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Island

Das isoliert im Nordatlantik gelegene Island kam im 14. Jahrhundert zusammen mit Norwegen unter die Herrschaft Dänemarks. Bis zur endgültigen Loslösung Islands von Dänemark 1944 war die schweizerische Gesandtschaft in Kopenhagen für die Wahrung der schweizerischen Interessen in Island zuständig. Die Initiative zur Anknüpfung bilateraler Kontakte ging von der Schweiz aus, welche die Republik Island bereits im Januar 1947 anerkannte. Der Grund für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen lag auf Schweizer Seite einerseits im verhältnismässig florierenden Aussenhandel des Inselstaates und andererseits in der Hoffnung, bei einem zu diesem Zeitpunkt ins Auge gefassten Beitrittsgesuch zur UNO im UNO-Mitglied Island auf einen wohlgesonnenen Partner zählen zu können. Von der Unabhängigkeit von 1944 an bestand bei der isländischen Regierung bis 1951 keine diplomatische Vertretung der Schweiz. Als die isländische Regierung im August 1950 ihren Gesandten in Paris in Bern akkreditierte, zog die Schweiz im November 1951 nach. Seither ist der schweizerische Gesandte (seit 1957 Botschafter) in Oslo neben Norwegen auch für Island zuständig. Die Wahl fiel auf Oslo, weil die meisten Staaten ihre Vertreter von der norwegischen Hauptstadt aus mit der Aufrechterhaltung ihrer Interessen in Island betrauten. 1950 richtete Island in Genf ein Konsulat ein. Heute bestehen je ein Generalkonsulat in Genf und in Zürich sowie ein Konsulat in Bern.

1969 erstellte die Alusuisse den grössten industriellen Komplex Islands. Die Aluminiumschmelzerei Isal, die 2000 an das kanadische Unternehmen Alcan verkauft worden war, wies 2005 eine Kapazität von 170'000 t jährlich auf und beschäftigte rund 500 Personen. 1996 beteiligte sich Hoffmann-La Roche an der DeCode Genetics, einem Unternehmen, das in einer Datenbank alle verfügbaren Patientendaten Islands sowie die genealogischen Daten der isländischen Bewohner bis ins 9. Jahrhundert zurückzuerfassen versucht. Ziel ist es, anhand der Daten Defekte im genetischen Material zu lokalisieren und Medikamente zur Verhinderung von Erbkrankheiten herzustellen.

Die Schweiz stand Anfang des 21. Jahrhunderts an der Spitze der ausländischen Investoren in Island. 2004 exportierte sie für 38 Mio. Franken Güter nach Island, während die Importe aus Island in die Schweiz 58 Mio. Franken betrugen. Die Handelsbilanz weist für die Schweiz traditionellerweise ein Defizit aus. Wichtigste schweizerische Exportgüter sind Maschinen, gefolgt von landwirtschaftlichen Produkten, Uhren und Metallen. 1981 schlossen die beiden Länder ein Abkommen für den Warenaustausch von landwirtschaftlichen Gütern, Fischen und Meeresfrüchten. Zu den bedeutendsten Importgütern aus Island gehören Metalle. Das 1875 noch mit Dänemark abgeschlossene Freundschafts-, Handels- und Niederlassungsabkommen wurde 1963 durch einen Notenwechsel als weiterhin für Island gültig erklärt. 1988 kam es zum Abschluss eines Abkommens zur Vermeidung der Doppelbesteuerung.

Im Oktober 1989 weilte mit Vigdis Finnbogadottir erstmals eine isländische Präsidentin in der Schweiz; sie absolvierte einen offiziellen Arbeitsbesuch. Bilaterale Beziehungen werden vorwiegend durch Ministertreffen im Rahmen der Efta, des Europarats und der OSZE unterhalten, denen beide Länder angehören. Die Schweizer Kolonie in Island zählte 2004 71 Personen, die isländische Kolonie in der Schweiz 116.

Quellen und Literatur

  • BAR
  • EDA
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Eric Flury-Dasen: "Island", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.10.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003358/2017-10-04/, konsultiert am 28.03.2024.