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Joachim LeonzEder

Porträt im Profil. Aquatinta ohne Datum und Signatur, um 1815 (Staatsarchiv Thurgau, Frauenfeld).
Porträt im Profil. Aquatinta ohne Datum und Signatur, um 1815 (Staatsarchiv Thurgau, Frauenfeld).

13.2.1772 Flüelen, 4.3.1848 Bischofszell, kath., von Stans und (1823) Fischingen. Sohn des Kaspar Leonz und der Maria Helena Schmid. 1835 Elise Johanna Disteli, Schwester des Martin Disteli. 1785-89 Gymnasium, 1789-94 Theologiestud. am Lyzeum Solothurn. E. verzichtete auf die Priesterlaufbahn und wurde Hauslehrer. 1798 Sympathisant der Patriotenpartei, war E. 1798-1803 Sekr. des Solothurner Unterstatthalters. In der Mediation erwarb er sich als Anwalt in Solothurn ein grosses Vermögen und liess 1807 den Ederhof bauen. 1814 stand E. an der Spitze des Aufstands gegen die neue konservative Regierung und legte auch bereits einen liberalen Verfassungsentwurf vor. Der Aufstand scheiterte; E. floh in den Aargau. Ende 1814 begnadigt, kehrte er 1815 nach Solothurn zurück. Er verpachtete sein Gut und zog in den Thurgau, wo er als Anwalt auf Schloss Wellenberg praktizierte und 1824 Kantonsprokurator wurde. Bis 1830 enthielt er sich jeder polit. Betätigung, dann schloss er sich der Regenerationsbewegung unter Thomas Bornhauser an. E. wurde Verfassungsrat und Vizepräs. der Verfassungskommission. Er ist der Schöpfer der thurg. Regenerationsverfassung. Auf ihn gehen der Erziehungsrat und die in der Verfassung verankerte Verpflichtung des Thurgaus zurück, auf eine Bundesreform hinzuwirken. Seine Idee eines dreiköpfigen Grossratsausschusses (Tribunat) als permanente vierte oder aufsehende Gewalt wurde nur modifiziert verwirklicht. Nach Annahme der Verfassung stand E. auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn: Er wurde 1831 Thurgauer Kantonsrat (bis 1848, 1831-37 dreimal Präs.), Obergerichtspräs. (bis 1847) und Erziehungsrat (bis 1841). 1832, 1833 und 1835 war er Tagsatzungsgesandter, 1832 eidg. Kommissar in den Basler Trennungswirren und für Baselland in der Teilungskommission. In der thurg. Klosterdebatte von 1836 kam es zum Bruch mit den Radikalen. Dem seit jeher neben liberalen auch ultramontanen Postulaten anhängenden E. warfen die Gegner Apostasie vor. E. verlor seinen Einfluss weitgehend.

Quellen und Literatur

  • StATG, Nachlass
  • R. Soland, Joachim Leonz E. und die Regeneration im Thurgau 1830-1831, 1980
Weblinks
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 13.2.1772 ✝︎ 4.3.1848

Zitiervorschlag

André Salathé: "Eder, Joachim Leonz", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 07.11.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/005113/2005-11-07/, konsultiert am 19.03.2024.