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WaltherBringolf

Walther Bringolf im Gespräch mit dem späteren deutschen Bundeskanzler Willy Brandt (rechts) während des Kongresses der sozialistischen Internationale 1967. Fotografie von Roland Schlaefli (Schweizerisches Nationalmuseum, Zürich, Actualités suisses Lausanne).
Walther Bringolf im Gespräch mit dem späteren deutschen Bundeskanzler Willy Brandt (rechts) während des Kongresses der sozialistischen Internationale 1967. Fotografie von Roland Schlaefli (Schweizerisches Nationalmuseum, Zürich, Actualités suisses Lausanne).

1.8.1895 Lörrach, 24.3.1981 Schaffhausen, konfessionslos, von Schaffhausen (1965 auch Ehrenbürger). Sohn des Johann Heinrich Konrad, Nachtwächters, und der Verena geborene Häussler, Putzfrau. Margaritha Wildberger, Tochter des Philipp Wildberger. Schule in Schaffhausen, Maurerlehre, Technikum Winterthur (Abteilung Hochbau), aus finanziellen Gründen jedoch ohne Abschluss. Während des Ersten Weltkriegs gehörte Walther Bringolf 1917 zu den Gründern des Schaffhauser Soldatenvereins. 1918 wurde er erster Zentralpräsident des neu gegründeten Schweizerischen Soldatenbunds. 1919 trat er in die SP ein. 1920 nahm er an der Konferenz der Parteilinken in Olten teil, die den Beitritt zur III. Internationale anstrebte. Mit Jules Humbert-Droz wurde er im selben Jahr an den Zweiten Weltkongress der Komintern in Moskau delegiert. Nach der Parteispaltung zählte er 1921 zu den Gründungsmitgliedern der KP, in deren Parteizentrale (ab 1927 Zentralkomitee genannt) er 1922 gewählt wurde. 1922-1932 war Bringolf Redaktor des Schaffhauser KP-Organs «Arbeiter-Zeitung». 1924 erfolgte seine Wahl in den Grossen Stadtrat von Schaffhausen wie auch in den Schaffhauser Kantonsrat. 1925 wurde er in den Nationalrat gewählt, dem er ohne Unterbruch bis 1971 angehörte. 1930 geriet er wegen der ultralinken Politik der Komintern mit dieser in Konflikt. Bringolf wurde im September 1930 noch ein letztes Mal nach Moskau zitiert, wo man ihn vor die Wahl zwischen Anpassung und Ausschluss stellte. Bringolf zeigte sich kompromissbereit, doch hatte die Mehrheit der Schaffhauser Sektion unterdessen mit der Bildung der Kommunistischen Partei-Opposition den Bruch bereits vollzogen. Nach einigem Zögern schloss sich Bringolf den Abtrünnigen an, worauf er im Dezember aus der KP ausgeschlossen wurde. Entgegen seinen Befürchtungen bedeutete dieser Wechsel nicht den Schritt ins politische Abseits: 1931 gelang ihm die Wiederwahl in den Nationalrat mühelos, und 1932 wurde er, zwar knapp und nach einem heftigen Wahlkampf, zum Schaffhauser Stadtpräsident gewählt. Dieses Amt hatte er bis 1968 inne. Auch nach dem Anschluss der Kommunistischen Partei-Opposition an die SP (1935) blieb Bringolf deren unbestrittener Führer. Im Zweiten Weltkrieg zählte er 1940 zu den Mitbegründern der Aktion nationaler Widerstand, die defätistischen Tendenzen entgegenwirken wollte. 1952-1962 stand er der SP vor. 1959 stellte ihn seine Partei als Bundesratskandidaten auf, doch unterlag er, trotz seiner allseits anerkannten Verdienste, dem Basler Hans Peter Tschudi. 1961-1962 präsidierte Bringolf den Nationalrat. 1976 wurde er zum Ehrenpräsident der Sozialdemokratischen Internationalen gewählt, 1980 zum Präsident der Internationalen Bach-Gesellschaft Bringolf blieb bis zu seinem Tod eine der markantesten politischen Persönlichkeiten seines Kantons, der sich auch sehr für die wirtschaftlichen Entwicklung und die Kultur seiner Heimatstadt engagierte.

Quellen und Literatur

  • Mein Leben, 1965
  • StadtA Schaffhausen, Nachlass
  • E. Joos, Parteien und Presse im Kt. Schaffhausen, 1975
  • P. Stettler, Die Kommunist. Partei der Schweiz 1921-1931, 1980
  • P. Huber, Stalins Schatten in die Schweiz, 1994
  • B. Studer, Un parti sous influence, 1994
  • W. Wolf, Walther Bringolf, 1995
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Brigitte Studer: "Bringolf, Walther", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 08.06.2004. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/006130/2004-06-08/, konsultiert am 09.10.2024.