Kreisstadt in Baden-Württemberg (D), an der Grenze zur Schweiz, links und rechts vom Ausfluss des Rheins aus dem Bodensee gelegen. 1604 5446 Einwohner; 1855 7366; 1900 25'477; 1950 45'052; 1992 76'084; 2007 ca. 81'000.
Im zerfallenen spätrömischen Kastell Constantia – die 2003 entdeckten Befestigungen stammen aus dem 4. Jahrhundert – wurde um die Wende vom 6. zum 7. Jahrhundert ein Bischofssitz entweder neu gegründet oder von Windisch dorthin transferiert. Die Stadtentwicklung nahm jedoch ihren topografischen Ausgang beim Markt vor der Bischofskirche (Münster). Von hier aus wuchs die Stadt bis ins 14. Jahrhundert entlang einer römischen Strasse nach Süden. Obgleich rechtlich nicht zum umgebenden Thurgau zählend, war Konstanz doch bis ins frühe 20. Jahrhundert zumindest wirtschaftlich so etwas wie dessen heimliche Hauptstadt. Politisch aktiv wurde die Bürgerschaft erst in den Wirren des Investiturstreits, bis dann mit Kaiser Heinrichs VI. Steuerprivileg von 1192 die Bürger ihrem Stadtherrn, dem Bischof, als eigenständige Kraft gegenüberstehen konnten.
Zur gleichen Zeit, als in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts die Stadt nicht nur nach Süden, sondern durch grosszügige Aufschüttungen des Sees auch nach Osten hin erweitert wurde, erhielt die Gemeinde offenbar das Recht, einen Rat zu wählen. Im 13. Jahrhundert wuchs Konstanz immer mehr zu einem Zentrum des oberdeutschen Leinwandhandels heran, und 1312 wurde die Stadt auch zum Mittelpunkt des Bundes der Bodenseestädte. In den folgenden zweieinhalb Jahrhunderten hatte der Rat des ab 1372 von einer Bischofs- und Quasi-Reichsstadt zu einer wirklichen Reichsstadt werdenden Gemeinwesens ständig zwischen der erstarkenden Eidgenossenschaft auf der einen und Habsburg sowie den Städtebünden auf der anderen Seite zu agieren (Konstanzer Bund 1385). Zeigte die Abhaltung des ökumenischen Konzils von Konstanz 1414-1418, welche Wertschätzung der Stadt entgegengebracht wurde, so liessen bereits die Verwicklungen in die Appenzeller Kriege (1401-1406), in den Alten Zürichkrieg (1443-1450) sowie in den Plappartkrieg (1458) und sodann die Konstanz unmittelbar tangierende Eroberung des Thurgaus (1460) die Lage der Stadt immer prekärer werden. Dies zumal deswegen, weil sie nach 1417 das Landgericht im Thurgau und ab 1449 die Vogtei Eggen (TG) innehatte. Die Hoffnung, mit Hilfe beider Herrschaftsrechte im Thurgau ein eigenes Territorium aufzubauen, musste scheitern, als Konstanz sich 1498 zum Eintritt in den Schwäbischen Bund und damit zur politischen Frontstellung gegen die Eidgenossenschaft gedrängt sah. Der 1499 ausbrechende Schwabenkrieg hat Konstanz mit dem unmittelbar vor den Toren der Stadt, beim Schwaderloh, durch die Eidgenossen erfochtenen Schlachtensieg eine sich unmittelbar vor den Mauern der Stadt hinziehende "Staatsgrenze" beschert. Mit dieser Grenzziehung hängt zusammen, dass Konstanz in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts einen immer deutlicher spürbaren wirtschaftlichen Niedergang erlitt.
Eine entscheidende Änderung in der Situation der Stadt sollte sich dadurch ergeben, dass ab 1519 die reformatorische Bewegung auch in Konstanz Fuss fasste. Die Folge war, dass Bischof und Domkapitel 1526 die Stadt verliessen und der Bischofssitz nach Meersburg verlegt wurde. 1527 bzw. 1528 schloss Konstanz ein christliches Burgrecht mit Zürich und Bern ab. Die Stadt wurde in ständiger Verbindung mit Zürich, Basel und Strassburg zu einem Zentrum der oberdeutsch-schweizerischen Reformation, und ihre Lage gestaltete sich deshalb in den nächsten Jahren immer schwieriger. Der Rat der Stadt sah sich 1548 gezwungen, allen Forderungen des Kaisers nachzugeben und sich bedingungslos dem Hause Habsburg-Österreich zu ergeben. Konstanz war von einer Reichsstadt zu einer österreichischen Landstadt geworden. Bevor österreichische Truppen die Stadt besetzten, hatte allerdings die reformatorische Elite die Stadt verlassen und zumeist in der Eidgenossenschaft Zuflucht gefunden. Fortan wurde Konstanz wieder voll rekatholisiert, wenngleich es noch bis ins 17. Jahrhundert Protestanten gab, die in den reformierten Gemeinden des nahen Thurgaus ihren Rückhalt fanden.
Nachdem sich das politische Leben der Stadt um 1560 wieder zu normalisieren begonnen hatte, konnte Konstanz noch einmal zu einem wichtigen Handelsplatz am See aufsteigen, ehe der Dreissigjährige Krieg und vor allem die – wenn auch missglückte – Belagerung der Stadt durch die Schweden 1633 die Wirtschaftskraft von Konstanz erneut schwächen sollten. Geheime Verhandlungen mit den Eidgenossen über die Aufnahme in Schweizer Schutz und Schirm hatten zu keinem Ergebnis geführt. Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde Konstanz zur Grenzstadt. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stagnierte das wirtschaftliche, politische und kulturelle Leben immer mehr. Auch die von Kaiser Joseph II. nach 1784 betriebene Ansiedlung von "Genfer Fabrikanten", die aus politischen Gründen ihre Heimat hatten verlassen müssen (Genfer Revolutionen), hatte keinen durchschlagenden Erfolg.
Die Neuordnung Europas durch Kaiser Napoleon I. bereitete nicht nur der österreichischen Herrschaft über Konstanz ein Ende und liess die Stadt 1805-1806 zur badischen Landstadt werden; auch die Aufhebung des Bischofssitzes 1821 war letztlich eine Folge dieser Umgestaltung. Das vor allem vom thurgauischen Landammann Joseph Anderwert betriebene Projekt, Konstanz in die Eidgenossenschaft einzubeziehen, scheiterte 1815 auf dem Wiener Kongress. Als letzten Rest der einstigen Vogtei Eggen hat die Stadt jenseits der Grenze das Tägermoos, ein unmittelbar an die Vorstadt Paradies anstossendes und von den dortigen Gemüsebauern bewirtschaftetes Gelände, bewahren können. Ein 1831 abgeschlossener Staatsvertrag billigt Konstanz für das Tägermoos das Gemeindeverwaltungsrecht zu. Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts bescherte der Stadt nicht zuletzt durch den Fremdenverkehr einen grossen wirtschaftlichen Aufschwung. In diesem Zusammenhang kam es 1871 zur Weiterführung der Bahnstrecke Romanshorn-Kreuzlingen nach Konstanz und 1893-1937 zum Anschluss Kreuzlingens und zahlreicher thurgauischer Gemeinden am Ober- und Untersee an das Konstanzer Gasnetz. 1911 wurde die Bahnlinie Konstanz-Wil (SG) eröffnet, 1914 Konstanz in das Hochspannungsnetz der NOK eingebunden und 1927 eine Buslinie Kreuzlingen-Konstanz geschaffen. Die beiden Weltkriege und die Herrschaft der Nationalsozialisten liessen die Grenze zur Schweiz allerdings deutlich spürbar werden. Die Gründung der Universität (1966) hat Konstanz neuerlich zu einem kulturellen Zentrum auch für die Ostschweiz werden lassen.