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Büsingen

Gemeinde Baden-Württemberg, Landkreis Konstanz. Deutsche Enklave am Nordufer des Hochrheins, allseits von Schweizer Gebiet umgeben. 1090 Bousinga. 1871 755 Einwohner; 1950 936; 1993 1500 (darunter ca. 240 Schweizer); 2000 1438.

Büsinger Gemarkung. Karte von Johann Joseph Veith, 1731 (Staatsarchiv Schaffhausen, Karten und Pläne 1/217).
Büsinger Gemarkung. Karte von Johann Joseph Veith, 1731 (Staatsarchiv Schaffhausen, Karten und Pläne 1/217). […]

Scherben- und Metallfunde stammen überwiegend aus Grabhügeln der Urnenfelder-, Hallstatt- und Latènezeit. Ein alemannisches Gräberfeld datiert in das 6./7. Jahrhundert. Die auf dem Kirchberg oberhalb von Büsingen gelegene Michaelskirche (1095 ecclesia ad Kirichberch) ist eine der ältesten christlichen Kultstätten im Landkreis Konstanz. Zu ihrem Pfarrsprengel zählte bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts auch Schaffhausen. Danach wurde Büsingen kirchlich von Schaffhausen aus betreut, 1529-1843 von reformierten Geistlichen der Schaffhauser Landeskirche. 1090 schenkte Graf Burkhard von Nellenburg umfangreiche Güter in Büsingen dem von seinem Vater gegründeten Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Von 1361 an besassen die Herren von Klingenberg die Ortsherrschaft in Büsingen. Sie verpfändeten mit Zustimmung der Lehensherrschaft Österreich 1437 Nutzungen und Gefälle sowie 1446 die Vogteirechte in Büsingen dem Frauenkloster St. Katharinental bei Diessenhofen. 1463 kam die Vogtei durch Kauf an Bürgermeister Heinrich Barter von Schaffhausen und nach dem Aussterben der Barter an die Schaffhauser Bürger Im Thurn, die von 1535 bis ins 19. Jahrhundert Ortsherren in Büsingen waren. Die Territorialhoheit, insbesondere die hohe Gerichtsbarkeit, über Büsingen behielt sich jedoch das Haus Habsburg vor. Beim Reiather Jurisdiktionskauf durch die Stadt Schaffhausen 1723 blieb Büsingen wegen Differenzen zwischen Österreich und Schaffhausen (sogenannter Imthurn- oder Büsinger Handel) ausgenommen. Als Österreich 1770 seine landgräflichen Rechte über Ramsen und Dörflingen an Zürich verkaufte, von dem diese Orte 1798 an Schaffhausen kamen, wurde Büsingen zur Enklave in der Schweiz. Mehrfache Kauf- und Tauschverhandlungen blieben erfolglos. Die Stadt Schaffhausen besitzt jedoch noch heute ca. 62 ha (davon 53 ha Wald) im Gemeindegebiet von Büsingen. 1805 fiel Büsingen an Württemberg, 1810 an Baden. Bereits 1835 hatte Büsingen durch den Beitritt Badens zum Deutschen Zollverein eine zollrechtliche Sonderstellung erhalten und war Zollausschlussgebiet geworden. Die Folge war, dass Büsingen im Laufe des 19. Jahrhunderts sich wirtschaftlich immer mehr nach Schaffhausen ausrichtete. Durch die Aufhebung der schweizerischen Zollgrenze um die Enklave Büsingen 1947 wurde der Anschluss von Büsingen an das schweizerische Zollgebiet de facto vollzogen. Die rechtliche Anerkennung dieses Zustands brachte jedoch erst der deutsch-schweizerische Staatsvertrag von 1964 über die Einbeziehung der Gemeinde Büsingen in das schweizerische Zollgebiet (1967 in Kraft getreten). Die Erwerbsbevölkerung von Büsingen ist überwiegend in Schaffhausen tätig.

Quellen und Literatur

  • F. Götz, Das Büsinger Vertragswerk, 1968
  • Der Landkreis Konstanz 3, 1979
  • F. Götz et al., 900 Jahre Büsingen, 1990
  • U. Wolf, H. Lieb, Die Bergkirche Büsingen, 1993
  • Schaffhauser Mgz., Nr. 2, 2001
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Franz Götz: "Büsingen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.07.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007037/2013-07-25/, konsultiert am 19.03.2024.