26.2.1767 Münsterlingen, 14.2.1841 Frauenfeld, katholisch, von Emmishofen (heute Kreuzlingen), Weinfelden (1798) und Frauenfeld (1807). Sohn des Johann Georg, Amtmanns des Klosters Münsterlingen und Gerichtsherrensekretärs, und der Katharina Imhof. Ledig. Nach dem Studium der Rechte in Freiburg im Breisgau (1785-1788) und einem Sprachaufenthalt in Besançon absolvierte Joseph Anderwert ein einjähriges Praktikum beim österreichischen Obervogteiamt Waldshut. 1791-1794 war er als rechte Hand des Vaters in Münsterlingen tätig. Die mit Aussicht auf eine Karriere in Wien angebotene Stellung eines österreichischen Obervogts im Hegau schlug Anderwert aus, da er nach dem Tod des Vaters 1794 dessen Ämter übernahm. In diese Zeit fallen mehrere, dem christlich-humanistischen Ideal der Aufklärung verpflichtete politische und sozioökonomische Abhandlungen von Rang. Seine Bemühungen um eine einheitliche Prozessordnung und ein gesamtthurgauisches Gesetzbuch wurden durch die Revolution, gegen die er sich 1798 mit einer anonymen Druckschrift wandte, obsolet. Von liberal-konservativer Gesinnung stand Anderwert dem thurgauischen Landeskomitee beratend zur Seite. 1798-1802 war er als Föderalist einflussreiches Mitglied verschiedener helvetischer Räte (Grosser Rat, Gesetzgebender Rat, Tagsatzung, Senat), 1802 auch der Eidgenössischen Tagsatzung zu Schwyz. Im Oktober 1802 stand er als Präsident der kantonalen Interimsregierung vor. Nach Bemühungen um eine Anstellung in der Markgrafschaft Baden trat Anderwert im März 1803 in die thurgauische Regierungskommission ein, bevor er im April in die Kantonsregierung gewählt wurde, der er bis 1841 angehörte. Mit Johannes Morell stand er ihr 1815-1831 abwechslungsweise als Landammann vor. Gegen aussen meist dem reformierten Morell den Vortritt lassend, war der Kopf der Thurgauer Katholiken aus heutiger Sicht der mit Abstand bedeutendste Regierungsrat des jungen Kantons. Er erwarb sich grösste Verdienste um dessen Organisation und Gesetzgebung. Auch die thurgauische Restaurationsverfassung ist weitgehend sein Werk. Der Regeneration stand Anderwert zwar mit Reserve gegenüber, setzte sich mit ihr aber auf eine Art und Weise auseinander, die 1831 die Wahl zum Präsidenten des Verfassungsrats möglich machte (ebenso 1837). Sein hartnäckiger Einsatz um die Erhaltung des Bistums Konstanz und den Erwerb der Stadt Konstanz als kantonaler Hauptort führten dagegen ebensowenig zum Erfolg wie der Versuch, die thurgauischen Klöster zur Übernahme gemeinnütziger Aufgaben zu bewegen, um ihren Fortbestand längerfristig zu sichern. Als Tagsatzungsgesandter 1803-1830 hatte der versierte Diplomat Anderwert auch auf schweizerischer Ebene politischen Einfluss. Zu seinem Freundeskreis zählten Joseph von Lassberg, Friedrich von Hundbiss (Obervogt der Reichenau), Hans Conrad Escher von der Linth und Ignaz Heinrich von Wessenberg.
Quellen und Literatur
Kurzinformationen
Familiäre Zugehörigkeit | |
Lebensdaten | ∗︎ 26.2.1767 ✝︎ 14.2.1841 1767-02-261841-02-14 |