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Leiden

L. liegt in der niederländ. Provinz Südholland zwischen Amsterdam und Den Haag und zählte 2005 118'371 Einw. 1575 liess Wilhelm von Oranien in L. eine calvinist. Universität errichten. Mit 800-900 Schweizer Studenten - v.a. aus Bern, gefolgt von jenen aus Genf, Zürich, der Waadt, Basel und Schaffhausen - war sie in der frühen Neuzeit die von Schweizern am häufigsten besuchte, ausländ. Hohe Schule, wobei die Studentenzahlen einschliesslich der nicht mit einem längeren Aufenthalt verbundenen Bildungsreisen 1650-1750 Spitzenwerte erreichten. Während 1650-75 die Mehrzahl der Schweizer Theologie studierte, rückten 1676-1700 die Rechtsstudenten zahlenmässig an die Theologen heran, zogen 1701-25 gleich und überflügelten sie 1726-50. Bemerkenswert ist die stetige Zunahme der Medizinstudenten, die 1726-50 die Zahl der Schweizer Theologiestudenten in L. ebenfalls übertrafen. 60 Schweizer Mediziner studierten bei Hermann Boerhaave (1668-1738), einem der einflussreichsten Ärzte des 18. Jh., darunter Johannes Gessner, Johann Friedrich von Herrenschwand, Théodore Tronchin und Othmar Zwicky. Im 18. Jh. spielten Gelehrte in L. auch als Briefpartner von Schweizer Naturwissenschaftlern wie Johann Jakob Scheuchzer, Albrecht von Haller und Charles Bonnet eine wichtige Rolle. 1586-1666 studierten immerhin rund 20 Leidener in Basel. Ab und zu wurde ein Schweizer Gelehrte an die Univ. L. berufen. Von dieser gingen wichtige Impulse des Späthumanismus und Neostoizismus aus. Die bibl. Föderaltheologie und die Leidener Orientalistik befruchteten die Theologie, die zusammen mit dem Cartesianismus und dem Naturrecht die Schweizer Frühaufklärung v.a. in den ref. Städten massgeblich prägte. Lehrbücher von Leidener Professoren wie Franco Burgersdijk wurden an den Hohen Schulen in Basel, Zürich und Schaffhausen eingesetzt. Ab 1800 verlor die Univ. L. ihre Anziehungskraft auf Schweizer Studenten, so dass es nur noch zu vereinzelten akadem. Kontakten kam.

Quellen und Literatur

  • A. Rivier, «Die Schweizer auf der Hochschule L. 1575-1875», in ASG 6, 1875, 138-160
  • F. Walter, Niederländ. Einflüsse auf das eidg. Staatsdenken im späten 16. und frühen 17. Jh., 1979
  • S. Heller, Boerhaaves Schweizer Studenten, 1984
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Hanspeter Marti: "Leiden", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.11.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/006615/2008-11-20/, konsultiert am 19.03.2024.