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Josef MartinKnüsel

Federlithografie aus der Schweizerischen Portrait-Gallerie, die 1888–1907 bei Orell Füssli in Zürich erschien (Schweizerische Nationalbibliothek).
Federlithografie aus der Schweizerischen Portrait-Gallerie, die 1888–1907 bei Orell Füssli in Zürich erschien (Schweizerische Nationalbibliothek).

16.11.1813 Luzern, 14.1.1889 Luzern, kath., von Luzern. Sohn des Melchior Josef, Lebensmittelhändlers. Bernhardine Brunner, Tochter des Jakob, Führers der Altliberalen und Amtsstatthalters, von Ebikon. Rechtsstud. in Heidelberg und Göttingen, 1838 luzern. Fürsprecherpatent. 1839-41 Stellvertreter des Kriminalgerichtsschreibers in Luzern. Nach dem konservativen Umschwung wurde K. 1841 als Liberaler zum Staatsanwalt gewählt; dieses Amt übte er auch nach dem Sturz des konservativen Regimes 1847 weiter aus. K. war 1845-47 Luzerner Grossstadtrat, 1847-55 Luzerner Grossrat und 1854-55 Nationalrat für die Liberalen. 1852-55 gehörte er auch dem Regierungsrat (Polizeidep.) an. Nachdem Kasimir Pfyffer bei der Bundesratswahl das absolute Mehr verpasst und der dann gewählte Basler Nationalrat Johann Jakob Stehlin einen Tag später die Wahl abgelehnt hatte, wurde der relativ unbekannte K. am 14.7.1855 eher zufällig als erster Innerschweizer in den Bundesrat gewählt. In seiner 20-jährigen Amtszeit stand K. fünf versch. Departementen vor, so 1855-56 und 1862-63 dem Finanzdepartement, 1857 und 1859-60 dem Handels- und Zolldepartement, 1858, 1864-65 und 1867-73 dem Justiz- und Polizeidepartement, 1874-75 dem Departement des Inneren sowie 1861 und 1866 als Bundespräsident dem Polit. Departement. Als gemässigter Liberaler vermittelte er oft zwischen den Parteien. In der Kulturkampfzeit distanzierte sich K. zusehends von seinen früheren freisinnigen Luzerner Gesinnungsgenossen, da er - wohl auch als Folge des Einflusses, der von seiner sehr religiösen Frau ausging - Gegner eines radikaleren Kurses war. Mehr Jurist als Staatsmann, trat er 1875 als liberaler, aber kath. Bundesrat im Kulturkampf zurück. 1878 gelang es ihm im zweiten Anlauf, noch einmal in den Nationalrat gewählt zu werden; 1881 liessen ihn die Freisinnigen aber endgültig fallen, nachdem er im Parlament in der Lehrschwesternfrage mit den Konservativen gestimmt hatte.

Quellen und Literatur

  • ZHBL, Teilnachlass
  • R. Bussmann, Luzerner Grossratsbiogr. (StALU)
  • Gruner, Bundesversammlung 1, 264
  • Altermatt, Bundesräte, 153-156
Weblinks
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Zitiervorschlag

Markus Trüeb: "Knüsel, Josef Martin", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 02.03.2016. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/004184/2016-03-02/, konsultiert am 29.03.2024.