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Ruanda

Situationskarte Ruanda © 2007 HLS und Kohli Kartografie, Bern.
Situationskarte Ruanda © 2007 HLS und Kohli Kartografie, Bern.

Die Zahl der beim Konsulat in Léopoldville (Belgisch-Kongo, heute Kinshasa) gemeldeten Schweizer in R.-Urundi, das 1920-62 als Völkerbundsmandat bzw. UNO-Treuhandschaft von Belgien verwaltet wurde, stieg 1937-58 von 15 auf 111 Personen, mehrheitlich kath. und ref. Missionare. 1956 wurde ein Vertreter der sog. Weissen Väter (Gesellschaft der Missionare von Afrika), der Walliser André Perraudin, zum apostol. Vikar geweiht. Als Ebf. von R. spielte er eine wichtige Rolle in den bilateralen Beziehungen. Am 1.7.1962 wurden Burundi und R. getrennt in die Unabhängigkeit entlassen und vom Bundesrat sogleich anerkannt. Die 1962 dort lebenden 72 Schweizer waren v.a. als Experten der bilateralen Zusammenarbeit, UNO-Mitarbeiter, Missionare oder medizin. Personal (1968 222, 2006 81) tätig. 1963 wurde R. zu einem Schwerpunktland der schweiz. Entwicklungszusammenarbeit und im gleichen Jahr schloss die Schweiz mit R. ein bilaterales Abkommen. In der Folge wirkten versch. Schweizer als persönl. Berater des Staatspräsidenten in Wirtschaftsfragen. Der 1985 verlängerte Staatsvertrag ermöglichte Projekte im Genossenschafts-, Land- und Forstwirtschaftswesen, den Aufbau von Volksbanken, Anstrengungen im Bereich der Schul- und Berufsbildung, die Verbesserung der Stromversorgung ländl. Gebiete, die Förderung von Kleinbetrieben und Unterstützungsbeiträge an die ruand. Zahlungsbilanz. 1970-85 bestand in Kigali eine Botschaft, ab 1985 vertrat die Botschaft in Nairobi die diplomat. Interessen der Schweiz in R. Die blutigen ethn. Konflikte von 1963 und der sich ab 1990 abzeichnende Völkermord von 1994 lösten in der Schweiz grosse Betroffenheit aus. Nachdem sich diese 1994-97 auf die humanitäre Hilfe beschränken musste, konnte sie 1998 wieder offizielle bilaterale Beziehungen aufnehmen. Ab 2000 intensivierte die schweiz. Entwicklungszusammenarbeit ihre Bemühungen für die regionale Integration und die Entwicklung von R., Burundi und Kivu im Osten der Demokrat. Republik Kongo, die 2009-12 im sog. befristeten Sonderprogramm in der Region der Grossen Seen wieder aufgenommen und gebündelt wurden.

Quellen und Literatur

  • EDA, Dok.
  • B. Shabahoza, L'œuvre missionnaire au R. et au Burundi et la participation de Fribourg, Liz. Freiburg, 1969
  • R.M. Michel, Bilan de deux années à la coopération suisse au Rwanda au projet agricole de Kibuye, Diplomarbeit Genf, 1984

Zitiervorschlag

Marc Perrenoud: "Ruanda", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.05.2012, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003461/2012-05-25/, konsultiert am 02.06.2023.