
21.1.1828 Glattfelden, 13.2.1895 Bülach, ref., von Zürich und Ehrenbürger von Bülach. Sohn des Heinrich, Arztes, aus alter Stadtzürcher Fam., und der Regula geb. Frey. Cousin des Gottfried Keller. 1) 1852 Mathilde Elisabetha Kunz, Tochter des Johannes, Posamenters und Krämers, 2) 1866 Luise Müller, Tochter des Johannes, Schuhmachers. Schulen in Glattfelden und Eglisau, Bezirksschule in Kaiserstuhl, Industrieschule und Gymnasium in Zürich, 1846-50 Stud. der Medizin in Zürich, Staatsexamen. Assistenz beim Vater, Übernahme der Praxis, ab 1859 Arzt in Bülach, 1863-69 Bezirksarzt. Ab 1859 zugleich Redaktor der "Bülach-Regensberger Wochen-Zeitung" (ab 1872 "Bülach-Dielsdorfer Wochen-Zeitung"), die S. 1861 erwarb; ab Ende der 1860er Jahre nur noch Redaktor. 1864-95 Zürcher Gross- bzw. Kantonsrat, 1868-69 Verfassungsrat, Mitglied der 15er- und der 35er-Kommission, 1866-95 Nationalrat. 1874-95 Mitglied des Bezirksgerichts (1874-84 Präs.). Bezirksschulpfleger, Präs. des Bezirksgesangsvereins. S. war einer der Führer der Demokrat. Bewegung auf dem linken Flügel. Er vertrat die Interessen der Bauern und der Landschaft, aber auch Anliegen der Arbeiterschaft. So forderte er die Herabsetzung des Salzpreises und gründete in Bülach einen Konsum- und einen Krankenverein. 1877 engagierte er sich für das eidg. Fabrikgesetz. Er förderte den Ausbau der Eisenbahn im Zürcher Unterland. Ende der 1880er Jahre suchte S. mit Fritz Bopp eine Bauernpartei zu gründen und löste sich von den demokrat. Positionen. Dies und sein Prozess um Kellers Nachlass entfremdeten ihn seinen einstigen Freunden.