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GuidoMüller

3.12.1875 Bözingen (heute Gemeinde Biel), 22.11.1963 Biel, von Linn und Biel. Sohn des Jakob, Eisenbahnarbeiters, und der Maria Margeritha geb. Biedermann. Anna Blaser, Lehrerin. Primar- und Sekundarschule in Bözingen, 1891-93 Eisenbahnschule des Technikums Biel, 1900 Handelsschule in Lausanne. Stations- und Verwaltungsdienst bei versch. Eisenbahngesellschaften (u.a. 1893-98 bei der Nordostbahn), 1908-20 Lehrer am Technikum Biel. Stud. der Nationalökonomie an den Univ. Bern und Neuenburg, Dr. rer. pol. 1918 sozialdemokrat. Gemeindepräsident von Nidau, 1920-21 Stadtschreiber in Biel, 1921-47 Bieler Stadtpräsident (bis 1924 Bau-, dann Finanzdirektor), 1922-25 Berner Grossrat, 1925-43 Nationalrat. Mitglied des Verwaltungsrats der BKW und der Hypothekarkasse des Kt. Bern, Präs. des Schulrats der Eidg. Turn- und Sportschule Magglingen, 1919 Mitgründer und dann Präs. des Redaktionskomitees der "Seeländer Volksstimme".

Über einen anarchisch angehauchten Genossenschafts- und Kommunalsozialismus fand M. in jungen Jahren seinen Weg in die Bieler SP-Sektion. Er prägte die Entwicklung des "Roten Biel" vom Sieg in den Stadt- und Gemeinderatswahlen 1921 bis nach dem 2. Weltkrieg. Nach der Sanierung der städt. Finanzen machte er sich zunächst v.a. durch seine Massnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit während der Krisenjahre einen Namen (Unterstützung der Uhrenindustrie, Ansiedlung eines Montagewerks der General Motors). Mit der Reorganisation der Gemeindeverwaltung sowie einer weitsichtigen Boden-, Wohnbau- und Sozialpolitik wurde er zum Schöpfer des modernen Biel. Als Anhänger einer Bundesratsbeteiligung der SP und Befürworter der Landesverteidigung im Vorfeld der Programmrevision von 1935 geriet M. in Konflikt mit dem linken Parteiflügel (in Biel v.a. mit den Anhängern Paul Fells). Während des 2. Weltkriegs zählte er im Nationalrat zu den Kritikern der offiziellen Flüchtlingspolitik. Mit seiner Politik des Ausgleichs fand M. auch in bürgerl. Kreisen Anerkennung. Verfasser zahlreicher Artikel. 1945 Kunst- und Literaturpreis der Stadt Biel, 1947 Ehrenbürgerrecht.

Quellen und Literatur

  • Aus meinem Leben und dem einer Stadt, 1963
  • Erinnerungen, Reden, Schr., hg. von K. Müller, 1970
  • Neues Bieler Jb., 1963, 94-100, 119 f.
  • R. Dahler, Personalbibl. von Guido M., 1985
  • T. Kästli, Das Rote Biel 1919-39, 1988
Weblinks
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Zitiervorschlag

Peter Stettler: "Müller, Guido", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.11.2016. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/006428/2016-11-25/, konsultiert am 09.10.2024.