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Simbabwe

Situationskarte Simbabwe © 2007 HLS und Kohli Kartografie, Bern.
Situationskarte Simbabwe © 2007 HLS und Kohli Kartografie, Bern.

Ab 1896 zog Rhodesien schweizerische Siedler an, zum Beispiel Forscher, Goldgräber, Militärs und vor allem reformierte und katholische Missionare, die in ländlichen Gebieten dieser britischen Kolonie religiöse Institutionen, Schulen und Spitäler einrichteten. Die Zahl der gemeldeten Schweizer stieg von 113 1948 auf 420 1965 bzw. 600 1978 und sank danach auf 478 1986 bzw. 284 2010 (davon 120 Doppelbürger). Zwischen den Schweizern, welche die weisse, die Rassentrennung vertretende Regierung unterstützten (vor allem Kaufleute und Landwirte), und den schweizerischen Missionaren auf der Seite der einheimischen Bevölkerung gab es Spannungen. Die 1965 proklamierte Unabhängigkeit Rhodesiens anerkannte der Bundesrat nicht. Ohne die von der UNO empfohlenen Sanktionen umzusetzen, ergriff er eigene Massnahmen, um das rassistische Regime zu isolieren: Er verhängte 1965 ein Kriegsmaterialembargo, begrenzte 1967 die ökonomischen Beziehungen auf das Ausmass von 1964 bis 1966, verbot 1978 Dreiecksgeschäfte von Personen mit Domizil oder Geschäftssitz in der Schweiz und schloss 1970 das 1954 eröffnete Schweizer Konsulat in Salisbury. Die erste Regierung Rhodesiens, an der Weisse und Schwarze beteiligt waren, wurde 1978 gebildet. Von verschiedener Seite kritisiert, hob der Bundesrat die meisten Sanktionen am 19. Dezember 1979 auf. Am 17. April 1980 anerkannte der Bundesrat den Staat Simbabwe, der offiziell erst am 18. April 1980 seine Unabhängigkeit erklärte. Das Konsulat wurde in Harare neu eröffnet und 1981 in eine Botschaft umgewandelt. Die vor 1980 von gut hundert Missionaren, dem IKRK und privaten Organisationen geleistete Hilfe förderte die bilateralen Beziehungen, die im wirtschaftlichen Bereich vom relativen Wohlstand Simbabwes begünstigt wurden. Die industrielle und finanzielle Präsenz der Schweiz in Simbabwe wurde 1981-1991 im Rahmen von vier Mischkrediten in der Höhe von 140 Mio. Franken verstärkt. Der Bund und verschiedene Organisationen, wie die Caritas und die Heilsarmee, Pazifisten und Drittweltaktivisten unterstützten Hilfsaktionen für Flüchtlinge aus Mosambik, für die Milchproduktion, für Druckereien, für die Schulbildung sowie für landwirtschaftliche und technische Ausbildungen. 2009 lebten 245 Simbabwer in der Schweiz. Ende der 1990er Jahre stürzte Simbabwe in eine politische und wirtschaftliche Krise. Wegen Wahlmanipulationen und Menschenrechtsverletzungen verhängte der Bundesrat 2002 Sanktionen gegen das Land. Die Schweiz unterstützte die Bevölkerung Simbabwes mit humanitärer Soforthilfe im Kampf gegen die Nahrungsmittelknappheit, AIDS und Cholera. 2009 investierte die Direktion für Entwicklungszusammenarbeit in Simbabwe rund 6,5 Mio. Franken.

Quellen und Literatur

  • EDA, Dok.
  • R. Letsch, Rhodesien, die Vereinten Nationen und die Schweiz, 1983
  • O.T. Berner, Schweizer im einstigen Rhodesien, 1985
  • A. Eberle, Die Missionsges. Bethlehem, Immensee, in Rhodesien/Zimbabwe 1947-1980, Liz. Zürich, 1985

Zitiervorschlag

Marc Perrenoud: "Simbabwe", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.01.2015, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003476/2015-01-25/, konsultiert am 17.01.2025.