
6.11.1835 Lützelflüh, 20.9.1882 Bern, reformiert, von Bern. Sohn des Albert Bitzius (Jeremias Gotthelf) und der Henriette geborene Zeender (Henriette Bitzius-Zeender). Bruder der Henriette Rüetschi-Bitzius, auch bekannt unter ihrem Pseudonym Marie Walden. Ida Ammann, Tochter eines thurgauischen Tierarztes. Besuch des Froebel-Instituts (Waisenhaus) und des Progymnasiums in Burgdorf sowie des Gymnasiums in Bern. 1854 Theologiestudium in Lausanne, 1854-1858 in Bern. Nach dem Staatsexamen Aufenthalt in Heidelberg und Berlin. 1858-1863 Vikariate in Utzenstorf und Thunstetten, 1863-1868 Pfarrer in Courtelary, anschliessend bis 1878 in Twann. Albert Bitzius stieg als Anhänger von Jakob Stämpfli, dem Führer der Berner Radikalen, in die Politik ein. 1878-1882 gehörte er dem Regierungsrat (Erziehungs- und Gefängniswesen) sowie 1879-1882 dem Ständerat an. Er war Mitglied der Zofingia.
Zusammen mit dem Grütliverein unterstützte Bitzius im Kanton und auf Bundesebene demokratische und sozialpolitische Forderungen wie die Revision der Bundesverfassung, das eidgenössische Fabrikgesetz von 1877 und die Humanisierung von Strafrecht und Strafvollzug (Radikalismus). Er unterstützte grundsätzlich die radikale Schulpolitik, distanzierte sich aber von extremen Kulturkampfmassnahmen. Bitzius prägte die bernische Kirchengeschichte durch seine führende Rolle im kirchlichen Reformverein (Präsident 1872), der die Erneuerung der Kirche in dogmatisch freiem Sinn anstrebte. Er wirkte aktiv in der Schweizerischen Vereinigung für freies Christentum mit. 1870 führte seine theologische Haltung zu Spannungen mit der Synode. Bitzius war eine markante Gestalt des liberalen Protestantismus. Seine kritische Haltung gegenüber dem klassenkämpferischen Sozialismus machte ihn zu einem Vorläufer der religiös-sozialen Bewegung der Schweiz.