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EdouardCarlin

26.6.1817 Moutier, 21.6.1870 Rang-lès-L'Isle (Franche-Comté), kath., von Rang, ab 1840 von Löwenburg (heute Gem. Pleigne). Sohn des Jacques-Pierre, franz. Staatsbürgers, Polizeioffiziers, später Landwirts, und der Suzanne-Cathérine geb. Chevalier. Emilie Weissegger, Tochter des Friedrich, Prof. der Rechte an der Univ. Freiburg i.Br. Sekundarschule in Delsberg, Gymnasium in Solothurn und Bern, 1837-39 Stud. der Rechte in Freiburg i.Br., Bern und Paris, 1841 Staatsexamen, 1842-68 Fürsprecher in Delsberg. 1868 Prof. für franz. Zivilrecht an der Univ. Bern. 1858 Dr. h.c. der Univ. Bern. Major im eidg. Justizstab.

1846-68 Berner Grossrat (1850 ab-, 1851 wiedergewählt), den er als erster Jurassier präsidierte. 1858 und 1862 lehnte er die Wahl zum Regierungsrat, 1854 jene zum Oberrichter ab. 1851 Vermittler im Auftrag der Berner Regierung im sog. Basswitz-Handel (Vallon de Saint-Imier), 1860 eidg. Staatsanwalt in der Affäre Perrier. Auf eidg. Ebene war er 1854-70 als freisinniger Nationalrat, 1866-70 als Bundesrichter (1869 Präs.) tätig. C. hatte regen Anteil an der radikalen Berner Verfassung von 1846 und den entsprechenden Ausführungsgesetzen. Von seinen kath. Mitbürgern mit Argwohn betrachtet, war er unter den Mitbegründern des «Patriote Jurassien» (1848), und des «Progrès» (1865), Vorläufers des «Démocrate» (1877). Mit Xavier Stockmar verkörperte er in der Folge die liberale, antiklerikale und antiseparatist. Opposition im Jura. 1867-68 unterstützte er im Gr. Rat die Vorlage des radikalen Erziehungsdirektors Johann Jakob Kummer betreffend Lehrverbot für Ordensangehörige in öffentl. Schulen, ebenso die Verminderung der kath. Feiertage im Jura. An der Seite von Xavier Stockmar und Niklaus Kaiser engagierte er sich für den Ausbau bzw. die Staatsfinanzierung der Eisenbahnen im Jura. C. befürwortete schon in den 1860er Jahren eine Revision der Bundesverfassung (mit Ausnahme des obligator. Gesetzesreferendums). Bei der Redaktion des bern. Zivilrechts und des eidg. Handelsgesetzbuches (Obligationenrecht) spielte der Jurist C. eine bedeutende Rolle.

Quellen und Literatur

  • Gruner, Bundesversammlung 1, 154
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Zitiervorschlag

Peter Stettler: "Carlin, Edouard", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.02.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/004455/2005-02-15/, konsultiert am 14.11.2024.