1517-1805 türkische Provinz, seither faktisch unabhängig mit der Nomination von Mehmed Ali zum Vizekönig. Seine Nachfolger mussten akzeptieren, dass Grossbritannien Ägypten ab 1882 militärisch besetzte und 1914-1922 als Protektorat beherrschte. Obschon Grossbritannien die Unabhängigkeit Ägyptens anerkannt hatte, nahm es in Ägypten bis zur Ausrufung der Republik 1952 eine beherrschende Stellung ein. Ägyptens archäologische und kulturelle Reichtümer haben stets auch auf Schweizerinnen und Schweizer eine grosse Anziehungskraft ausgeübt. Die geografische Lage sicherte dem Land überdies eine herausragende Position für die schweizerischen Handelsbeziehungen mit dem Orient und Afrika zu. Schweizer Militärs und Forscher nahmen an Bonapartes Ägypten-Feldzug teil, der unter anderem mit dem 1798 beschlagnahmten Berner Staatsschatz finanziert wurde. 1600 Schweizer Söldner leisteten 1798-1807 auch in drei britischen Regimentern Dienst.
Im 19. Jahrhundert unterstand Ägypten dem Kapitulationsregime. Die Schweizer in Ägypten genossen den diplomatischen Schutz der Grossmächte, namentlich denjenigen Frankreichs. Einige bekleideten wichtige Ämter in den 1876 eingeführten gemischten Gerichten, andere waren Berater oder Hauslehrer in führenden Häusern. Anfang des 20. Jahrhunderts hatten sich ca. 500 Schweizer in Ägypten niedergelassen, und ihre Zahl stieg auf rund 1400 in den 1940er Jahren. Die meisten lebten in Alexandria, Kairo, Port Said und Suez. Ihr Wohlstand basierte auf Handels- und Bankgeschäften sowie auf dem Hotelgewerbe. Lehrer und Missionare gehörten ebenfalls zur Kolonie, die das Vereinsleben pflegte, Zeitungen herausgab, Schulen und Spitäler unterhielt. Während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bereisten einige Tausend Ägypter die Schweiz, oft auch, um ihre hier studierenden Kinder zu besuchen. Die Schweiz war mehrmals Schauplatz von Etappen auf Ägyptens Weg in die Unabhängigkeit, so 1923 anlässlich der Konferenz von Lausanne; nationalistische Schriften wurden ebenfalls in der Schweiz gedruckt. Das Ausmass der Handelsbeziehungen liess seit 1825 an eine Aufnahme diplomatischer Beziehungen denken: 1909 wurde eine Handelsvertretung geschaffen, 1919 eine Schweizer Handelskommission gebildet. 1924 anerkannte der Bundesrat stillschweigend die Unabhängigkeit Ägyptens. Dem Abkommen von 1934, Ergebnis heikler Verhandlungen, folgte 1935 die Eröffnung einer Kanzlei, die vorerst dem Schweizer Gesandten in Ankara unterstand. Seit 1945 unterhält die Schweiz in Kairo eine Gesandtschaft, seit 1957 eine Botschaft. Dank ihrer Neutralität war sie in Ägypten mehrmals diplomatisch tätig: Sie vertrat 1940 Italien, 1956 Frankreich und Grossbritannien sowie 1979 den Iran in Ägypten 1988 war ein Schiedsgericht zwischen Ägypten und Israel in Genf zu Gast.
Bilaterale Verträge (1928, 1930, 1948) erleichterten zunächst die wirtschaftlichen Beziehungen. Bedeutende Schweizer Unternehmen waren jedoch von den Unruhen von 1952, den 1956 beschlossenen Massnahmen zur «Ägyptisierung» (u.a. drei Banken und zehn Versicherungsgesetze) sowie den Verstaatlichungen von 1961 betroffen, so die 1926 von Ernst Schmidheiny gegründete grösste Zementfabrik des Landes, die Société Egyptienne de Ciment Portland Tourah in Kairo. Infolge dieser Schwierigkeiten verkleinerte und veränderte sich die Schweizer Kolonie (2000 1014 Personen, v.a. Techniker und Ingenieure). Dank Entschädigungs- (1964) und Investitionsschutzabkommen (1973) blieb der schweizerische Kapitaleinsatz jedoch hoch (2000 ca. 100 Firmen und 605 Mio. Franken). Die 1962 gegründete Swisspharma ist das grösste Unternehmen seiner Art in Ägypten. Die Schweizer Exporte bestehen hauptsächlich aus Maschinen, Geräten, elektrischen Zentralen, chemischen Produkten und Uhren. Obwohl Ägypten nicht mehr wie vor 1939 Hauptlieferant für Baumwolle ist, macht diese doch den Hauptanteil der ägyptischen Ausfuhr in die Schweiz aus. Die Schweiz ist nach wie vor wichtiger Absatzmarkt Ägyptens. Die Exportrisikogarantie sichert seit 1959 die Handelsbeziehungen ab; sie besass 1990 1,5 Mrd. Franken Guthaben beim ägyptischen Staat. 1988 und 1992 wurden zwei Umschuldungsabkommen in der Höhe von insgesamt 1430 Mio. Franken unterzeichnet. Im Pariser Klub rangiert die Schweiz an siebter Stelle als Gläubiger Ägyptens.