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Witikon

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Zürich, 1934 in die Stadt Zürich eingemeindet, auf der Zürichberg-Pfannenstiel-Kette gelegen. Zu Witikon gehört seit 1964 das Quartier Eierbrecht, das vorher zu Hirslanden zählte. 946 Witalinchova. 1467 8 Haushalte; 1637 68 Einwohner; 1700 127; 1850 328; 1900 403; 1930 637; 1950 1563; 1970 8645; 2010 10'242.

Aufnahme aus einem Fotoalbum der Familie Hegner von Winterthur, um 1885 (Stadtarchiv Zürich, VII.485.38.).
Aufnahme aus einem Fotoalbum der Familie Hegner von Winterthur, um 1885 (Stadtarchiv Zürich, VII.485.38.). […]

Unter-Witikon, ein Zeilendorf an der heutigen Witikonerstrasse, und Ober-Witikon, ein Haufendorf am Fuss des Kirchhügels, bildeten die beiden mittelalterlichen Siedlungskerne. Witikon gehörte hoch- und niedergerichtlich zum Kelnhof Stadelhofen, ein Reichslehen, über das 1333 die einflussreiche Zürcher Ritterfamilie Mülner verfügte. Durch Verkauf kam Witikon 1358 an die Stadt Zürich und bildete 1384-1798 einen Teil der Obervogtei Küsnacht. Im 16. Jahrhundert besass Witikon ein Gemeindegut. 1578 erhielt es von der Stadt den ersten Einzugsbrief. Die gemäss einer archäologischen Untersuchung von 1975 um 1000 entstandene Kirche wird 1270 als Filiale des Grossmünsters erwähnt. Ab 1598 besass sie das Taufrecht. Die 1864 eingerichtete reformierte Kirchgemeinde wurde 1934 in die Kirchgemeinde Neumünster integriert, 1954 aber wieder verselbstständigt. Die heutige reformierte Kirche datiert von 1957. Die katholische Pfarrei, die 1963 gegründet wurde, liess 1965 die Kirche Maria-Krönung erstellen. Die 1966 eröffnete katholische Paulusakademie ist eine Begegnungs- und Tagungsstätte mit überkonfessioneller Ausstrahlung. Begünstigt durch die Stadtnähe entwickelte sich ab dem 18. Jahrhundert eine starke textile Heimindustrie, insbesondere die Seidenweberei. 1771 gaben 18 von insgesamt 38 Haushaltvorständen Weber oder Weberin als Beruf an; 1850 standen 71 Seidenwebern 30 Landwirte gegenüber. Der Niedergang der Witiker Seidenindustrie setzte Ende des 19. Jahrhunderts ein. Der Bau der Staatsstrasse 3. Klasse von Zürich nach Maur 1850 erleichterte 1873 die Einrichtung eines Postkutschenkurses. Seit 1931 gewährleisten Busse (ab 1946 Trolleybusse) der städtischen Verkehrsbetriebe die Verbindung nach Zürich. Die Gemeindewaldungen gingen nach der Helvetik an eine Korporation von Gerechtigkeitsbesitzern über, die jedoch bereits 1837 wieder liquidiert wurde. 1867 und 1873 erwarben zwei neu gegründete Korporationen 19 bzw. 4 ha Staatswald. Beide Nutzungsgemeinschaften fusionierten 1966 zur Korporation Witikon. Wegen des geringen Steuerertrags und den wachsenden Infrastrukturkosten stimmte Witikon 1934 fast geschlossen der Eingemeindung in die Stadt zu. Nach 1945 setzte ein rasches Siedlungswachstum ein. Mit der Bau- und Zonenordnung von 1946 wurde dem Leitgedanken der Gartenstadt entsprechend ein grosszügiger Grüngürtel geschaffen. Der Gemeinde- bzw. Quartierverein Witikon besteht seit 1929, die Zunft Witikon seit 1980. Die Bausubstanz von Witikon stammt vor allem aus der Zeitspanne zwischen 1950 und 1980. Anfang des 21. Jahrhunderts zählte Witikon wegen seiner Lage hoch über dem See zu den bevorzugten Wohngebieten der Stadt Zürich.

Quellen und Literatur

  • D. Angst, Zürich-Witikon: 1934-1984, 1984
  • Hundert Jahre Gross-Zürich, Ausstellungskat. Zürich, 1994, 128-138
  • Kdm ZH NF 5, 2012, 431-442

Zitiervorschlag

Martin Illi: "Witikon", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.11.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003139/2014-11-11/, konsultiert am 28.03.2025.