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JoachimHeer

Der Bundesrat um 1875, porträtiert von Emil Nicola-Karlen, Fotograf in Bern (Schweizerische Nationalbibliothek).
Der Bundesrat um 1875, porträtiert von Emil Nicola-Karlen, Fotograf in Bern (Schweizerische Nationalbibliothek).

25.9.1825 Glarus, 1.3.1879 Glarus, ref., von Glarus. Sohn des Cosmus (->). 1850 Anna Katharina Iselin, Tochter des Johann Rudolf, Hauptmanns. Gymnasium in Zürich, Rechtsstud. in Zürich, Heidelberg und Berlin, 1846 Dr. iur. Als Gegner der militär. Auflösung des Sonderbunds nahm H. auf eidg. Seite nur mit schweren Bedenken am Sonderbundskrieg teil. In Glarus stieg er über das Zivilgericht (1848), die Standeskomm. (1851-57) und das Amt des Landesstatthalters (1852-57) zum Landammann (1857-75) empor. In seiner Amtszeit entstanden das Glarner Fabrikgesetz von 1864 und das Steuergesetz von 1867. 1857 in den Nationalrat gewählt (Präs. 1863, 1869-70), vertrat H. die liberale Mitte und wirkte in zahlreichen Kommissionen als Vermittler und "Brückenbauer" (Jakob Dubs) zu radikalen und kath. Kreisen, so ab 1865 in den Komm. für die Verfassungsrevision von 1874, als eidg. Kommissär im Zürcher Tonhallekrawall (1871) oder während des Kulturkampfs in der Jurafrage (1875). 1867 und 1868 war H. in Berlin als ausserordentl. Gesandter beim Norddt. Bund.

Nachdem er bei Bundesratswahlen ab 1863 wiederholt Stimmen erhalten hatte, wurde H. 1875 zum Bundesrat und zugleich zum Vizepräs. gewählt. Er stand 1876 dem Post- und Telegraphendep., als Bundespräs. 1877 dem Polit. Dep., 1878 dem Eisenbahn- und Handelsdep. vor. In seine Ressorts fielen die Vorbereitung eines neuen Posttaxengesetzes und die Ausführung des Fabrikgesetzes von 1877. Seine herausragendste Leistung war indes die Lösung der Gotthardkrise in Konferenzen der Subventionsstaaten (Luzern, Juni 1877), der Kantone und der Bahngesellschaft, deren Ergebnis H. in der Botschaft zur Nachsubvention von 1878 präsentierte. Gesundheitl. Gründe zwangen ihn Ende 1878 zum Rücktritt. H. gehörte in Bern zum einflussreichen Kreis der sog. Bundesbarone. Von auf Ausgleich bedachtem Naturell, sah er sich auch als Historiker und lebte dem polit. Idealbild des dienenden republikan. Staatsmannes nach.

Quellen und Literatur

  • LAG, Nachlass
  • Gruner, Bundesversammlung 1, 351 f.
  • Altermatt, Bundesräte, 202-206
  • Glarus und die Schweiz, 1991, 77
  • C.H. Brunner, «Der Landammann und sein Lehrer», in JbGL 74, 1993, 41-119
Weblinks
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Kurzinformationen
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 25.9.1825 ✝︎ 1.3.1879

Zitiervorschlag

Hans Laupper: "Heer, Joachim", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 29.11.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/004525/2007-11-29/, konsultiert am 29.03.2023.