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Castagnola

Ehem. polit. Gem. TI, Bez. Lugano, 1972 mit Lugano vereint. In aussichtsreicher Lage über dem Luganersee am Fusse des Monte Brè gelegen, umfasste die Gem. auch die Fraktionen Ruvigliana und Suvigliana, den Weiler Cassarate in der Ebene und Caprino und Cavallino am gegenüberliegenden Seeufer. 1335 Castigniola. 1591 157 Einw.; 1801 214; 1850 419; 1900 1'060; 1950 2'926; 1970 4'430; 1991 5'509 (davon 3'453 in Cassarate). 1886 und 1938 wurden archäolog. Funde aus röm. Zeit gemacht. Im MA bestand im Umkreis der alten Kirche S. Giorgio ein C., Ruvigliana und Suvigliana (1335) umfassendes concilium (Nachbarschaft). C. wurde 1620 selbstständige Pfarrei.

Das vom Bf. von Como gegründete und abgabefreie (cassina) Cassarate (1335 Casorago) war mit der Burg S. Michele (auf dem Hügel im heutigen Park gelegen) verbunden. Der Flecken (burgus) zerfiel nach dem MA und die Grundstücke gingen an Familien in C. und Lugano über. Der linke Arm des Flusses Cassarate wurde spätestens ab dem 17. Jh. durch Mühlen genutzt. C. und Lugano hatten gemeinsam die Nutzniessung sowohl über die Sand- und Kiesgrube an der Mündung des Cassarate wie auch über den Gemeindebesitz in Caprino und Cavallino (Kellereien, Sand- und Kiesgrube, Weiden und Hölzer) inne. Nach 1850 wurde Cassarate in die städt. Infrastruktur von Lugano integriert und 1896 Endstation der Tramlinie. Das Gotteshaus SS. Pietro e Andrea in Cassarate, das auf das frühe 16. Jh. zurückgeht, dient als Privatkapelle der Villa Castagnola, eines 1885 gegründeten Hotels.

C. und seine Umgebung wurden im 20. Jh. dank der baulichen Entwicklung und der Hotelindustrie zum grössten Wohn- und Feriengebiet um Lugano und 1908 durch eine Standseilbahn sowie 1955 durch eine Trolleybuslinie erschlossen. C. ist bekannt für seine Erholungsgebiete und bedeutenden kulturellen Institutionen wie den San Michele-Park (mit einer Kapelle aus dem 18. Jh.), die Villa Favorita (Stiftung Thyssen-Bornemisza) und die Casa Carlo Cattaneo (1849-69 Wohnsitz des gleichnamigen polit. Flüchtlings). Letztere beherbergt heute das Stadtarchiv von Lugano sowie ein Museum, das den 1906-20 in C. lebenden lettischen Dichtern Janis Rainis und Aspazija (Elza Rozenberga) gewidmet ist. 1955-98 war in C. auch ein Arzneimittelbetrieb (Giuliani SA) domiziliert.

Quellen und Literatur

  • C. Donati, A. Sonvico, Il comune di C., Ms., 1969
  • A. Gili et al., Castagnola e il suo patriziato, 2001
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Antonio Gili: "Castagnola", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.09.2003, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003315/2003-09-15/, konsultiert am 28.03.2024.