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HeinrichWalther

Fotografie von Heinrich Walther, 1940 (Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern) © KEYSTONE/Photopress.
Fotografie von Heinrich Walther, 1940 (Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern) © KEYSTONE/Photopress. […]

7.9.1862 Oberschmitten bei Darmstadt, 18.5.1954 Kriens, reformiert, ab 1878 katholisch, von Sursee und Luzern. Sohn des Karl Friedrich, Apothekers in Sursee, und der Bertha geb. Gaule. 1896 Hedwig Felder, Tochter des Johann Baptist, Inhabers einer Luzerner Grosswäscherei. Schulen in Sursee, Gymnasium und Lyzeum in Luzern, zuerst medizinische, dann juristische Studien an den Universitäten von Basel, Leipzig und Heidelberg, Rechtspraktikum, 1885-1887 Luzerner Fürsprechexamen. 1887 Departementssekretär in Luzern, 1893 Staatsschreiber.

Die politische Atmosphäre des konservativen Landstädchens Sursee und der Kampf zwischen Liberalismus und Konservatismus im Kanton Luzern beeinflussten Walthers spätere Politikerkarriere massgeblich. Im Alter von 32 Jahren wurde er 1894 in die Luzerner Kantonsregierung gewählt, der er mehrmals als Schultheiss vorstand. Aufgrund seines Wissens und seiner politischen Fähigkeiten avancierte er schon bald zum starken Mann. 1894-1937 leitete Walther das Militär-, Polizei- und Sanitätsdepartement. Dank seiner Volksverbundenheit war er in der Luzerner Bevölkerung sehr beliebt.

Auf Bundesebene begann Walthers Laufbahn 1908 mit der Wahl in den Nationalrat als Nachfolger des in den Bundesrat berufenen Josef Anton Schobinger. Walther gehörte der grossen Kammer bis 1943 an, 1929 präsidierte er sie. Sein bedeutendstes Amt war das Präsidium der katholisch-konservativen Fraktion der Bundesversammlung, das er 1919 übernahm und bis 1940 innehatte. In dieser schwierigen Aufgabe kamen Walthers politische Talente, insbesondere sein diplomatisches Geschick und sein politischer Pragmatismus, vollends zur Geltung. Walther, der sich als politischer Enkel Philipp Anton von Segessers von Brunegg verstand, hatte eine fundierte weltanschauliche Überzeugung. Als Taktiker verstand er es, die katholisch-konservative Fraktion in der neuen innenpolitischen Konstellation nach dem Ersten Weltkrieg als bedeutungsvollen Faktor ins Spiel zu bringen. So war es vor allem Walthers Verdienst, dass sich der schweizerische Katholizismus nach 1919 im eidgenössischen Parlament Ansehen und Geltung verschaffte und sich unter seiner Führung eine Schlüsselstellung erkämpfte. Während des Zweiten Weltkriegs unterstützte er die Flüchtlingspolitik des Bundes vorbehaltlos. Eine massgebliche Rolle spielte Walther namentlich bei den zwischen 1919 und 1940 stattfindenden Bundesratswahlen, in denen er meist hinter den Kulissen als "Königsmacher" Regie führte.

Als Mitglied des Schweizerischen Studentenvereins (Rauracia, Basel) verfügte Walther schon früh über Beziehungen im katholischen Milieu, wie seine umfangreiche Korrespondenz beweist. Eng befreundet war er mit Bundesrat Philipp Etter, aber auch mit bedeutenden Exponenten anderer Parteien wie etwa dem Berner Bundesrat Rudolf Minger. Im Laufe seines Lebens bekleidete Walther zahlreiche Ehrenämter und Verwaltungsratsmandate. So sass er 1918-1947 im Verwaltungsrat der SBB, 1932-1940 präsidierte er diesen. Am Herzen lag ihm sein Leibblatt, das Luzerner "Vaterland", in dem er selbst zahlreiche journalistische Beiträge veröffentlichte und dessen Verwaltungsrat er während mehr als sechzig Jahren angehörte. 1922 Dr. med. h.c. der Universität Tübingen, 1932 Dr. sc. techn. h.c. der ETH Zürich und 1950 Dr. iur. h.c. der Universität Freiburg.

Quellen und Literatur

  • ZHBL, Nachlass
  • P. Menz, Der "Königsmacher" Heinrich Walther, 1976
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 7.9.1862 ✝︎ 18.5.1954

Zitiervorschlag

Josef Widmer: "Walther, Heinrich", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.12.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/004210/2014-12-27/, konsultiert am 12.09.2024.