de fr it

Johann Friedrich vonTscharner

Porträt von Johann Friedrich von Tscharner. Lithografie von Heinrich Kraneck nach einem Porträt in Öl desselben Künstlers aus dem Jahr 1832, seit 1882 im Besitz des Rätischen Museums in Chur (Universitätsbibliothek Basel).
Porträt von Johann Friedrich von Tscharner. Lithografie von Heinrich Kraneck nach einem Porträt in Öl desselben Künstlers aus dem Jahr 1832, seit 1882 im Besitz des Rätischen Museums in Chur (Universitätsbibliothek Basel). […]

10.9.1780 Chur, 4.12.1844 Chur, reformiert, von Chur. Sohn des Johann Baptista (->) und der Elisabeth von Salis-Maienfeld. Bruder von Johann Baptista (->) und Peter Conradin (->). Salome Fischer, aus einem angesehenen Churer Bürgergeschlecht. Nach dem Besuch des Seminars in Jenins bzw. Reichenau studierte Johann Friedrich von Tscharner 1797-1800 in Erlangen Staatswissenschaften, Philosophie und Technik; danach absolvierte er in Zürich, Chur und Livorno eine kaufmännische Ausbildung. Daneben widmete er sich literarischen Interessen; 1803-1804 gab er die Monatszeitschrift "Italien" heraus. Ab 1804 arbeitete er wenig erfolgreich in einem Churer Handelshaus. 1810-1812 und 1824-1834 unterrichtete er an der Kantonsschule. 1811 wurde er Oberzunftmeister, 1812 Stadtrichter. 1812-1816 fungierte er als Stadtvogt, 1816-1824 im Jahresturnus als ruhender und als Amtsbürgermeister. Gegen die Aufhebung der Churer Zunftverfassung sperrte er sich 1838-1840 vergeblich. Im Bündner Grossen Rat sass er erstmals 1814, dem Kleinen Rat gehörte er als Bundspräsident 1816 und 1820 an. 1817-1822 amtierte er als Regierungskommissär beim Bau der Strassen über San Bernardino und Splügen. 1823-1831 betrieb er die Liquidierung des Handelshauses, in dem er einen Grossteil seines Vermögens verlor. Ab 1814 war er mehrere Male Tagsatzungsgesandter; als eidgenössischer Vermittler im Konflikt zwischen Basel und dessen Landschaft soll er – zumindest warfen ihm die Radikalen dies vor – die Stadt bevorzugt haben, deren Universität ihn 1835 zum Dr. iur. ernannte. Ab 1841 setzte er sich für eine Ostalpenbahn ein. Von Tscharner stand für die Hinwendung Graubündens zur Schweiz und die Aufgabe der Bündner Ansprüche auf das Veltlin; er hatte massgebenden Anteil an der Kantonsverfassung von 1814/1820. Er schuf die Grundlagen für die Neuordnung des Bündner Transitverkehrs. Prägend war sein Einfluss in der Verbesserung der Churer Justiz, Verwaltung und Infrastruktur. Gegen Ende seiner Laufbahn stand sein Hang zum Formalismus neuen Lösungsansätzen zunehmend im Weg.

Quellen und Literatur

  • «Über das Transitwesen in Graubünden», in Der neue Sammler 3, 1807, 308-407
  • V. von Planta, Johann Friedrich von Tscharners Leben und Wirken, 1848
Weblinks
Weitere Links
e-LIR
Normdateien
GND
VIAF
Kurzinformationen
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ≈︎ 10.9.1780 ✝︎ 4.12.1844

Zitiervorschlag

Jürg Simonett: "Tscharner, Johann Friedrich von", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.11.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/005280/2012-11-20/, konsultiert am 19.04.2024.