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Singapur

Der Stadtstaat Singapur, ehemals britische Kolonie, trat 1963 der malaysischen Föderation bei (Malaysia), aber schon 1965 erklärte er sich als Republik Singapur unabhängig. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts zählte Singapur mit London, New York, Tokio und Hongkong zu den fünf bedeutendsten Finanz- und Handelsplätzen der Welt.

Situationskarte Singapur © 2007 HLS und Kohli Kartografie, Bern.
Situationskarte Singapur © 2007 HLS und Kohli Kartografie, Bern.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verkauften Schweizer Uhren und Textilien nach Singapur oder arbeiteten dort für niederländische, deutsche oder englische Handelshäuser. Die meisten von ihnen waren Deutschschweizer. Einige wenige häuften beträchtliche Vermögen an, so Anton Cadonau. Andere gründeten Unternehmen, handelten mit Kautschuk und Zinn, oder waren in der Hotellerie, Leichtindustrie sowie im Dienstleistungssektor tätig. Das 1887 gegründete Handelshaus Diethelm & Co. (heute DKSH) liess sich 1906 in Singapur nieder und weitete seine Geschäftsaktivitäten auf andere Felder wie Rohölhandel und Finanzen aus. 1871 entstand in Singapur der Schweizer Club, 1917 ein Konsulat, 1967 die Schweizer Schule. Der Bundesrat anerkannte in den ersten Wochen nach Singapurs Unabhängigkeitserklärung 1965 deren Status und eröffnete 1967 eine Botschaft. Die bilateralen Verträge betrafen den Luftverkehr (1969), die Doppelbesteuerung (1975), den Investitionsschutz (1978), die Landwirtschaft (2002) und die Heilmittel (2008). Die Zahl der Schweizerinnen und Schweizer in Singapur betrug in der Zwischenkriegszeit ca. 70 und stieg 1951 auf über 100, 1980 auf über 400. 2009 lebten hier 2304 Schweizer Staatsangehörige, darunter 805 Personen mit doppeltem Bürgerrecht. Umgekehrt hielten sich 2009 581 Personen aus Singapur in der Schweiz auf. Während des Zweiten Weltkriegs führte die japanische Besatzung des Stadtstaats zu Zerstörungen und zu einer schwierigen Lage, so dass das Schweizer Konsulat 1942-1945 geschlossen blieb und die Wirtschaftstätigkeit einbrach. Das IKRK verstärkte seine Präsenz vor Ort. Nach 1946 nahm der Handel mit Singapur zu, namentlich die traditionell bedeutende Ausfuhr von Uhren, aber auch von chemischen Produkten, Textilien und Kriegsmaterial. 2009 beliefen sich die Schweizer Exporte auf 2,1 Mrd. Franken, die Importe, darunter Edelmetalle, Maschinen, optische und medizinische Geräte, auf 612,3 Mio. Franken. Somit ist Singapur der wichtigste Handelspartner der Schweiz in Südostasien. Ab den 1970er Jahren nahm die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen beider Länder zu, so in der Uhrenindustrie und dank der Kooperation zwischen Swissair und Singapore Airlines. Auch die Finanzbeziehungen verdichteten sich. 2005 wurde in Singapur der Swiss Business Hub Asean eröffnet. 2008 beschäftigten ca. 200 Schweizer Unternehmen rund 21'500 Personen in Singapur. Die Direktinvestitionen der Schweiz, unter anderem im Manufaktursektor, Gross- und Detailhandel sowie in Hotels und Restaurants, betrugen 2008 8,2 Mrd. Franken. Damit belegte die Schweiz auf der Liste der ausländischen Investoren in Singapur den fünften Rang. Da Schweizer Finanzgesellschaften 2009 mehr als 6000 Personen einstellten, spielte die Schweiz auf dem Finanzplatz Singapur eine bedeutende Rolle. 2008 kaufte der Staatsfonds Government of Singapore Investment Corporation für 11 Mrd. Franken UBS-Aktien, was 9,5% des Bankenkapitals entsprach.

Quellen und Literatur

  • EDA, Dok.
  • H. Schweizer-Iten, One Hundred Years of the Swiss Club and the Swiss Community of Singapore: 1871-1971, 1980
  • S. Sigerist, Schweizer in Asien, 2001, 278-292

Zitiervorschlag

Marc Perrenoud: "Singapur", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.05.2013, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003426/2013-05-16/, konsultiert am 28.03.2024.