21.12.1891 Menzingen, 23.12.1977 Bern, katholisch, von Menzingen. Sohn des Josef Anton, Küfermeisters, und der Jakobea geborene Stocker. 1918 Maria Hegglin, von Menzingen. Volksschule in Menzingen, Kantonsschule in Zug, 1907-1911 Stiftsschule in Einsiedeln. Studium der Jurisprudenz in Zürich, 1917 lic. iur. und Schwyzer Anwaltspatent. Aktives Mitglied des schweizerischen Studentenvereins. Als Redaktor der Zuger Nachrichten und Verhörrichter wurde Philipp Etter 1918 für die Konservative Volkspartei in den Zuger Kantonsrat gewählt. Bereits 1922 zog er in den Regierungsrat ein, wo er die Erziehungs- und Militärdirektion übernahm. 1927 und 1928 war er Zuger Landammann, 1930 erfolgte die Wahl in den Ständerat. Nach dem überraschenden Rücktritt des Freiburger Bundesrats Jean-Marie Musy wählte die Bundesversammlung den erst 43-jährigen Zuger Konservativen am 28. März 1934 in den Bundesrat. Etter übernahm das Departement des Innern, das in seiner 25-jährigen Amtszeit – insbesondere durch den Ausbau des Sozialstaates – einen Bedeutungsgewinn erfuhr. In den Vorkriegsjahren war Etter massgeblich an der Entwicklung der sogenannten Geistigen Landesverteidigung beteiligt und setzte sich als begnadeter Redner in zahlreichen Auftritten für diese ein. Während des Zweiten Weltkrieges vertrat er eine betont vorsichtige, anpassungsfreundliche Politik gegenüber Nazi-Deutschland, die in der historischen Rückschau kritisch beurteilt wird, und eine besonders rücksichtsvolle Haltung gegenüber Italien. In der Phase der wirtschaftlich-sozialen Neuordnung nach 1945 vermochte er wichtige Akzente zu setzen. Er zeichnete unter anderem verantwortlich für den Ausbau der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich, die Gründung des Schweizerischen Nationalfonds, den Alpen- und Nationalstrassenbau, den Ausbau der Alters- und Hinterlassenenversicherung und die Einführung der Invalidenversicherung. Etters politisches Wirken war geprägt durch seine Innerschweizer Heimat und sein katholisch-konservatives Weltbild, das unter anderem auch von antijudaistischen und antisemitischen Klischees durchsetzt war. Etter, der die Idee eines christlichen, ständestaatlich autoritären Staates vertrat, gehört zu den bedeutendsten und profiliertesten politischen Figuren der Schweiz im 20. Jahrhundert. Dr. h.c. der Universität Neuenburg (1938) und der ETH Zürich (1955).
Feierlicher Empfang des Bundespräsidenten im Oktober 1939, als er die Kirche und das ehemalige Cluniazenserpriorat Romainmôtier besuchte (Schweizerisches Nationalmuseum, Zürich, Actualités suisses Lausanne).
Quellen und Literatur
- Werk-Verzeichnis ihres Ehrenobmanns Dr. Philipp Etter, hg. von P. Ott, 1976
- ETH-Bibliothek Zürich, Nachlass
- P. Letter, Philipp Etter und seine Zeit, 1891-1977, 1981
- U. Altermatt, Katholizismus und Antisemitismus, 1999, 190-194
- M. Pfister, T. Zaugg, «Philipp Etter», in: Das Bundesratslexikon, hg. von U. Altermatt, 2019, 349-355
Kurzinformationen
Familiäre Zugehörigkeit | |
Lebensdaten | ∗︎ 21.12.1891 ✝︎ 23.12.1977 1891-12-211977-12-23 |