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WolfgangHenggeler

21.3.1814 Unterägeri, 14.6.1877 Baar, katholisch, aber nach reformiertem Ritus beerdigt, von Unterägeri und ab 1861 von Zürich. Sohn des Franz, Schmieds und Dolmetschers. 1844 Barbara Schmid, Tochter des Jakob, Müllers und Spinnereifabrikanten, von Thalwil. Nach Schulen in Unterägeri absolvierte der technisch begabte Wolfgang Henggeler 1829-1831 in Zug eine Mühlenbauerlehre und eine Zeichenschule, arbeitete 1831-1832 als Mechaniker in der Mühle Hans Jakob Schmids, des Grossvaters seiner späteren Frau, in Gattikon und bildete sich im Selbststudium weiter. 1832-1833 studierte er als Fabrikarbeiter in der modernen Spinnerei Langnau am Albis die Spinnereitechnik und gründete 1834 mit seinen Brüdern Alois (->) und Franz Josef, seinem Onkel Johann Jakob Henggeler und seinem Schwager Klemens Iten die Spinnerei Unterägeri, die 1836 als erste Fabrik im Kanton Zug den Betrieb aufnahm und rasch erweitert wurde. Bis 1837 arbeitete die Fabrik als Lohnspinnerei für seinen späteren Schwiegervater und dessen Bruder Heinrich Schmid (1806-1883), der 1838 zum Teilhaber wurde. Mit ihm beteiligte sich Henggeler an weiteren Unternehmungen, so 1846 an der von seinem Cousin Meinrad (->) gegründeten Spinnerei Neuägeri in Unterägeri, 1850 an der Weberei Kollermühle in Zug, 1853 an der Spinnerei an der Lorze in Baar sowie der Seidenweberei Gattikon und 1864 an der wenig erfolgreichen Spinnerei in Bern-Felsenau.

In die Politik, in der er eine wirtschaftsliberale Position vertrat, führte ihn sein geschäftliches Interesse an besseren Verkehrswegen: 1837 wurde er Mitglied der kommunalen, 1838 der kantonalen Strassenkommission. Von 1856 an bemühte er sich als Mitglied eines namhaften zugerisch-zürcherischen Komitees um einen Eisenbahnanschluss für den Kanton Zug. 1839-1841 sowie 1843-1845 war er Kantonsrat, 1846-1847 Landrat, 1847-1848 Verfassungsrat, 1848-1849 Statthalter im Regierungsrat, 1848-1874 Kantonsrat für Unterägeri sowie 1874-1877 für Baar, wo er seit 1869 lebte, und 1860-1867 Nationalrat. Zugleich fungierte er während seiner mehrjährigen Niederlassung in Zürich (ab 1855) als Freund Alfred Eschers 1862-1866 als Zürcher Grossrat. Henggeler, der sich auch in wirtschafts-, sozial- und schulpolitischen Fragen erfolgreich engagierte, war die bedeutendste Gründerpersönlichkeit der Zuger Wirtschaftsgeschichte. Er und seine reformierte Frau förderten auch die 1864 eingerichtete reformierte Kirchgemeinde des Kantons Zug.

Quellen und Literatur

  • H. Koch, «Wolfgang Henggeler», in Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik 10, 1959, 39-65
  • M. van Orsouw, «Wolfgang Henggeler (1814-1877)», in Der Kt. Zug zwischen 1798 und 1850, Bd. 1, 1998, 206-219
  • Ägerital – seine Gesch., 2003
Weblinks
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Kurzinformationen
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 21.3.1814 ✝︎ 14.6.1877

Zitiervorschlag

Renato Morosoli: "Henggeler, Wolfgang", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.12.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/004384/2007-12-11/, konsultiert am 25.01.2025.