24.1.1792 Bern, 16.2.1854 München, reformiert, von Bern. Sohn des Johann Anton, Offiziers in niederländischen Diensten und Gutsbesitzers. 1) Margaritha Philippina von Tscharner, Tochter des Alexander Albrecht, Oberstleutnants in den Niederlanden und Gutsbesitzers, 2) Josephine Pauline Caroline Leopoldine von Weiler, Tochter eines badischen Ministers. Johann Anton von Tillier studierte 1809-1811 Geschichte und Recht in Genf und 1811-1813 in Jena, wo er sich am Studentenaufstand beteiligte, ein Erlebnis, das ihn vom bernischen Patriziat distanzierte. Trotzdem entschied er sich für den Staatsdienst und kehrte nach Bern zurück. 1823-1850 war er Berner Grossrat (1837, 1839, 1846-1847, 1848-1849 Präsident), 1824-1831 Appellationsrichter, 1829-1831 Präsident der Stadtpolizeikommission und ab 1831 Stadtrat. Sein Wirken in der Regenerationsregierung 1831-1832 wurde von seinen Standesgenossen als Opportunismus ausgelegt. 1830 und 1841 war Tillier Berner Regierungsrat, 1836, 1841, 1846 und 1848 vertrat er Bern an der Tagsatzung. 1848 wurde er in den Nationalrat gewählt, wo er zur Rechten gehörte und sich vergeblich für eine schonende Behandlung der Sonderbundskantone einsetzte. Den entstehenden parteipolitischen Gruppierungen und der Tagespolitik begegnete er mit kühler Distanziertheit, was ihn in die Isolation trieb. Nach seiner Abwahl übersiedelte er 1851 nach München. Zwischen 1829 und 1855 (postum) erschien sein bedeutendes historisches Werk, das die Schweizergeschichte von der Helvetik bis in die Zeit des Bundesstaats abdeckt. Tillier schöpfte aus den Quellen, sammelte und durchdrang die Stoffe sorgfältig, blieb aber in der Form mittelmässig, der annalistischen Methode verhaftet und vernachlässigte Gliederung und Gewichtung. Trotz seiner aristokratischen Herkunft akzeptierte Tillier die durch die Revolution in Gang gebrachte Dynamik und strebte nach Unparteilichkeit.
Porträt (Ausschnitt) von Johann Anton von Tillier aus einer Lithografie, welche die Mitglieder des Nationalrats der Jahre 1849-1850 zeigt (Bernisches Historisches Museum).
Quellen und Literatur
- ADB 38, 310-313
- Gruner, Bundesversammlung 1, 239 f.
- Feller/Bonjour, Geschichtsschreibung 2, 612-616
- Junker, Bern 2
Kurzinformationen
Familiäre Zugehörigkeit | |
Lebensdaten | ≈︎ 24.1.1792 ✝︎ 16.2.1854 1854-02-16 |