Haupstadt der italienischen Region Emilia-Romagna; 1995 404'378 Einwohner. Bologna ist seit Ende des 10. Jahrhunderts als Kommune fassbar. Es gehörte – mit Ausnahme der napoleonischen Zeit 1796-1814 und der Aufstände 1831 und 1848 – von 1513 bis zur italienischen Einigung 1860-1861 zum Kirchenstaat, der Bologna eine oligarchische Verfassung und die dauernde Anwesenheit eines päpstlichen Legaten aufzwang.
Die Entwicklung Bolognas ist eng verbunden mit der Geschichte der Universität. Die Entstehung des Bologneser studium gegen Ende des 11. Jahrhunderts wurde begünstigt durch die schon vorher existierende Schule der Artes liberales und die juristischen Studien von Irnerius, welche die Erarbeitung des ersten systematischen Kompendiums des kanonischen Rechts, des Decretum Gratiani von 1140, ermöglichten. Obwohl Friedrich I. Barbarossa der Universität 1158 in der Constitutio Habita Forschungsautonomie und freie Entwicklung zugesichert hatte, musste sich die Bildungsstätte schon bald gegen Einmischungs- und Kontrollversuche der Behörden zur Wehr setzen.
Das studium zog auch viele Studenten aus dem Ausland an. Die ersten gesicherten Belege für die Anwesenheit von Schweizer Studenten gehen auf den Beginn des 13. Jahrhunderts zurück. Es handelte sich dabei vor allem um Walliser und Bündner aus allen sozialen Schichten. Im Zeitraum 1263-1275 stammten 25% der ca. 220 Schweizer Studenten aus der städtischen Bürgerschaft. Ihre starke Vertretung spiegelt das gestiegene Bildungsniveau und den damit einhergehenden Bedeutungsgewinn wider, welche diese Schicht in den schweizerischen Städten erlangt hatte. Zahlreich waren auch die Vertreter des niederen Lokaladels, darunter Geistliche vor allem aus der Westschweiz, und des Ritterstandes, darunter viele Laien, die als Rechtsgelehrte tätig waren. Nur etwa ein Dutzend Studenten entstammte Grafenfamilien oder alteingesessenen Dynastien wie den Habsburgern, den Thierstein, den Buchegg und den Signau. Die juristischen Studien von Angehörigen der Führungsschichten blieben nicht ohne Auswirkungen: Unter den Juristen, welche damals in der Schweiz städtische Satzungen und lokale Rechte ausarbeiteten, befanden sich viele ehemalige Studenten aus Bologna, etwa der Basler Bischof Peter Reich von Reichenstein, der 1296 die Handfeste von Biel schuf, und Heinrich von Klingenberg, Bischof von Konstanz, Mitautor des sechsten Buches des Zürcher Richtebriefs von 1304.
Die mittlere Studiendauer an der Universität Bologna lag bei fünf bis sechs Jahren. Die Schweizer Studenten wohnten meist in Mietshäusern oder bei Professoren sowie in Hotels und Pensionen von Landsleuten. So führte beispielsweise die Familie vom Schwert aus Basel in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ein Hotel im Quartier San Genesio. Aus dem chartularium der Universität geht eine starke Solidarität unter den Studenten aus den gleichen Regionen hervor: Die Studenten aus dem Gebiet der Schweiz bildeten homogene Gruppen und gehörten zu drei verschiedenen nationes, je nach ihrer Herkunft aus der heutigen Deutsch- oder Westschweiz bzw. dem Tessin.
Der Niedergang des Bologneser studium begann am Ende des 14. Jahrhunderts: Wirtschaftliche, politische und soziale Veränderungen, neue kulturelle Bedürfnisse und – in den folgenden Jahrhunderten – die päpstliche Herrschaft schmälerten die Bedeutung der Universität. Zudem entstanden neue Universitäten; diejenige von Pavia etwa zog nach ihrer Gründung 1361 zahlreiche Studenten an, darunter auch viele Schweizer.
Bologna beherbergte auch eine stattliche Anzahl Schweizer Gardisten: Die Kardinäle der römischen Gesandtschaften stellten Schweizer Söldner als Leibwächter ein. Dieser Dienst begann in Bologna 1542 und wurde 1796 aufgehoben. Er umfasste ursprünglich 120 Soldaten, im Lauf des 18. Jahrhunderts nur noch 50. Einige Schweizer gründeten zudem in Bologna im 18. und 19. Jahrhundert Firmen, die vor allem mit Getreide, Baumwolle, Garn und Textilerzeugnissen handelten.
Im Laufe der Jahrhunderte war Bologna immer wieder Ziel für Handwerksmeister aus der italienischen Schweiz, die vor allem in der Bauhütte der gotischen Kirche San Petronio tätig waren; besonders bedeutend war ihre Präsenz im 17. und 18. Jahrhundert (u.a. Pier Francesco Mola). Zwischen Bologna und der italienischen Schweiz bestanden auch politische Verbindungen: Die Bologneser Adelsfamilien Pepoli (1356-1402) und Bentivoglio (ab 1450) hatten die Herrschaft über Blenio und Biasca inne.