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BrennoBertoni

Porträt, um 1940 © KEYSTONE/Photopress.
Porträt, um 1940 © KEYSTONE/Photopress.

7.8.1860 Lottigna, 18.2.1945 Lugano, Freidenker, von Lottigna. Sohn des Ambrogio (->). Bruder des Mosè Giacomo (->). Cousin des Luigi (->). 1) Emma Alfieri, 2) Ines Galli. B. schloss sein Rechtsstud. 1883 in Genf ab, wo er Mitglied einer anarchist. Ideen nahe stehenden Studentengruppe war. Nach seiner Rückkehr ins Tessin schrieb er sich bei der Freimaurerloge Il Dovere ein. Renommierter Anwalt, später Appellationsrichter (1893-1901) und Präs. der Kriminalkammer (1895-1901). Neben seiner berufl. Tätigkeit widmete sich B. dem Journalismus und dem Studium ganz unterschiedl. Gebiete, veröffentlichte Essays und Abhandlungen zu Recht, Geschichte, Wirtschaft, Politik und Literatur. 1878-88 war er Redaktor des "Educatore della Svizzera italiana"; 1889 gründete er "La Riforma", das Organ der freisinnigen Opposition. In der Folge schrieb er mehr als ein halbes Jahrhundert lang für den "Il Dovere". 1890 gehörte er zu den Befürwortern der Initiative für eine kant. Verfassungsreform und zu den Anführern der radikalen Erhebung (Tessiner Putsch) vom 11. September. Zusammen mit Romeo Manzoni, Emilio Bossi und seinem Schwager Francesco Chiesa gründete er 1897 die Unione radicale-sociale ticinese, eine wirtschaftspolit. Vereinigung, die das Ziel verfolgte, die Freisinnige Partei zu grundsätzl. Reformen im sozialen und wirtschaftl. Bereich zu bewegen. Dieser Zusammenschluss stellte den Anfang jener Bewegung dar, die 1902 zur Spaltung der Partei in einen grossen freisinnigen Hauptstrom und einen radikalliberalen Flügel führte. Obwohl Mitglied dieses Flügels, behielt B. stets eine eigenständige Denk- und Handlungsweise bei, was eine klare Zuordnung zu einer bestimmten polit. Ausrichtung nicht zulässt. Er war ein überzeugter Verfechter der Italianità des Tessins und machte die fehlende Kenntnis der Landesgeschichte als Übel von nationaler Bedeutung aus. Während der Zeit des ital. Faschismus wurde er zu einem überzeugten Anhänger der schweiz. Identität des Tessins und bemühte sich, den Kanton vor irredentist. Versuchungen zu bewahren.

B. war 1901-12, 1917-21, 1931, 1936-39 Mitglied des Tessiner Gr. Rats, 1921 der Komm. zur Verfassungsreform, 1914-20 Nationalrat und 1920-35 Ständerat. 1915-19 gehörte er dem Parteivorstand der Schweizer Freisinnigen an. Er arbeitete in zahlreichen kant. und eidg. Kommissionen mit und vertrat zahlreiche Gesetzesentwürfe. Rechtsprofessor in Bern (1921-28), Dr. h.c. der Univ. Zürich. B. war eine der herausragendsten Persönlichkeiten des polit. und kulturellen Lebens des Tessins. Er wirkte weniger als polit. Führer, sondern vielmehr als Intellektueller, der aktiv in die Politik eingriff.

Quellen und Literatur

  • Pagine scelte edite ed inedite di Brenno B., hg. von A. Galli, 1941, (mit Bibl.)
  • ASTI, Fondo B.
  • G. Calgari, Ticino degli uomini, 1966, 499-520
  • Gruner, Bundesversammlung 1, 725 f.
  • Carteggio B.-Chiesa, 1900-1940, hg. von G. Orelli, D. Rüesch, 1994
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Zitiervorschlag

Andrea Ghiringhelli: "Bertoni, Brenno", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.05.2004, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003487/2004-05-18/, konsultiert am 09.04.2024.