Ehemalige politische Gemeinde in der politischen Gemeinde Wohlen (AG), im Bünztal gelegen. 1263 Anglincon. 1836 475 Einwohner; 1850 479; 1900 421; 1910 482.
Im Mittelalter gehörte Anglikon zum Hochgericht und Amt Lenzburg, das nach 1273 von habsburgischen Vögten verwaltet wurde. Nach 1415 war Anglikon Teil der eidgenössischen Landvogtei Freie Ämter (1712 Untere Freie Ämter). 1798 kam es zum helvetischen Distrikt Sarmenstorf, 1803 zum aargauischen Bezirk Bremgarten. Das Dorf war von der Mitte des 13. Jahrhunderts an ein Niedergericht der Herren von Hallwil. Die Gerichtsherrschaft wurde 1415-1432 von den eidgenössischen Orten verwaltet und 1436 erworben, später vom Kloster Wettingen übernommen. Von diesem kaufte Landschreiber Beat Jakob Zurlauben 1678 den Hof Hembrunn mit dem Twing Anglikon, um daraus 1679 ein Fideikomiss (später mit Nesselnbach) zu schaffen. Eine Kapelle St. Anton, Filiale von Villmergen, ist 1515 erwähnt (Neubau 1748 mit Franz-Xaver-Patrozinium, heute St. Wendelin). Einkünfte boten der Getreidebau im Zelgensystem, von der Mitte des 17. Jahrhunderts an zusätzlich das Strohflechten und Hutnähen für Verleger in Anglikon (u.a. Steinmann & Vock, 1730er Jahre) und Wohlen. Auf Wohlens Industrie blieben bis heute sowohl die Betriebe (Färberei) wie auch die Erwerbstätigen Anglikons ausgerichtet. Der Schulhausbau von 1911 zwang die verschuldete Gemeinde zur Vereinigung mit Wohlen, die trotz Wohlens Rekursen gegen den kantonalen Entscheid 1914 vollzogen wurde. 1917 kam Anglikon auch kirchlich zu Wohlen.