25.1.1877 Ermatingen, 12.8.1954 Bern, reformiert, von Salenstein. Sohn des Jakob, Handwerkers, und der Katharina, Wäscherin und Putzfrau. Aufgewachsen bei Pflegeeltern in Salenstein, dann als Dienstbote bei Kleinbauern. Hedwig Otter, Tochter eines Schneidermeisters, von Freiburg. Primarschule in Salenstein, 1894-1897 Schlosserlehre in Frauenfeld, Kunstschlosserschule in Zürich, ab 1897 Wanderschaft. 1898 Beginn der gewerkschaftlichen Tätigkeit im Schlosserfachverein Zürich, 1903-1909 Aufenthalt in Lausanne, 1905-1909 Präsident des dortigen Schlosserfachvereins und 1908-1909 des Arbeiterbundes, Initiator der Fusion der lokalen Fachvereine, anschliessend Sektionspräsident der Lausanner Metallarbeiter, 1908 Führer des Bauarbeiterstreiks. 1909-1914 Zentralsekretär des Schweizerischen Metallarbeiterverbandes in Bern, 1915 Initiator der Fusion des Schweizerischen Metall- und Uhrenarbeiterverbandes (Smuv), 1915 dessen Zentralsekretär für die französische Schweiz, 1917-1954 Zentralpräsident. 1919 Mitglied der Schweizer Delegation an der ersten Internationalen Arbeitskonferenz in Washington. 1927-1937 Vorstandsmitglied, 1937-1941 Vizepräsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes. 1921-1954 Sekretär des internationalen Metallarbeiterbundes. Ursprünglich Grütlianer, kurz nach 1900 Übertritt zur Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SPS). 1910-1939 Stadtrat in Bern, 1918-1946 Grossrat, 1918-1919 und 1922-1947 Nationalrat. Während des Landesstreiks 1918 Vizepräsident des Oltener Aktionskomitees. 1919 Mitglied der Geschäftsleitung, 1928-1936 Vizepräsident der SPS.
Konrad Ilg gehörte zu den markantesten Köpfen der schweizerischen Arbeiterbewegung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In den Augen des von den Frühsozialisten Pierre Joseph Proudhon sowie Charles Fourier und vom humanitären Sozialisten Jean Jaurès geprägten Gewerkschaftsführers dienten Streiks der schrittweisen Reform; sie seien als Kampfmittel allenfalls in Ausnahmesituationen anzuwenden. Für Scharfmacher gab es seiner Ansicht nach in der schweizerischen Gewerkschaftsbewegung keinen Platz; gegen Unterwanderungsversuche der extremen Linken griff er als Smuv-Präsident hart durch. Dank seines Pragmatismus errang er schon 1919 mit der Einführung der 48-Stundenwoche und Ansätzen zu vertraglichen Vereinbarungen mit dem Arbeitgeberverband in der Metall- und Maschinenindustrie erste Erfolge. Aus dieser Betrachtungsweise, die Ilg in zahlreichen Vorträgen und Aufsätzen darlegte, resultierte 1937, in einer Zeit der inneren und äusseren Bedrohung durch den Nationalsozialismus und Faschismus, das sogenannte Friedensabkommen zwischen dem Arbeitgeberverband schweizerischer Maschinen- und Metallindustrieller und dem Smuv, das Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen zur Konfliktbeilegung auf dem Verhandlungsweg verpflichtete. Ilg hatte die Initiative zu entsprechenden Gesprächen mit Ernst Dübi, dem Präsidenten des Arbeitgeberverbandes, ergriffen und sich auch gegen Widerstände im Smuv durchgesetzt. Damit war der Weg für den Arbeitsfrieden geebnet. Als Gewerkschaftsführer vertrat Ilg auch international eine profilierte Linie, zeichnete er doch nach dem Zweiten Weltkrieg für die Rückführung der deutschen Metallarbeiterorganisationen in den Internationalen Metallarbeiterbund und später für die Aufnahme der amerikanischen Verbände verantwortlich.
Die politische Tätigkeit Ilgs trug ebenso den Stempel des Realismus. Mit seinem Eintreten für sozialpolitische Anliegen der Arbeiterschaft, vor allem für die Arbeitslosenversicherung, als Mitglied der überparteilichen Richtlinienbewegung und der Eidgenössischen Preiskontrollkommission genoss er auch in bürgerlichen Kreisen Anerkennung. Die Fronten bekämpfte Konrad Ilg, der von 1933 an zu den Förderern der Wochenzeitung "Die Nation" gehörte, entschieden. 1942 Dr. h.c. der Universität Bern.