1.1.1818 Stans, 9.11.1865 Rom, katholisch, von Dallenwil. Sohn des Jakob, Landwirts und Kirchmeiers. Enkel der Veronika Gut. 1842 Karoline Wenz, Tochter des Bernhard, Schreibers in Freiburg im Breisgau. 1829-1833 Lateinschule in Stans, 1833-1836 Gymnasium in Luzern, 1836-1841 Studium der Rechte in Freiburg im Breisgau. Ab 1841 war Melchior Joller als Fürsprecher und freisinniger Politiker und ab 1845 auch als Landwirt in Stans tätig. Mit der Gründung des "Nidwaldner Wochenblattes" 1844 versuchte er gesamteidgenössisch orientiertes, liberal-fortschrittliches Gedankengut zu verbreiten. Auf Drängen der Geistlichkeit wurde das Blatt schon nach dreizehn Ausgaben verboten, ebenso sein 1847 in Einsiedeln verlegter "Erzähler der Urschweiz". Nach der Niederlage der Sonderbundskantone 1847 und der Gründung des Bundesstaats 1848 konnte Joller das "Nidwaldner Wochenblatt" wieder veröffentlichen (bis 1857). Zusammen mit Karl von Deschwanden dem Jüngeren und dem liberalen Vaterländischen Verein versuchte er darin, auf die Gestaltung der neuen Nidwaldner Kantonsverfassung Einfluss zu nehmen. Als Fürsprecher setzte sich Joller für die Humanisierung des Strafrechts ein. So gelang es ihm, in einem Mordprozess das an sich gesetzte Todesurteil zu vermeiden, so dass nach seiner Auffassung die Todesstrafe im Kanton Nidwalden für die Zukunft aufgrund des Präjudizes zur "moralischen Unmöglichkeit" geworden sei. 1851-1852 präsidierte er die Theatergesellschaft Stans und 1852 wurde er Kommissionsmitglied der Vereinsdruckerei. 1854-1863 wirkte er als Sekretär der Kantonalschützengesellschaft Nidwalden und organisierte, dem eidgenössischen Versöhnungsgedanken verpflichtet, das Eidgenössische Schützenfest 1861 in Stans massgeblich mit. 1857 erfolgte überraschend die Wahl in den Nationalrat, wo er sich auf der radikalliberalen Seite profilierte, 1860 aber abgewählt wurde. Mystische Erscheinungen, die Joller 1862 in seinem Wohnhaus erlebte, verunmöglichten ihm und seiner Familie das Leben in der gewohnten Umgebung, so dass Melchior Joller Stans verlassen musste. Er zog nach Zürich und später nach Rom, wo er 1865 als Soldat des päpstlichen Zuavenkorps desillusioniert und verarmt starb.
Quellen und Literatur
Kurzinformationen
Lebensdaten | ∗︎ 1.1.1818 ✝︎ 9.11.1865 1818-01-011865-11-09 |