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Freiburg im Breisgau

Im Kernbereich der Zähringerherrschaft (Zähringen) im nördlichen Breisgau liess Herzog Berthold II. um 1091 Burg und Siedlung Freiburg anlegen, die 1120 Marktrecht erhielt und sich im 12. Jahrhundert als früheste zähringische Stadtgründung zu einem blühenden Gemeinwesen am Oberrhein entwickelte. Die Bürgerschaft, zum Teil aus der zähringischen Ministerialität entstammend, erhielt von Beginn an wichtige Privilegien, und das Freiburger Stadtrecht wurde Muster für zahlreiche Städte des deutschen Südwestens und der heutigen Schweiz, namentlich Freiburg im Üechtland, Bern und Diessenhofen. Im 13. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts übten die Grafen von Freiburg die Stadtherrschaft aus; damals vermochten die Bürger gegenüber dem in finanzielle Bedrängnis geratenden Stadtherrn ihre Rechte und ihr Gewicht zu verstärken. Einen neuen Aufschwung nahm Freiburg, das sich 1368 der Herrschaft Habsburgs unterstellt hatte, ab der Mitte des 15. Jahrhunderts, als Erzherzog Albrecht VI. von Österreich hier residierte und 1457 eine Universität ins Leben rief. Zu den ersten Universitätsrektoren zählte Johannes Sutor aus Zurzach. Bis heute haben immer wieder Schweizer Gelehrte an der Freiburger Universität gewirkt; auch zahlreiche Studenten aus der Schweiz haben dort studiert.

Volksausgabe der 1589 von Gregor Sickinger im Auftrag des Rates gestochenen Stadtansicht. Norden ist links, am Horizont der Schwarzwald (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv).
Volksausgabe der 1589 von Gregor Sickinger im Auftrag des Rates gestochenen Stadtansicht. Norden ist links, am Horizont der Schwarzwald (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv). […]

Unter König Maximilian I. wurde die Stadt zu einem kulturellen Zentrum am Oberrhein. Hier wirkten namhafte Humanisten, darunter Jakob Wimpfeling und Ulrich Zasius; dieser erarbeitete als Rechtsgelehrter und Stadtschreiber 1520 das einflussreiche «Neue Stadtrecht» und scharte zusammen mit seinem Schüler, dem Basler Bonifacius Amerbach, einen bedeutsamen Freundeskreis um sich. Im Gefolge der Reformation kam Erasmus von Rotterdam 1529 von Basel nach Freiburg, wie auch der aus Glarus stammende Humanist und Musiktheoretiker Glarean. Auch das Domkapitel von Basel zog 1528 nach Freiburg, wo es bis zur Übersiedlung nach Arlesheim 1677 blieb. Bürgerliches Selbstbewusstsein spiegelt sich in der 1589 von dem aus Solothurn stammenden Kupferstecher Gregor Sickinger im Auftrag des Rates geschaffenen Stadtansicht. Im 16. Jahrhundert unterhielten Freiburg und Basel durch das Druckerei- und Verlagswesen rege Kontakte. Zu den Folgen des Dreissigjährigen Krieges zählte die Verlegung der niederösterreichischen Regierung aus dem französisch gewordenen Elsass (Ensisheim) nach Freiburg; sie war unter anderem auch für das heute aargauische Fricktal zuständig. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde das Freiburger Jesuitenkolleg, das enge Beziehungen mit Schweizer Jesuitenkollegien pflegte, besonders mit Luzern, von vielen Schweizern als Ausbildungsstätte besucht.

Ab 1750 brachten die Reformen der Kaiser Maria Theresia und Joseph II. der Stadt bessere Zeiten; die Universität, ab 1620 in Händen der Jesuiten, erlebte nach der Ordensauflösung 1773 den zentralistischen Zugriff Wiens, aber auch freieren Geist (Friedrich Heinrich Jacobi, Karl von Rotteck), der ins 19. Jahrhundert weiterwirkte. Nach dem Übergang an das Herzogtum Baden 1805 prägten die durch Grossherzog Ludwig in ihrem Bestand gesicherte Universität und nach der Auflösung des Bistums Konstanz die Installation des Erzbischofssitzes 1821 die Stadt, aber auch der ab 1850 einsetzende Aufschwung von Gewerbe und Industrie. Im 19. Jahrhundert pflegten Freiburg und Basel vielfältige wirtschaftliche Beziehungen. Die Nationalsozialisten erzielten bereits 1930 grosse Erfolge, und Stadt wie Universität folgten nach 1933, etwa in der Judenvertreibung, der politischen Linie des Dritten Reiches. Einigen Freiburger Juden gelang es, in der Schweiz Exil zu erhalten. Von der Bombardierung 1944 schwer getroffen, schaffte Freiburg in der Nachkriegszeit unter französischer Besatzung den Wiederaufbau bis 1955; dem folgte eine Phase rapiden Wachstums bis etwa 1970, verbunden mit einer städtebaulichen Erweiterung. Nach einer unter anderem vom Wohnungsproblem und von Unruhen (Hausbesetzungen) gekennzeichneten Zeit der Stagnation gilt Freiburg im Breisgau heute, profiliert als Stadt des Umweltschutzes und attraktiv für den Fremdenverkehr, als Dienstleistungszentrum in der trinationalen Regio (Regio Basiliensis) am Oberrhein, welche die angrenzenden Gebiete Deutschlands, Frankreichs und der Schweiz umfasst.

Quellen und Literatur

  • A. Legner, «Schweizer Bergkristall und die Kristallschleiferei in Freiburg im Breisgau», in ZAK 19, 1959, 226-290
  • F.G. Gemmert, «Das Basler Domkapitel in Freiburg», in Schau-ins-Land 84/85, 1966/67, 125-159
  • J. Schlippe, «Der Basler Hof in Freiburg», in Schau-ins-Land 84/85, 1966/67, 160-192
  • T. Scott, Freiburg and the Breisgau, 1986
  • M. Blattmann, «Die Freiburger Stadtrechte am Oberrhein und in der Schweiz», in Besançon 1290-1990, 1992, 101-111
  • Gesch. der Stadt Freiburg, hg. von H. Haumann, H. Schadek, 3 Bde., 1992-96
  • Der Kaiser in seiner Stadt, hg. von H. Schadek, 1998
  • F. Hefele, «Freiburg als vorderösterr. Stadt», in Vorderösterreich, hg. von F. Metz, 42000
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Thomas Zotz: "Freiburg im Breisgau", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 24.01.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/006617/2014-01-24/, konsultiert am 28.03.2024.