129/2013-12-18/, konsultiert am 19.03.2024.