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VincenzoDalberti

20.2.1763 Mailand, 6.4.1849 Olivone, kath., von Olivone. Sohn des Gian Domenico, Schokoladenfabrikanten, und der Anna Maria Barera. Mittelschulen in Mailand, an der Schule der Arcimboldi und in Brera. D. wurde 1786 in Mailand zum Priester geweiht, war aber schon 1783 mit einer Pfründe in Olivone ausgestattet worden. Hierher übersiedelte er kurz vor 1798 und bewies gleich seine polit. Begabung. Zwischen 1803 und 1814 war er die dominierende Gestalt der Tessiner Regierung (Kl. Rat) und der eigentl. Führer des neu entstandenen Kantons. In diesen Jahren begann er einen regen Briefwechsel mit Paulus Usteri und knüpfte so Kontakte mit den liberalen Kreisen Zürichs. Ebenso wichtig war die Freundschaft mit dem Lombarden Baron Pietro Custodi, einem "alten Jakobiner" und eingefleischten Büchernarren, wie D. selber einer war. Diesem half D. bei der Edition einer wichtigen Sammlung klassischer ital. Schriftsteller der Nationalökonomie. Mit der Restauration musste D. die Regierung verlassen; 1817 wurde er jedoch ins einflussreiche Amt des Staatsschreibers gewählt und so erneut zum "gesetzgebenden Kopf" des Kantons. Er spielte eine zurückhaltende, aber wichtige Rolle in der Bewegung, die das Regiment der Landammänner beendete und zur Verfassungsreform von 1830 führte. Von 1830-37 war er wieder Staatsrat, 1839 wurde er erneut zum Staatsschreiber gewählt. Die Machtübernahme durch die Radikalen im Dezember des gleichen Jahres beendete faktisch seine polit. Karriere, wenn er auch 1842-44 noch einmal im Gr. Rat sass. Ab 1840 warnte er vor den wachsenden Gefahren, denen die kath. Religion durch die seiner Ansicht nach übertriebene Pressefreiheit ausgesetzt sei. 1842 war er beinahe der einzige, der sich öffentlich gegen die eben vom Parlament angenommene Verfassungsreform wandte. Er bekämpfte schliesslich die Säkularisierung der höheren Schulen und die Aufhebung der religiösen Gemeinschaften, welche die von ihm immer schärfer kritisierte liberale Regierung anstrebte. D.s breite, von der Aufklärung geprägte Bildung, seine Geistesgaben und staatsmänn. Fähigkeiten fanden zusammen mit seiner verblüffenden Schaffenskraft Ausdruck sowohl in den publizierten Schriften als auch in den vielen, umfangreichen Briefwechseln.

Quellen und Literatur

  • Voti del comune di Olivone, 1842
  • Scritti scelti, hg. von A. Bettelini, 3 Bde., 1933-37
  • ASTI, Archiv Piazza und D. (mit Dok. aus dem Besitz von G.M. Staffieri)
  • PrivA S. Bolla, Lugano
  • G. Martinola, Epistolario D.-Usteri 1807-1831, hg. von G. Martinola, 1975, (mit wichtiger Biografie, Bibl. und Kommentar)
  • T. Fiorini, La biblioteca di Vincenzo D., 1991
Weblinks
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 20.2.1763 ✝︎ 6.4.1849

Zitiervorschlag

Fabrizio Panzera: "Dalberti, Vincenzo", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 30.03.2004, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/006907/2004-03-30/, konsultiert am 12.04.2024.