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Mosambik

Situationskarte Mosambik © 2004 HLS und Kohli Kartografie, Bern.
Situationskarte Mosambik © 2004 HLS und Kohli Kartografie, Bern.

Ab 1887 war die Schweiz mit der reformierten Mission Romande (später Südafrika-Mission) in der im 16. Jahrhundert entstandenen portugiesischen Kolonie stark präsent. Die Missionare betätigten sich in Mosambik im religiösen, schulischen, medizinischen, landwirtschaftlichen und sozialen Bereich und kämpften gegen den Alkoholismus. Die portugiesischen Behörden warfen ihnen mehrfach vor, sie würden die Autorität der Kolonialmacht und den Einfluss des Katholizismus untergraben. Missionare wie Paul Berthoud, Henri Berthoud, Arthur Grandjean (1860-1930) und Henri-Alexandre Junod legten linguistische und ethnologische Arbeiten über Mosambik vor.

1890 musste die Schweiz in einem Streit zwischen Grossbritannien und den USA einerseits und Portugal andererseits einen Schiedsspruch fällen, weil Portugal die Eisenbahn von Transvaal an den Ozean (Delagoabahn) besetzte. Erst 1900 gelangte das Schiedsgericht zu einem Urteil. Die lange Dauer bis zum Entscheid wurde heftig kritisiert und erschwerte vorübergehend die Vermittlungstätigkeit der Schweiz bei internationalen Konflikten. Verschiedene Schweizer waren mit ihren Unternehmen im Handel und in der Landwirtschaft aktiv, besonders erfolgreich die 1899 gegründete Firma Boror – sie bewirtschaftete in den 1960er Jahren Weideland und die grösste Kokosplantage der Welt – und eine 1922 in Angoche gegründete Gesellschaft, die ein Drittel des von Mosambik exportierten Sisals produzierte. Die positive Entwicklung der Handelsbeziehungen veranlasste die Schweiz, 1922 ein Konsulat in Mosambik zu errichten. 1925 lebten über 150 Schweizerinnen und Schweizer in Mosambik. Deren Zahl stieg bis 1962 auf 218 Personen, sank dann 1978, vor allem nach der Unabhängigkeitserklärung, auf 60 und betrug 2005 129.

Eduardo Mondlane (1920-1969), der Begründer der Unabhängigkeitsbewegung Frelimo (1962), deren marxistische Ausrichtung die Geschäftskreise beunruhigte, sowie mehrere seiner Mitstreiter waren ehemalige Schüler der Westschweizer Missionare. Am 30. Oktober 1974 anerkannte der Bundesrat die Unabhängigkeit Mosambiks, die am 25. Juni 1975 offiziell proklamiert wurde. 1976 nahmen die beiden Staaten diplomatische Beziehungen auf und 1977 errichtete die Schweiz die Botschaft in Maputo. Die neue Regierung verstaatlichte auch Schweizer Unternehmen, deren Wert sich 1977 nach Schätzungen auf 80 Mio. Franken belief, sowie die Spitäler und Schulen des Département missionnaire des Eglises protestantes de Suisse romande. 1979 kam es zum Abschluss eines Abkommens über Handel und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Seither gehört Mosambik zu den Schwerpunktländern der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit, das 2007 mit 26,8 Mio. Franken unterstützt wurde. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts erhielt Mosambik Schweizer Hilfe in den Bereichen Gesundheit, wirtschaftliche Entwicklung und Good Governance. Private Hilfswerke wie Helvetas und das Schweizerische Arbeiterhilfswerk beteiligen sich seit Jahrzehnten an Projekten in den Bereichen Landwirtschaft, technische Ausbildung, Gesundheit, Hygiene und Trinkwasserversorgung.

Quellen und Literatur

  • EDA, Dok.
  • B. de Fischer, Dialogue luso-suisse, 1960
  • G.J. van Butselaar, Africains, missionnaires et colonialistes: les origines de l'Eglise presbytérienne du Mozambique (Mission suisse) 1880-1896, 1984
  • C. Biber, Cent ans au Mozambique, 1987
  • C. Rohrbasser, L'œuvre sociale de la Mission suisse au Mozambique, Liz. Lausanne, 1991
  • A. Linder, Die Schweizer in Mosambik 1721-1990, 1998

Zitiervorschlag

Marc Perrenoud: "Mosambik", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.01.2010, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003458/2010-01-28/, konsultiert am 29.03.2024.