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EduardZellweger

29.12.1901 Luino, 8.7.1975 Zürich, reformiert, von Zürich und Trogen. Sohn des Leopold Zellweger, Grenzwachtchefs. 1945 Margrit Lustenberger, Tochter des Johann Josef Lustenberger, Zeichners bei den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), und der Hedwig geborene Geiger, Hausfrau. Schwager des Hans Falk. Eduard Zellweger wuchs in Lugano und Chur auf, besuchte das Gymnasium in Chur und Bern und studierte 1920-1924 Rechtswissenschaften in Genf und Bern (Dr. iur. 1924). Er leitete 1924-1929 das Auslandschweizer-Sekretariat der Neuen Helvetischen Gesellschaft und arbeitete 1930-1945, 1950-1955 sowie ab 1963 als Anwalt in Zürich. Überdies wirkte er 1940-1945 als Kassationsrichter, 1945-1949 als Gesandter in Jugoslawien und 1950-1962 als Privatdozent für Völkerrecht an der Universität Zürich. 1956-1959 war Zellweger verfassungsrechtlicher Berater der königlichen Regierung von Libyen, 1960-1961 persönlicher Vertreter des UNO-Generalsekretärs in Laos und 1962-1963 juristischer Berater in Kenia.

Aus der Jungliberalen Bewegung der Schweiz, zu deren Initianten er zählte, wurde er 1935 ausgeschlossen, worauf er 1939 in die Sozialdemokratische Partei (SP) eintrat. 1943-1945 und 1955-1956 sass Zellweger im Nationalrat sowie 1963-1967 im Ständerat. Er schrieb als aussenpolitischer Redaktor für die Nation, die er 1933 mitgegründet hatte, und präsidierte 1967-1972 die Neue Schauspiel AG. Zellweger unterstützte die Kriseninitiative und die Richtlinienbewegung. Er war ein engagierter Gegner der Fronten und des Nationalsozialismus und verteidigte in politischen Prozessen Opfer des NS-Regimes und der Frontisten (so den entführten Journalisten Berthold Jacob) wie auch Schweizer Kommunisten. Zellweger war einer der beiden ersten sozialdemokratischen Gesandten der Schweiz. Als solcher bereitete er in Belgrad eine Wiederaufnahme der ab 1923 unterbrochenen diplomatischen Beziehungen der Schweiz mit der Sowjetunion vor. In der Politik widmete er sich besonders aussenpolitischen Fragen. Eduard Zellweger war Spezialist für Völker- und Presserecht sowie Verfassungsrecht der Länder Osteuropas.

Quellen und Literatur

  • Zellweger, Eduard: Die völkerrechtliche Verantwortlichkeit des Staates für die Presse, unter besonderer Berücksichtigung der schweizerischen Praxis, 1949.
  • Willi, Jost Nikolaus: Der Fall Jacob-Wesemann (1935/1936). Ein Beitrag zur Geschichte der Schweiz in der Zwischenkriegszeit, 1972.
  • Heberlein, Fritz: Zeitgenossen, 1974, S. 184-189.
  • Tages-Anzeiger, 9. und 10.7.1975 (Nachruf).
  • Zürichsee-Zeitung, 10.7.1975 (Nachruf).
Weblinks
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VIAF

Zitiervorschlag

Markus Bürgi: "Zellweger, Eduard", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.10.2021. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/006770/2021-10-25/, konsultiert am 08.10.2024.