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EugenWullschleger

Fotoporträt von Eugen Wullschleger, um 1925 (Universitätsbibliothek Basel).
Fotoporträt von Eugen Wullschleger, um 1925 (Universitätsbibliothek Basel).

8.1.1862 Basel, 30.8.1931 Riehen, konfessionslos, von Vordemwald, ab 1904 von Basel. Sohn des Sigmund, Blattmachers, und der Emilie geborene Diebold. 1894 Emma Gabelmann. Nach Primarschule und Humanistischem Gymnasium in Basel absolvierte Eugen Wullschleger aus finanzieller Not eine kaufmännische Lehre. Als Kommis in Bern verkehrte er 1882-1883 mit Albert Steck und trat dem Grütliverein bei. In Basel führte Wullschleger den Grütliverein an die Gewerkschaften heran. Ohne Mandat seiner Sektion beteiligte er sich 1886 an der Gründung des Basler Arbeiterbunds, in dem er bald eine führende Rolle spielte. 1887 übernahm er zuerst neben-, dann hauptberuflich die Redaktion des «Arbeiterfreunds» und dann bis 1897 die des Basler «Vorwärts». 1888 beteiligte er sich an der Gründung der schweizerischen SP, die er 1891-1893 präsidierte. Als Grütli-Zentralsekretär leitete er zwischen 1896 und 1902 die Annäherung des schweizerischen Grütlivereins an die SPS ein. 1898-1902 führte er auch das Zentralsekretariat des Verbands eidgenössischen Post-, Telegraphen- und Zollangestellter (später PTT-Union). Seine Ämterlaufbahn verlief parallel zum Aufstieg der Basler SP: Von den um Stimmen der Arbeiter werbenden Linksfreisinnigen ohne eigenes Zutun vorgeschlagen, wurde Wullschleger 1886 als erster Vertreter der Arbeiterorganisationen seit 1875 Basler Grossrat. Sein Mandat hielt er bis 1902 und wieder 1920-1931. Nach erfolglosen Kandidaturen 1889, 1890 und 1893 schaffte er 1896 als erster Basler Sozialdemokrat den Einzug in den Nationalrat, dem er bis zur Wahl in den Regierungsrat von Basel-Stadt 1902 und wiederum 1912-1917 angehörte. Als erster Basler SP-Regierungsrat leitete er 1902-1914 das für Sozialpolitik zuständige Departement des Innern, 1914-1920 das Finanzdepartement. In seine Amtszeit fielen unter anderem Gesetze zur Eröffnung einer staatlichen Arbeitslosenkasse und zur Subventionierung privater Arbeitslosenkassen, zur Einrichtung eines staatlichen Einigungsamts sowie für das Teilobligatorium der Krankenversicherung und für eine öffentliche Krankenkasse. Als Regierungsrat enttäuschte er seine Basis durch seine Zustimmung zum Militäraufgebot beim Maurerstreik 1903. Auf Drängen von Parteifreunden liess sich der gesundheitlich angeschlagene Wullschleger 1925 für den Ständerat portieren und gewann als erster Sozialdemokrat den Stadtbasler Sitz, um ihn allerdings bereits 1928 wieder zu verlieren. Wullschleger war bis um die Jahrhundertwende unbestrittener Führer der Basler Arbeiterbewegung. Unzählige Versammlungen begannen mit dem fast obligatorischen Referat von Wullschleger. Dann sank sein Stern vorübergehend, um nach der Parteispaltung in den 1920er Jahren erneut aufzugehen.

Quellen und Literatur

  • B. Degen, Das Basel der andern, 1986
  • W. Haeberli, Die Gesch. der Basler Arbeiterbewegung von den Anfängen bis 1914, 2 Bde., 1986-87
  • Gruner, Arbeiterschaft 3
  • B. Egli, Eugen Wullschleger, erster sozialdemokrat. Regierungsrat im Kt. Basel-Stadt, Liz. Basel, 2000
Weblinks
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VIAF

Zitiervorschlag

Bernard Degen: "Wullschleger, Eugen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.11.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/004778/2013-11-26/, konsultiert am 12.04.2024.