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Dillingen an der Donau

Dt. Kreisstadt in Bayern, Regierungsbez. Schwaben. Die Ursprünge von D. gehen auf eine 973 erw. Burg Dillingen zurück, die im Besitz der Fam. Bf. Ulrichs von Augsburg war. Spätestens 1111 ging die Burg an eine ostschwäb. Adelsfam. über, die sich zuvor nach der Burg Gerhausen und der durch Heirat erworbenen Kyburg nannte. Von der Mitte des 12. Jh. an erscheinen Mitglieder dieser Fam. als Gf. von Dillingen. In der 1. Hälfte des 13. Jh. wurde die Stadt planmässig ausgebaut. Ihr Aufstieg begann nach dem Aussterben der Grafen mit dem testamentar. Übergang an das Hochstift Augsburg. D. war lange Zeit Residenz der Fürstbischöfe und Sitz der hochstiftl. Regierung. 1551 wurde offiziell durch Kardinal Otto Truchsess von Waldburg die Univ. D. gegründet. Zu ihrer Leitung wurden 1564 durch Vermittlung des Petrus Canisius Jesuiten berufen. Das Institut hatte einen hohen Rang im kath. Geistesleben des 16. und 17. Jh. und galt noch vor Ingolstadt (Bayern) als eine der geistigen Hochburgen der Gegenreformation (u.a. durch das Wirken von Jakob Bidermann). Seine Wirkung strahlte weit über Ostschwaben hinaus, v.a. nach Tirol und in die Schweiz, für deren Benediktinerklöster D. massgebl. Bildungszentrum wurde. St. Gallen (Äbte Joachim Opser, Bernhard Müller), Einsiedeln und Muri wurden als Reformzentren von D., wo zahlreiche Mönche dieser Klöster studierten, beeinflusst. Mit dem gebürtigen Luzerner Lorenz Forer stammte einer der herausragenden Lehrer der Universität aus der Schweiz. Noch bis zum Ende des 18. Jh. blieb D. ein bedeutendes Bildungszentrum für Süddeutschland (Eusebius Amort, Johann Georg Lori, Johann Michael Sailer). Die Verbindungen in die Schweiz wurden jedoch nach dem Dreissigjährigen Krieg schwächer, und das Schwergewicht verlagerte sich zunehmend nach Freiburg i.Br. 1804 kam D. mit der Säkularisation an Bayern, die Universität wurde aufgehoben. Die aus dem Lyzeum hervorgegangene Philosoph.-theol. Hochschule wurde 1970 mit der neu gegr. Univ. Augsburg vereinigt und dorthin verlegt.

Quellen und Literatur

  • Jb. des Hist. Ver. D. 75, 1973, (div. Beitr.)
  • A. Schindling, «Die Univ. Dillingen und die kath. Schweiz im konfessionellen Zeitalter», in Schweiz.-dt. Beziehungen im konfessionellen Zeitalter, hg. von M. Bircher et al., 1984, 253-259
  • A. Kraus, «Die Bedeutung der Univ. Dillingen für die Geistesgesch. der Neuzeit», in Jb. des Hist. Ver. D. 92, 1990, 13-37
  • L. Holzfurtner, «Die Grafschaft Dillingen», in Zs.f. bayer. Landesgesch. 57, 1994, 321-349
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Ludwig Holzfurtner: "Dillingen an der Donau", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 12.04.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/006586/2005-04-12/, konsultiert am 28.03.2024.