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ConstantinSiegwart-Müller

Karikatur zum Monat Februar in Martin Distelis Schweizerischem Bilderkalender für das Jahr 1844 (Zentralbibliothek Zürich).
Karikatur zum Monat Februar in Martin Distelis Schweizerischem Bilderkalender für das Jahr 1844 (Zentralbibliothek Zürich). […]

10.10.1801 Lodrino, 13.1.1869 Altdorf (UR), katholisch, 1826 Urner Landrecht, ab 1832 von Oberkirch. Sohn des Johann Baptist Siegwart, wohlhabenden Glashüttenbesitzers, und der Maria geborene Pfulg. 1828 Josefine Müller, Tochter des Karl Martin Müller. Schwager von Vinzenz Müller und Franz Müller. Nach dem Tod der Eltern 1808-1818 Erziehung durch Pfarrer Josef Maria Regli in Seelisberg, Schulen in Altdorf, Luzern und Solothurn, Studium der Philosophie, Staatswissenschaften und des Rechts in Würzburg und Heidelberg. 1827-1832 Urner Landesfürsprech. 1833 übersiedelte der freisinnig-radikale Constantin Siegwart-Müller nach Luzern. 1833-1834 arbeitete er als Rechtsanwalt, Redaktor und Herausgeber der «Volkszeitung». 1834-1835 amtierte er als zweiter Staatsschreiber, 1836-1840 als Staatsschreiber, 1837-1847 als Luzerner Grossrat und 1839-1841 als Mitglied des Grossen Stadtrats. 1837-1840 war er Redaktor der «Schweizerischen Bundeszeitung». 1838 lehnte Siegwart-Müller die Wahl in den Kleinen Rat ab. Ende der 1830er Jahre brach er mit dem Liberalismus, schloss sich der katholisch-konservativen Revisionsbewegung an und wurde im Dezember 1840 von der liberalen Regierung als Staatsschreiber entlassen. Nach der Verfassungsrevision war er 1841-1847 Regierungsrat, 1844 und 1846 Schultheiss, 1843-1845 Tagsatzungsgesandter und 1844 Tagsatzungspräsident. 1845-1847 präsidierte er den konservativen Ruswiler Verein. Als dominierender konservativer Politiker in Kanton und Bund, Initiant und Kriegsratspräsident des Sonderbunds verfolgte Siegwart-Müller in den strittigen Fragen der 1840er Jahre (Aargauer Klosterfrage, Jesuiten, Sonderbund) eine Politik der Konfrontation mit den Liberalen. Sein Ziel war eine dualistische Neuordnung der Schweiz in zwei konfessionellen Blöcken mit katholischer Vormacht. Dabei vertraute er auf die Unterstützung der europäischen Mächte. Als Kriegsratspräsident der sieben Sonderbundskantone zeigte er kein militärisches Geschick. Als die Einnahme der Stadt Luzern bevorstand, setzte sich Siegwart-Müller mit dem Kriegsrat und der Luzerner Regierung nach Uri ab und floh dann über das Wallis nach Mailand. Später hielt er sich in Österreich, im Elsass und in Deutschland auf. Luzern strengte einen Landesverratsprozess gegen ihn an und forderte Kontributionen. Da dies eine Rückkehr nach Luzern ausschloss, liess Siegwart-Müller sich 1857 in Uri nieder, wo er seine Werke über die Sonderbundszeit verfasste.

Quellen und Literatur

  • Rathsherr Joseph Leu von Ebersoll, 1863
  • Der Kampf zwischen Recht und Gewalt in der Schweiz. Eidgenossenschaft und mein Antheil daran, 1864
  • Der Sieg der Gewalt über das Recht in der Schweiz. Eidgenossenschaft, 1866
  • StAAG
  • StALU
  • StAUR, Nachlass
  • ADB 34, 206-212
  • E. Rüf, Der Stellungswechsel Constantin Siegwart-Müllers, 1839-1840, 1952
  • E. Bucher, Die Gesch. des Sonderbundskrieges, 1966
  • J. Siegwart, «Der Ber. Siegwart-Müllers über seine Flucht nach dem Sonderbundskrieg», in Gfr. 134, 1981, 36-78
  • M. Jorio, «"Wider den Pakt mit dem Teufel"», in Im Zeichen der Revolution, hg. von T. Hildbrand, A. Tanner, 1997, 139-160
  • H. Bossard-Borner, Im Spannungsfeld von Politik und Religion, 2008
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF
Kurzinformationen
Variante(n)
Konstantin Siegwart (Taufname)
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 10.10.1801 ✝︎ 13.1.1869

Zitiervorschlag

Heidi Bossard-Borner: "Siegwart-Müller, Constantin", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.12.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/005188/2012-12-19/, konsultiert am 18.04.2024.