Die Personalunion Kastilien-Aragon von 1469/1479 bildete die Grundlage für die Entwicklung des spanischen Nationalstaats. Im nahtlosen Übergang von der Reconquista, der Rückeroberung der iberischen Halbinsel aus der Hand der Mauren, zur Conquista in Übersee entstand das spanische Reich, das unter Karl V., seinerseits in Personalunion spanischer und deutscher König, im 16. Jahrhundert lange eine Vormachtstellung in Europa einnahm. Der Aufstand in den Niederlanden 1566 und die Niederlage der Armada 1588 leiteten den sich über mehrere Jahrhunderte erstreckenden Niedergang Spaniens als Grossmacht ein; seit dem Ende des Spanischen Erbfolgekriegs (1701-1713/1714) spielte Spanien in der europäischen Politik nur noch eine untergeordnete Rolle. Die Restauration der Dynastie der Bourbonen nach der Revolutionszeit, in der Spanien viele seiner südamerikanischen Kolonien verlor, erfolgte 1814 in besonders reaktionärer Form; im 19. Jahrhundert lösten sich eher absolutistisch-reaktionäre und gemässigte oder konstitutionelle Formen der Monarchie mehrfach ab, unterbrochen von den Karlistenkriegen, einer Revolution sowie der Ersten Republik 1873-1874. Im Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898 wurde Kuba unabhängig, die Philippinen sowie Puerto Rico kamen an die USA. Die 1875 wiederhergestellte konstitutionelle Monarchie hielt sich bis 1931; die damals in Cortes-Wahlen siegreichen linken und liberalen Republikaner verloren später den Bürgerkrieg (1936-1939) gegen Francisco Franco, dessen Diktatur bis 1975 bestand. Die 1978 in einem Referendum angenommene Verfassung machte Spanien zu einer parlamentarischen Erbmonarchie – die erneute Übertragung der Königswürde an die Bourbonen hatte noch der Generalissimo eingeleitet – mit einem demokratischen Regierungssystem. 1986 trat Spanien der Europäischen Gemeinschaft (EG) bei.
Frühe wirtschaftliche, kulturelle und militärische Kontakte im Spätmittelalter
Lange vor dem Beginn staatlicher Beziehungen bestanden zwischen Spanien und der Schweiz Verbindungen wirtschaftlicher und kultureller Natur. Die ersten namentlich bekannten Schweizer Unternehmen, die mit Spanien Handel trieben, waren Anfang des 15. Jahrhunderts die Diesbach-Watt-Gesellschaft, die Basler Halbisen-Gesellschaft sowie die Gebrüder Reyff in Freiburg. Diese Handelshäuser setzten in Spanien vorwiegend Textilien wie Leinwand ab und bezogen aus Spanien hauptsächlich Safran, im Weiteren typische Mittelmeerprodukte wie Baumwolle, Indigo, Datteln und Zucker. Die Diesbach-Watt-Gesellschaft verfügte über ständige Niederlassungen in Barcelona, Valencia und Zaragoza. Spanische Kaufleute, die vorwiegend aus Katalonien stammten, waren hingegen weniger zahlreich in der Schweiz anzutreffen.
Bei den kulturellen Wechselbeziehungen dominierten anfänglich religiöse und kirchliche Aspekte. Eine im hohen Mittelalter einsetzende Verbindung der Eidgenossen mit Spanien, die während Jahrhunderten bestand und kulturelle wie konfessionelle Einflüsse übertrug, war mit den Jakobspilgerwegen (Pilgerwesen) nach Santiago de Compostela gegeben. Grosse kirchenpolitische und theologische Wirksamkeit entfalteten die über 170 Kastilier und Aragonesen, die am Konzil von Basel (1431-1449) teilnahmen. Aus Basel stammten schliesslich Buchdrucker wie Fadrique de Basilea, die in mehreren spanischen Städten den Buchdruck einführten und humanistisches sowie religiöses Schrifttum verlegten.
Es war das Königspaar Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragon, das im ausgehenden 15. Jahrhundert auf die frei verfügbaren und aus den Burgunderkriegen siegreich hervorgegangenen Schweizer Söldner aufmerksam wurde. Vereinzelte eidgenössische Reisläufer sind erstmals 1482 auf spanischem Boden nachweisbar. Der königliche Chronist Fernando del Pulgar erwähnt 1487 ihre Präsenz bei der Vorbereitung des Feldzugs gegen Granada. Wenn auch die vielfach kolportierte Behauptung bezweifelt wird, die 1487 erlassenen spanischen Kriegsverordnungen seien eine Nachahmung älterer Schweizer Vereinbarungen, so ist doch der eidgenössische Einfluss auf Bewaffnung und taktisches Vorgehen der vor allem in Flandern und Neapel eingesetzten Tercios (spanische Infanterieeinheiten) unverkennbar. Zahlreiche Schweizer Fusssoldaten standen im jahrzehntelangen Ringen zwischen Frankreich und Spanien um die Vorherrschaft in Italien auf beiden Seiten.
Intensivere Beziehungen mit der neuen Grossmacht im 16. Jahrhundert
Eine erste vertragliche Bindung mit Spanien ging die Eidgenossenschaft 1515 ein, als die dreizehn Orte ein gegen Frankreich gerichtetes Bündnis mit dem Kaiser, dem Papst und dem Herzog von Mailand zur Bewahrung des Status quo in Italien abschlossen. Das von Kaiser Karl V. in seiner Eigenschaft als Lehensherr von Mailand 1552 zum achten und letzten Mal erneuerte Kapitulat (Mailänder Kapitulate) mit den dreizehn Orten beinhaltete in erster Linie die Zusicherung der guten Nachbarschaft in Handel und Verkehr. Eindeutig antifranzösischen Charakter trug hingegen die 1557 von König Philipp II. von Spanien vollzogene Erneuerung der Erbeinung mit Maximilian I. von 1511, in der die Eidgenossen eine Schutzgarantie für die ererbten habsburgischen Territorien wie die Freigrafschaft Burgund, nicht aber für das Herzogtum Mailand, abgegeben hatten. 1556 war die Freigrafschaft als habsburgische Herrschaft von Karl V. bei seiner Abdankung der spanischen Linie unter Philipp II. übertragen worden. Ihr kam für Spanien grosse strategische Bedeutung zu, verband sie doch auf dem Landweg das Herzogtum Mailand über das befreundete Savoyen mit den Spanischen Niederlanden. Trotz weitgehender Autonomie musste sie zur Zeit Philipps II. als Durchmarschkorridor für die nach Flandern marschierenden spanischen und italienischen Truppen herhalten. Frankreich stellte für den habsburgisch-spanischen Pufferstaat im Vorfeld der Eidgenossenschaft eine ständige Bedrohung dar. Da die Eidgenossen aus der auf dem Erbeinigungsvertrag basierenden Verpflichtung zum "getreuen Aufsehen" keine Unterstützung mit militärischen, sondern nur mit diplomatischen Mitteln ableiteten, setzte sich Spanien mit wechselndem Erfolg für die Neutralisierung der Freigrafschaft ein.
Auch im 16. Jahrhundert zogen schweizerische Handelsunternehmen, an ihrer Spitze lange Zeit dasjenige der Familie Zollikofer von St. Gallen, grossen Gewinn aus dem Transport von Luxuskonsumgütern aus Spanien und dem Mittelmeerraum in mittel- und nordeuropäische Absatzgebiete. Nach Spanien exportierten die Schweizer Kaufleute immer noch vorwiegend Textilien. Andere Ausfuhrprodukte wie Vieh, Holz, Leder und Käse waren grossenteils für die spanischen Besitzungen in Italien, insbesondere das Herzogtum Mailand, bestimmt. Dieses spielte andererseits bei der Versorgung der katholischen Eidgenossenschaft mit Salz und Getreide eine bedeutende Rolle, unter der strikten Aufsicht der spanischen Behörden, die auf dem ausschliesslichen Verbrauch in der Schweiz bestanden.
Die bedeutendsten Städte Spaniens, allen voran Sevilla, zogen im 16. Jahrhundert zahlreiche Tessiner Künstler an. So waren in Sevilla, Toledo und Burgos die Bildhauer Antonio Maria Aprile von Carona sowie Bernardino und Pace Gaggini von Bissone tätig. Der Architekt Michele Carlone von Rovio sowie die Bildhauer Egidio, Pietro und Giovan Antonio Verda von Gandria führten den Innenausbau des Schlosses von La Calahorra bei Guadix (Andalusien) aus. Die Brüder Giorgio und Giovan Giacomo Paleari von Morcote standen als Festungsspezialisten im Dienst Philipps II. und wandten ihre Kenntnisse in Italien (u.a. Mailand), Spanien (Pamplona) und Portugal (Setúbal) an. Unter den wenigen Spaniern, die sich im 16. Jahrhundert in der Schweiz niederliessen, sind die humanistischen oder protestantischen Refugianten (Flüchtlinge) zu erwähnen, die vor allem in Basel Zuflucht fanden. Der zum refomierten Glauben übergetretene, erfolgreiche Bankier Marcos Pérez wurde 1568 in das Basler Bürgerrecht aufgenommen und machte sich mit der Unterstützung weiterer Glaubensflüchtlinge wie des aus Sevilla stammenden Bibelübersetzers Casiodoro de Reyna sehr verdient. Mit der Aufnahme dieser Refugianten wurde eine Asylpraxis seitens der eidgenössischen Orte eingeleitet, die auch in späteren Zeiten von spanischen Dissidenten verschiedener Art sporadisch in Anspruch genommen wurde. Im Zeichen der Glaubenstrennung stand 1536 die Disputation der neun ersten, nach Italien reisenden Genossen des Gründers des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola, unter ihnen mehrere Spanier, mit reformierten Theologieprofessoren in Basel.
Die führenden Köpfe der Reformation in der Schweiz, welche einzelnen spanischen Gelehrten wie zum Beispiel dem Humanisten Juan Luis Vives, Schüler und Freund des Erasmus von Rotterdam, grosse Wertschätzung entgegenbrachten, fürchteten den ihnen feindlichen Einfluss Spaniens im Reich. Spanien war in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die beherrschende Macht in Europa schlechthin und zwang alle übrigen Staaten in die Rolle von Alliierten, Freunden oder Feinden. Das Verhältnis zur Eidgenossenschaft trat in eine neue Phase ein, als Spanien engere Beziehungen zu deren katholischem Teil, insbesondere zum Schutz des Herzogtums Mailand, eingehen wollte. 1587 schloss es mit den katholischen Orten Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern, Zug und Freiburg ein im Zeichen der Gegenreformation stehendes Bündnis ab. Die wichtigsten Bestimmungen dieser Allianz waren: 1. gegenseitige Hilfsverpflichtungen im Fall eines Angriffs von Drittstaaten, 2. Recht eines jeden Vertragspartners auf den Durchmarsch seiner Truppen durch das Territorium des anderen, 3. Verpflichtung Spaniens zur regelmässigen Zahlung von Pensionsgeldern an die Orte, 4. Handels- und Zollvorschriften, vor allem zur Versorgung der ennetbirgischen Vogteien mit Getreide und Salz und zum Viehhandel mit der Lombardei, 5. Studienfreiplätze für Söhne der politischen Führungsschicht der katholischen Orte an den Hochschulen von Mailand und Pavia.
Die beidseitigen Interessen der an machtpolitischer Entfaltung und europäischer Verbindungen so ungleichen Allianzpartner ergänzten sich nördlich und südlich der Zentralalpen (Eidgenossenschaft, Mailand, Freigrafschaft) sehr gut. Spanien begrüsste im Bündnis von 1587 die Öffnung einer neuen militärischen Nachschubroute nach Flandern und die Sicherheitsgarantien für das Herzogtum Mailand, indem die katholischen Orte der Eidgenossenschaft im Ernstfall dessen Nordgrenze schützten und zudem Soldtruppen zur Verfügung stellen sollten. Die katholischen Orte hingegen waren am Rückhalt gegen die reformierten Orte, an Pensionsgeldern und wirtschaftlichen Vorteilen im Handel mit Mailand, am Gotthardtransit und an der gesicherten Versorgung der ennetbirgischen Vogteien interessiert. Das Bündnis mit Spanien führte zur Teilung des Landes Appenzell (1597), indem die katholischen Appenzeller sich diesem anschliessen wollten, die reformierten hingegen ihre Zustimmung verweigerten. Besondere Bedeutung für Spanien erlangte im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts das Recht auf Truppenpassagen, als die Route über Savoyen zu riskant geworden war: 1604-1625 überschritten, alle von Spanien veranlassten Durchzüge zusammengezählt, 73'000 Mann deutscher, italienischer, wallonischer und spanischer Nationalität den Gotthardpass (Camino de Suizos).
Im Zeichen des Konfessionalismus (Ende 16. bis Anfang 18. Jahrhundert)
Der Zeitabschnitt zwischen dem Ende der französischen Religionskriege und dem Beginn des Dreissigjährigen Kriegs brachte die intensivste diplomatische Tätigkeit Spaniens in der Eidgenossenschaft hervor. Der in Luzern residierende Botschafter Alfonso Casati, der 1594-1621 die Gesandtschaft in der Schweiz wahrnahm, beeinflusste die eidgenössische Innenpolitik nachhaltig. Als 1621 die (1604 erneuerte) Allianz von 1587 auslief und Spanien 1622 für längere Zeit letztmals die Pensionsgelder entrichtete, lockerte sich die Verbindung mit den katholischen Orten. Diese rückten nicht nur wegen der ausstehenden Pensionen von Spanien ab, sondern auch, um eine Verwicklung in den Dreissigjährigen Krieg zu vermeiden. Spanien seinerseits zeigte ebenfalls weniger Interesse an der katholischen Schweiz, weil die Besetzung des Veltlins 1618 den Gotthardpass für Truppendurchzüge in den Hintergrund treten liess. Ohnehin stellten damals die Bündner Pässe für die spanischen Armeen die geeignetsten Verbindungslinien zu den böhmisch-deutschen Kriegsschauplätzen dar. Das Eingreifen Spaniens zusammen mit Österreich in den konfessionellen Bürgerkrieg in Graubünden (Bündner Wirren) erfolgte vorwiegend aus strategischen Erwägungen.
Die Allianz der katholischen Orte mit Spanien wurde erst 1634 wieder erneuert (letztmals 1705). Die Vertragsartikel blieben sich bis auf wenige Ausnahmen gleich. Deren wichtigste war die Ausweitung des Schutz- und Schirmbündnisses auf die Freigrafschaft Burgund. Als 1635 im Anschluss an die Kriegserklärung Frankreichs an Spanien französische Truppen in die Freigrafschaft einfielen, erwies sich diese neue Schutzgarantie aufgrund der konfessionellen Spannungen in der Schweiz allerdings als wenig wirksam. Die Bemühungen des spanischen Literaten und Diplomaten Diego de Saavedra Fajardo 1638-1642 in der Schweiz zugunsten der Freigrafschaft vermochte deren Gefährdung ebenso wenig zu bannen wie 1668 die Unterhandlungen von Abt Jean Gérard Joseph de Wattenwyl, des Abgesandten des burgundischen Parlaments. Die erneute Invasion 1674 durch König Ludwig XIV. besiegelte das Schicksal der Freigrafschaft, die 1678 endgültig in den Besitz Frankreichs überging. Diese territoriale Expansion machte die französische Vormachtstellung in Europa und die entscheidende Schwächung Spaniens augenscheinlich, somit auch dessen stark reduzierten Einfluss in der Eidgenossenschaft. Mit der vormaligen spanischen Herrschaft über die Freigrafschaft Burgund eng verbunden war die Berner Patrizierfamilie von Wattenwyl, von der ein Zweig im 16. Jahrhundert in den spanischen Dienst trat. Mehrere Angehörige dieser "burgundischen Linie" bekleideten hohe Ämter in der Freigrafschaft, wie der oben erwähnte Abt von Baume-les-Messieurs, oder in anderen Provinzen der spanischen Monarchie, wie Juan Carlos de Batteville, der als Gouverneur von Luxemburg, später als Vizekönig von Navarra fungierte.
Eine Konstante in den schweizerisch-spanischen Beziehungen dieser Zeit bildete der Solddienst (Fremde Dienste). Oberst Walter Roll aus Uri warb 1574 erstmals ein katholisch-eidgenössisches Regiment an, bestimmt für einen Einsatz in den Niederlanden. Der Solddienst der katholischen Orte war das Hauptelement ihrer im Bündnis von 1587 fixierten Schutzgarantien für das Herzogtum Mailand. Die spanischen Könige Philipp III. und Philipp IV. schlossen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts Kapitulationen für insgesamt zwölf Regimenter ab. In der zweiten Hälfte nahmen schweizerische Truppen auf der iberischen Halbinsel an den Feldzügen Philipps IV. und Karls II. gegen die Portugiesen, die ihre wiedergewonnene Unabhängigkeit verteidigten, und gegen die aufständischen Katalanen teil. Im Pfälzischen Krieg (1688-1697) und im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) wurde wiederum das Herzogtum Mailand zum Schauplatz militärischer Auseinandersetzungen unter Beteiligung eidgenössischer Söldnereinheiten.
Verglichen mit dem Solddienst waren die kulturellen Kontakte zwischen Spanien und der Schweiz im 17. Jahrhundert bedeutend weniger intensiv. Die Präsenz bildender Künstler und Architekten aus dem Tessin in Spanien hatte sich nach 1600 stark vermindert. An den Jesuitenkollegien der katholischen Schweiz dagegen wurden die ideologischen Inhalte der von Spanien wesentlich mitgestalteten Gegenreformation besonders intensiv vermittelt. Beispielsweise vergegenwärtigte das Jesuitentheater in Luzern das Leben des spanischen Japan- und Indienmissionars Franz Xaver (1506-1552). Schweizer Jesuiten hielten sich zeitweise in Spanien auf, so 1627-1628 Johann Baptist Cysat von Luzern, einer der führenden Astronomen seiner Zeit.
In der Zeit der wirtschaftlichen Stagnation des 17. Jahrhunderts in Italien und Spanien verlor auch der schweizerisch-spanische Handelsverkehr an Bedeutung. Erst während des Spanischen Erbfolgekriegs belebte sich der Export schweizerischer Waren wieder aufgrund steigender Nachfrage seitens der spanischen Kaufmannschaft. Dieser Aufschwung verstärkte sich noch mit der Ausfuhr schweizerischer Textilien nach den Kolonien in Amerika. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestanden schweizerische Handelshäuser in allen grösseren spanischen Städten. Eine bedeutende Rolle bei der Einfuhr von Werken in lateinischer und französischer Sprache nach Spanien spielte der Genfer Buchhandel.
Das ausgehende Ancien Régime und die Revolutionszeit (18. Jahrhundert bis 1815)
Im Frieden von Rastatt und im ersten Frieden von Baden (beide 1714) verlor Spanien seine italienischen Besitzungen. Insbesondere der Verlust des Herzogtums Mailand reduzierte die Beziehungen zur Eidgenossenschaft beträchtlich. Eine Erneuerung des Bündnisses zwischen Spanien und den katholischen Orten kam nicht mehr zustande. Die sehr lockeren weiter bestehenden Beziehungen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts betrafen fast ausschliesslich Militärangelegenheiten, vor allem den Solddienst eidgenössischer Regimenter. Grössere Söldnereinheiten gelangten bereits wieder 1718 in Italien zum Einsatz, als sich Spanien anschickte, Teile seiner früheren Besitzungen zurückzuerobern. Eine Ausweitung des Einsatzkreises bedeutete die Verschiffung von insgesamt vier Regimentern nach Nordafrika ab 1732. Auch im Polnischen Erbfolgekrieg (1734-1735) kämpften Schweizer Truppen im Dienst Spaniens vornehmlich gegen die Österreicher in Sizilien und Neapel. Im Österreichischen Erbfolgekrieg (1741-1748) schliesslich wollte Spanien seine alte Vormachtstellung in Italien zurückgewinnen und setzte in den Feldzügen in Savoyen, Nizza und der Lombardei insgesamt fünf Schweizerregimenter mit über 30'000 Mann ein. Anfang 1743 beherrschte die spanische Alpenarmee ganz Savoyen und stellte eine Bedrohung für Genf dar, das die Hilfe der mit ihm verburgrechteten Städte Bern und Zürich anrief. Söldner der vier Schweizerregimenter, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts der spanischen Krone zur Verfügung standen, fehlten in keiner der zahlreichen Konfrontationen, weder im Krieg gegen Portugal (1762), noch in den Expeditionen in Algerien (1775, 1790), noch im Krieg gegen England (1781-1782). Archivalisch bezeugt ist, dass zahlreiche Söldner nicht in die Schweiz zurückkehrten und den Rest ihres Lebens in Spanien verbrachten.
Erwähnenswert sind auch die Tessiner Architekten, die sich Mitte des 18. Jahrhunderts in Spanien aufhielten, so die Brüder Vigilio und Pietro Rabaglio von Gandria, die am Bau des Königspalastes in Madrid und am Projekt des Palastes in Riofrío tätig waren, oder das Brüderpaar Carlo und Giovan Maria Fraschina, deren Mitwirkung als Maurermeister am Palacio de la Granja in San Ildefonso belegt ist.
Die grösste Auswanderungsbewegung aus der Schweiz nach Spanien nahm 1767 ihren Anfang, als König Karl III. beschloss, 6000 mitteleuropäische Kolonisten für die Besiedlung der im nördlichen Andalusien gelegenen Sierra Morena anzuwerben. Bei den etwa 800 Personen aus der Schweiz, die sich entgegen den obrigkeitlichen Verboten diesem Unternehmen anschlossen, handelte es sich in erster Linie um Kleinbauern, Taglöhner und Bergbauern aus katholischen Gebieten. Dieses Projekt zur besseren wirtschaftlichen Erschliessung rückständiger Regionen in Südspanien war der Initiative reformbewusster spanischer Minister zu verdanken.
In der Zeit von Rokoko und Aufklärung nahmen sich Spanien und die Schweiz in einem bescheidenen Austausch von Luxusprodukten sowie in einer ebenso beschränkten Rezeption belletristischer Schöpfungen und wissenschaftlichen Gedankenguts gegenseitig wahr. So führte der Neuenburger Uhrenmacher Pierre Jaquet-Droz am Hof König Ferdinands VI. 1758 einen Spielautomaten und ein Sortiment Pendeluhren vor. Die Schäferlyrik von Salomon Gessner aus Zürich erfreute sich in Spanien derartiger Beliebtheit, dass er dort zum bestbekannten Dichter deutscher Sprache avancierte. Gelehrte beider Länder standen miteinander in Briefwechsel, so etwa Albrecht von Haller (1708-1777) mit dem Naturwissenschaftler Antonio Capdevila oder Johann Rudolf Iselin mit dem Universalgelehrten Gregorio Mayans y Siscar. Die spanischen Sociedades económicas hatten ausländische Vorbilder, unter ihnen die Ökonomisch-gemeinnützigen Gesellschaften von Bern, Zürich und Solothurn. In Schriften von Pedro Rodríguez Graf von Campomanes, des einflussreichen ministeriellen Beraters von König Karl III., ist im Zusammenhang mit Reformanliegen öfters von ökonomischen und sozialen Aspekten der Schweiz die Rede. In die Schwellenzeit um 1800 fällt schliesslich die Einführung der Unterrichtsmethoden von Johann Heinrich Pestalozzi durch Schweizer Offiziere in Tarragona, Madrid und Santander. Der Gründung des Real Instituto Militar Pestalozziano 1806 in Madrid folgte ein Briefwechsel zwischen Pestalozzi und dem leitenden spanischen Staatsminister Manuel Godoy.
Schweizerregimenter wurden im Krieg gegen die Französische Republik ab 1793 eingesetzt. Nach empfindlichen Rückschlägen sah sich Spanien 1795 zum Frieden von Basel gezwungen. Eine bedeutende Rolle spielten schweizerische Truppeneinheiten im spanischen Unabhängigkeitskrieg gegen Napoleon 1808-1814. Nur zwei der sechs Regimenter, die insgesamt gegen 12'000 Mann umfassten, schlossen sich dem französischen Besatzungsheer an. Der Einsatz von General Theodor Reding von Schwyz an der Spitze der Schweizer Truppen entschied über den Sieg der spanischen Aufständischen bei Bailén 1808. Im Verlauf der nachfolgenden Kämpfe erlitten die Schweizerregimenter grosse Verluste. Sie zählten 1812 insgesamt nur noch einige hundert Mann. Die kriegerischen Auseinandersetzungen zur Zeit der Französischen Revolution und Napoleons beeinträchtigten den Handelsverkehr zwischen Spanien und seinen Kolonien mit der Schweiz in hohem Mass. Mehrere Pläne, die den Abschluss eines Handelsvertrags vorsahen, zerschlugen sich.
Von der Restauration bis ins ausgehende 19. Jahrhundert
Die Schweiz, eine Konföderation von 21 Republiken inmitten der restaurierten europäischen Monarchien, stellte ab 1815 einen Zufluchtsort für politische Flüchtlinge aus einer Vielzahl von Ländern dar. Unter ihnen befanden sich auch Spanier aus dem liberalen Lager. Die den Pressionen der Grossmächte ausgesetzten kantonalen Obrigkeiten sahen sich 1817 allerdings zum Beitritt zur Heiligen Allianz und 1823 zu Zwangsmassnahmen gegenüber der Presse und den Exilanten veranlasst. Im selben Jahr begrüsste der eidgenössische Vorort sogar explizit in einem Glückwunschschreiben die in Spanien von französischen Truppen erzwungene Wiedereinführung der absolutistischen Monarchie unter König Ferdinand VII. Die Teilnahme der in französischen Diensten stehenden schweizerischen Gardetruppen an der von der Heiligen Allianz angeordneten Intervention zum Sturz der liberalen Regierung in Spanien vermag diese willfährige, der öffentlichen Meinung zuwiderlaufende Haltung teilweise zu erklären. Diese war aber auch Ausdruck der politischen Spannungen in der Schweiz mit ihrem Gegensatz von restaurativer Herrschaft und regenerativ-liberal gesinnten Kreisen, die mit der antiabsolutistischen Revolution in Spanien sympathisierten. Ein weiterer Beleg für die kontroverse Beurteilung der damaligen politischen Entwicklung in Spanien ist die 1820 erschienene, antiliberale Schrift "Constitution der spanischen Cortes" (13 zeitgenössische Ausgaben, auch in Spanisch und Katalanisch) Karl Ludwig von Hallers, des Berner Wortführers der Restauration. Das revolutionäre Parlament Spaniens hatte 1820 die Auflösung der Schweizerregimenter verfügt. Aufgrund des erneuten absolutistischen Umsturzes versahen diese ihren Dienst aber bis 1828 und wurden 1835 endgültig entlassen. Verhandlungen bezüglich geschuldeter Sold- und Pensionsgelder zogen sich bis in die 1920er Jahre hin.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts siedelten sich zahlreiche Puschlaver Zuckerbäcker in Spanien an. Die Niederlassung von Andrea Pozzi aus Poschiavo in Bilbao um 1800 markiert den Beginn dieser Auswanderung. Auf ihn und seinen Landsmann Lorenzo Matossi geht die Einrichtung des ersten Café Suizo zurück. Über ganz Spanien breiteten sich in der Folge die Puschlaver Kaffeehäuser aus; am Ende des 19. Jahrhunderts waren es über 50. Die meisten der Auswanderer kehrten nach Poschiavo zurück. Ihre im "Spaniolenviertel" gelegenen, prachtvollen Häuser zeugen vom erworbenen Reichtum. Ein 1841 zwischen Königin Isabel II. und der Eidgenossenschaft abgeschlossener Vertrag zivil- und strafrechtlichen Inhalts legte die Basis für geregelte Beziehungen zum Schutz ihrer Staatsangehörigen. Auf Antrag des Kantons Graubünden wurde 1846 der Beschluss gefasst, in Barcelona, wo die grösste Schweizerkolonie bestand, ein "Handelskonsulat für Spanien" (seit 1958 Generalkonsulat) zu errichten. 1861 folgte ein Honorarkonsulat (bis 1910, seit 1957 Botschaft) in Madrid.
Im Zeitalter der Restauration hatten der von Spanien betriebene Protektionismus und die Wirren um die Unabhängigkeitsbewegung der amerikanischen Kolonien den Handelsaustausch erschwert. Dieser erfuhr erst gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts wieder einen Aufschwung. Zu den traditionellen schweizerischen Exportprodukten – Baumwoll- und Seidentücher – stiessen hochwertige Industriegüter wie die Uhren. Dagegen ging die Zahl der in Spanien lebenden Schweizer und Schweizerinnen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Waren es um 1830 ungefähr 2000, meist Veteranen der Schweizerregimenter, so wurden 1858 nicht mehr als 250 Personen gezählt, in ihrer Mehrheit Tessiner und Bündner.
Von 1840 an wurden radikal-liberale Ideen in der Presse Spaniens in zunehmendem Mass propagiert. Bei einigen spanischen Staatstheoretikern und Politikern fand die Schweizer Bundesverfassung von 1848 eine sehr positive Würdigung. Die Repression republikanischer und föderalistischer Aufstände ab 1866 trieb viele spanische Politiker ins Exil, das ihnen Frankreich, Belgien und die Schweiz gewährten. An den Internationalen Friedenskongressen der pazifistischen Liga für Frieden und Freiheit 1867 in Lausanne und 1868 in Bern waren die spanischen Demokraten und Republikaner sehr gut vertreten. 1872-1873 beunruhigte der Genfer Aufenthalt von Don Carlos, des Thronprätendenten und Anführers der extrem traditionalistischen Bewegung der Karlisten, die Schweizer Behörden. Neben den USA war die Schweiz das einzige Land, das nach der Abdankung von König Amadeus 1873 der neu geschaffenen Ersten Spanischen Republik nicht mit Misstrauen begegnete und sie sofort anerkannte. Der aus Katalonien stammende Publizist und Politiker Francisco Pi y Margall (1824-1901), der zweite Präsident der kurzlebigen Republik, betrachtete in seinem 1876 geschriebenen Werk "Las nacionalidades" die Schweiz als Musterbeispiel einer föderalistischen Republik, in der aus freier Übereinkunft verschiedene Ethnien, Sprachgruppen und historisch gewachsene Teile mit ihren je eigenen kantonalen Gesetzen zusammengefunden hätten. Ob der Cantonalismo, die Bezeichnung für die aufständische, von ultraföderalistischen Kräften getragene Bewegung 1873 in Andalusien und Murcia, etwas mit den Schweizer Kantonen zu tun hat, steht nicht mit Sicherheit fest. In die revolutionäre Zeit von 1868 reichen die Kontakte zurück, die der damals in der Schweiz tätige Michail Bakunin mit politischen Kreisen in Spanien anknüpfte. Die spanische Arbeiterschaft war in der Folge lange Zeit weit stärker anarchistisch als sozialistisch inspiriert.
1869 wurde in Madrid das erste schweizerisch-spanischeHandelsabkommen, mit der Meistbegünstigungsklausel, abgeschlossen. Damals öffnete sich der spanische Markt dem ausländischen, auch schweizerischen Kapital. Eine gemässigte Freihandelspolitik begründete den industriellen Durchbruch in verschiedenen Landesteilen und eine schnelle Wirtschaftsentwicklung. Ein 1879 abgeschlossener Niederlassungsvertrag erleichterte den Aufenthalt und die Tätigkeit schweizerischer und spanischer Handels- sowie Gewerbetreibender im anderen Land. Der Handelsvertrag von 1869 wurde 1883, 1892, 1906 und 1922 in modifizierter Form erneuert. Allen genannten Vertragsabschlüssen waren gegenseitige Revisionen der Zolltarife vorangegangen.
Das 20. Jahrhundert bis zum Spanischen Bürgerkrieg
Im Krieg um Kuba und die Philippinen folgten 1898 Spanien und die USA den vermittelnden Bemühungen der Schweiz, die Zusatzartikel der Genfer Konvention von 1864 im Sinn eines Modus vivendi in Kraft zu setzen. Die Niederlage gegen die USA bewirkte, dass sich Spanien wieder vermehrt den politischen Verhältnissen in Europa zuwandte. Der sich nach 1900 beschleunigende Wirtschaftsaufschwung machte es zu einem attraktiven Handelspartner. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts war der Handelsverkehr zwischen Spanien und der Schweiz nahezu ausgeglichen. 80% der Importe aus Spanien bestanden aus Wein, der Rest aus Früchten, Fisch, Kork und Blei. Die wichtigsten Schweizer Exportprodukte waren Uhren, Maschinen, Stickereien, Kondensmilch, Kühe und Käse. Der Aufschwung der Handelsbeziehungen mit Spanien belastete die Schweizer Konsulate in zunehmendem Mass und erforderte einen Ausbau: 1914 wurde das Generalkonsulat in Madrid mit der Ernennung des Puschlavers Alfredo Mengotti zum ständigen Gesandten in eine Gesandtschaft umgewandelt. Die schweizerische Industrie beteiligte sich massgeblich an der Elektrizitätsgewinnung und -versorgung sowie an der Modernisierung der Eisenbahn in Spanien. Im Ersten Weltkrieg wurden Spanien und die Schweiz, die ihre Neutralität bewahrten, zu Lieferanten sowohl der Alliierten als auch der Mittelmächte. Der spanisch-schweizerische Handelsaustausch intensivierte sich in den Kriegsjahren, insbesondere führte Spanien vermehrt mineralische Rohstoffe und Lebensmittel aus. 1918 war Spanien zum wichtigsten Lebensmittellieferanten der Schweiz aufgestiegen, vor Italien und Frankreich. Die Schweiz steigerte den Export von Maschinen für die Landwirtschaft, eine Entwicklung, die nach dem Krieg anhielt. Die Einfuhren aus Spanien gingen hingegen nach 1918 zurück.
In der Nachkriegszeit spielten Spanien und die Schweiz, beide Gründungsmitglieder des Völkerbunds, international eine eher bescheidene Rolle. Bei den Bemühungen um eine engere Zusammenarbeit der im Ersten Weltkrieg neutral gebliebenen Staaten – wie der Niederlande, der skandinavischen Länder und der Schweiz – im Völkerbund wurde Spanien ab und zu einbezogen, beispielsweise 1922 anlässlich eines Vorgesprächs von Vertretern der genannten Staaten in Bern im Hinblick auf die im selben Jahr stattfindende internationale Wirtschaftskonferenz von Genua. Die Ansprüche Spaniens 1926 auf einen ständigen Sitz im Völkerbundsrat fanden keine Unterstützung seitens der Schweiz.
Die Interessenlage der Schweiz wurde in erster Linie von der Präsenz ihrer Landsleute in Spanien und den regen Handelsbeziehungen bestimmt. Vor allem in Katalonien etablierte sich eine beträchtliche Anzahl von Industrieunternehmen, entweder im Besitz von Schweizer Staatsangehörigen oder mit namhafter Beteiligung von schweizerischem Kapital operierend, so die Fabriken und Verkaufsniederlassungen der Firma Nestlé sowie die Textilunternehmen der Familien Dubler und Bebié, schliesslich die spanischen Tochtergesellschaften von schweizerischen Versicherungen. Die schweizerisch-spanische Firma Hispano Suiza fertigte vor dem Ersten Weltkrieg hochwertige Automobile. Die spätere Ausweitung der Produktion auf Flugzeug- und Schiffsmotoren, Werkzeugmaschinen und Waffen machte das 1904 vom Genfer Marc Birkigt gegründete Unternehmen weltbekannt. Um 1920 zählte die Schweizer Kolonie in Spanien um die 3000 Personen, während sich lediglich ungefähr 1000 spanische Staatsangehörige in der Schweiz aufhielten (0,2% der gesamten ausländischen Bevölkerung). Damals stiess sich Spanien daran, dass die Schweiz der Einreise und dem Aufenthalt spanischer Kaufleute fremdenpolizeiliche Schwierigkeiten bereitete, die diese mit der hohen Arbeitslosigkeit rechtfertigte. Am Ende der 1920er Jahre stand Spanien an siebter oder achter Stelle bei der Einfuhr von Schweizer Produkten und an 13. Stelle als Exporteur. Die Handelsbilanz fiel positiv für die Schweiz aus. 1931 kehrte sich mit der Weltwirtschaftskrise das Verhältnis um. Bei einer beträchtlichen Abnahme des Handelsaustauschs verzeichnete die Schweiz einen Passivsaldo. Die Errichtung der Zweiten Spanischen Republik, die von der Schweiz 1931 nach Frankreich und einer Reihe anderer Staaten anerkannt wurde, fand wenig Beachtung. Erst der Bürgerkrieg rückte Spanien in der Schweiz in ein breites öffentliches Bewusstsein.
Vom Spanischen Bürgerkrieg bis zum Tod Francos
Die Wahrung der Wirtschaftsinteressen in den von den beiden Bürgerkriegsparteien kontrollierten Territorien stand für die offizielle Schweiz im Vordergrund, wenn auch der Handelsverkehr im Bürgerkrieg drastisch zurückging. Bei dessen Ausbruch im Juli 1936 wurde die Schweizerkolonie in Spanien auf 4000 Personen geschätzt. 2000 kehrten im Sommer in die Heimat zurück. Beim Politischen Departement wurde die Schutzstelle für Spanienschweizer zur schnellen Heimschaffung sowie Integration in der Schweiz und zum Schutz ihrer Vermögenswerte in Spanien eingerichtet. Zur selben Zeit entstanden Hilfswerke zugunsten der spanischen Zivilbevölkerung. Eines der bekanntesten war die von Rodolfo Olgiati gegründete Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Spanienkinder, die sich für bürgerkriegsgeschädigte Mütter und Kinder einsetzte.
Gegen 800 Schweizer zogen nach Spanien, um vorab in den Internationalen Brigaden die demokratisch gewählte republikanische Regierung zu verteidigen. Damit stellte die Schweiz im Verhältnis zu ihrer Bevölkerungszahl eines der grössten Freiwilligen-Kontingente. Knapp 40 Schweizer kämpften bei den aufständischen Truppen des Generals Francisco Franco. Rund 170 der Schweizer "Spanienfahrer" fielen. Aus Neutralitätsgründen beschloss der Bundesrat im August 1936, sich dem französischen Vorschlag der Nicht-Intervention nicht anzuschliessen. Allerdings verbot er damals sowohl jegliche Waffenausfuhr als auch die "Teilnahme an den Feindseligkeiten in Spanien". Zudem ergriff er Massnahmen, um diesen Verboten Nachachtung zu verschaffen. Daher wurden bis Ende 1939 375 Spanienkämpfer strafrechtlich verfolgt. Der prominenteste Schweizer Spanienfreiwillige war Otto Brunner, Kommandant des Bataillons Tschapajew. 1939 gründeten jene, die in die Schweiz zurückgekehrt waren, die Interessengemeinschaft der ehemaligen Spanienfreiwilligen. Diese setzte sich zum Ziel, nach dem Sieg Francos die Öffentlichkeit über den Charakter von dessen Diktatur aufzuklären, humanitäre Hilfe für die zahlreichen Flüchtlinge aus Spanien zu leisten und die eigenen Interessen vor allem im Sinne einer Rehabilitierung (die erst 2009 erfolgen sollte) wahrzunehmen. Zu einer aussergewöhnlichen Berührung der Schweiz mit der spanischen Kultur kam es 1939, als eine repräsentative Auswahl von Meisterwerken der spanischen Malerei, stark gefährdet durch den nationalistischen Bombenterror, unter dem Titel "Les chefs-d'œuvre du Musée du Prado" in Genf gezeigt wurde.
Nach der Besetzung Kataloniens, des wirtschaftlich bedeutendsten Gebiets Spaniens, Anfang 1939 anerkannte der Bundesrat am 14. Februar de jure die Regierung Francos. Diesem Schritt folgten die Akkreditierung eines ausserordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Ministers und der Abbruch der Beziehungen mit der republikanischen Regierung. Ende Mai 1939 lehnte der Bundesrat die Aufnahme von Flüchtlingen aus Spanien ab. Im Zweiten Weltkrieg belebten sich die bilateralen Handelsbeziehungen wieder. Wie im Ersten Weltkrieg steigerte Spanien seine Lebensmittel- und Rohstoffexporte in die Schweiz, während diese Spanien dringend benötigte Investitionsgüter lieferte. Nachdem schweizerische Banken in der Endphase des Bürgerkriegs Franco-Spanien Wiederaufbaukredite gewährt hatten, traf die Schweiz 1940 als einer der ersten Staaten mit Spanien eine Regelung des Waren- und Zahlungsverkehrs. 1940 erlangten nach dem Zusammenbruch Frankreichs die Atlantikhäfen der iberischen Halbinsel (insbesondere Lissabon und Bilbao) grosse Bedeutung für die Ein- und Ausfuhr überseeischer Güter. Ein Jahr später verpflichtete sich Spanien zu mit Devisen zu bezahlenden Dienstleistungen beim Weitertransport schweizerischer Güter von und nach Italien sowie Frankreich. Die Schweiz als wichtigster Umschlagplatz für aus dem Machtbereich Deutschlands stammendes Gold verkaufte erhebliche Mengen davon an Drittländer weiter, so an Spanien im Wert von 185 Mio. Franken. Die spanischen Lieferungen von strategischem Kriegsmaterial, insbesondere Wolfram, an Deutschland wurden zum Teil mit über die Schweiz transferiertem deutschem Raubgold bezahlt.
Die nach dem Krieg von Franco betriebene Autarkiepolitik, die internationale Isolierung von dessen Regime und Zahlungsschwierigkeiten verminderten die spanischen Handels- und Finanzbeziehungen überaus stark. Der Austausch mit der Schweiz machte dabei keine Ausnahme. In den 1950er Jahren vermochte die Schweiz ihre Exporte nach Spanien allmählich zu steigern. Die spanischen Ausfuhren hingegen bewegten sich erst in den 1960er Jahren wieder auf dem Niveau des Zweiten Weltkriegs.
Mit dem Beitritt zur Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit 1958 und der monetären Stabilisierung 1959 liberalisierte Spanien den Aussenhandel; eine neue Gesetzgebung bezweckte die Steigerung der Auslandsinvestitionen. Die wirtschaftliche Öffnung bewirkte eine einschneidende Rezession, das Ansteigen der Arbeitslosigkeit und 1960-1970 die Auswanderung von fast 1,5 Mio. Personen aus Spanien in entwickeltere Industriestaaten Europas. Die spanische Bevölkerung in der Schweiz, vorwiegend Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter, wuchs in diesem Zeitraum von 13'524 auf 121'237 Personen.
Die Zeit seit dem Übergang zur parlamentarischen Monarchie
Der Übergang zu einer demokratischen parlamentarischen Monarchie nach dem Tod Francos Ende 1975 verlief überraschend schnell und friedlich. Das Beitrittsgesuch zur EG und die Aufnahme in den Europarat 1977, die Verabschiedung der Verfassung 1978, der Abschluss eines Freihandelsabkommens mit der Efta 1979, freie Parlamentswahlen seit 1977 sowie der Beitritt zur Nato 1982 und zur EG 1986 waren für Spanien Etappen auf dem Weg zum demokratischen und sozialen Rechtsstaat und der politischen Öffnung gegenüber Europa. 1979 und 2011 stattete der spanische König Juan Carlos I., der in seiner frühen Jugend in Freiburg Schulen besucht hatte, der Schweiz Staatsbesuche ab. 1993 empfing er den Titel eines Ehrendoktors der Universität Freiburg in Anerkennung seiner politischen Verdienste, 1996 in Lausanne den Jean-Monnet-Preis für sein Engagement zugunsten eines vereinigten Europa. Der Besuch von Felipe González 1988 war der erste eines spanischen Regierungschefs in der Schweiz. Der erste amtierende Bundesrat, der Spanien einen Besuch abstattete, war 1977 Pierre Graber.
Unter den gewandelten politischen Verhältnissen entwickelte sich das Bedürfnis nach organisierten Kontakten mit der spanischen Finanz- und Unternehmenswelt. In Phasen, wo rückwärtsgewandte Kreise der Gesellschaft die erzielten Reformschritte als besonders bedrohlich empfanden, transferierten sie Gelder ins Ausland: Das New Yorker "Wall Street Journal" schätzte 1976 die Kapitalflucht auf 8,25 Mrd. Franken; ein Grossteil dieser Gelder floss in Schweizer Banken. 1977 wurde in Madrid die Asociación Económica Hispano Suiza als Kern einer künftigen Schweizer Handelskammer und zur Belebung der bilateralen Handelsbeziehungen gegründet. Die Spanisch-Schweizerische Handelskammer in Zürich besteht seit 1939. Die Exporte Spaniens in die Schweiz beliefen sich 2010 auf 4,92 Mrd. Franken, die Schweizer Exporte nach Spanien auf 6,37 Mrd. Franken. Die Schweiz lieferte vorab Maschinen, Apparate, Chemieprodukte und Präzisionsinstrumente, aus Spanien wurden vor allem Autos, Obst, Apparate, chemische Produkte, Gemüse und Wein eingeführt. Im Gegensatz zu ihrer untergeordneten Bedeutung als Handelspartnerin Spaniens spielt die Schweiz eine prominente Rolle unter den ausländischen Kapitalanlegern, bei denen sie zeitweise den dritten Rang einnahm. Ihre Investitionen in Spanien betreffen vorwiegend Industrieprojekte, Immobilien und die Börse. 2008 besuchten rund 1,3 Mio. Schweizerinnen und Schweizer Spanien und besserten mit ihren Ausgaben die traditionell passive spanische Handelsbilanz auf.
Ab 1970 wurden die spanisch-schweizerischen Beziehungen wesentlich durch die spanische Kolonie in der Schweiz geprägt. 1987 zählte man rund 132'500 Spanierinnen und Spanier, davon 84'000 Niedergelassene, 27'000 Jahresaufenthalter und 21'500 Saisonniers. Nach den 410'000 italienischen Staatsangehörigen bildeten sie mit einem Anteil von 11,6% das stärkste Ausländerkontingent in der Schweiz. 2010 zählte man in der Schweiz 64'163 Spanierinnen und Spanier. Wie die Italiener gehören auch die Spanier zu den alteingesessenen Ausländern. Ein Fünftel der in der Schweiz niedergelassenen spanischen Staatsangehörigen ist hier geboren worden. Spanien unterhält in Bern eine Botschaft und ein Generalkonsulat sowie weitere Generalkonsulate in Genf und Zürich. Die Zahl der in Spanien niedergelassenen Schweizerinnen und Schweizer belief sich 2010 auf 23'886, davon 12'571 Doppelbürger. 2010 liessen sich ca. 6400 Personen schweizerischer Nationalität Beiträge der AHV nach Spanien überweisen. Vom Bund anerkannte Schweizerschulen gibt es in Barcelona (gegründet 1919) und Madrid (gegründet 1970).
Das über den negativen Ausgang der Schweizer EWR-Abstimmung von 1992 besonders enttäuschte Spanien drängte in den bilateralen Verhandlungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union (EU) vor allem in den Bereichen Landwirtschaft und Personenverkehr auf schweizerische Konzessionen. Das Personenfreizügigkeitsabkommen, das im Rahmen der sogenannten Bilateralen I vom Volk 2000 in einer Referendumsabstimmung gutgeheissen wurde und 2002 in Kraft trat, hob das in Spanien als nicht mehr zeitgemäss empfundene Saisonnierstatut auf. Die Zusammenarbeit zwischen den zwei Ländern wurde in der Folge 2003 durch ein Rückübernahmeabkommen sowie 2006 durch ein Protokoll zur Änderung des Doppelbesteuerungsabkommens verbessert.
Quellen und Literatur
- DDS
- C.J. Benziger, «Die Schweiz in ihren Beziehungen zu Spanien», in Beil. Nr. 11 zum Schweiz. Konsular-Bull. 5, 1926, Nr. 4, 5, 6
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- H.R. Guggisberg, «Agrarwissenschaftl. Kontakte zwischen der Schweiz und Spanien im Zeitalter der Aufklärung», in SZG 36, 1986, 1-17
- B. Sánchez y Fernández, Proteccionismo y liberalismo, 1996
- J. Batou et al., «Regards suisses sur la guerre civile d'Espagne (1936-1996)», in SZG 47, 1997, 27-45
- La Suisse et l'Espagne de la République à Franco, hg. von M. Cerutti et al., 2001
- N. Ulmi, P. Huber, Les combattants suisses en Espagne républicaine, 2001
- S. Farré, La Suisse et l'Espagne de Franco, 2006
- P. Huber, Die Schweizer Spanienfreiwilligen, 2009
- Mastri d'arte del lago di Lugano alla corte dei Borboni di Spagna, hg. von C. Agliati, 2010