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Gailingen

Polit. Gem. Baden-Württembergs im Landkreis Konstanz. G. liegt am Nordufer des Hochrheins und stösst im Osten und Westen an den Kt. Schaffhausen und im Süden in der Mitte des Rheins an den Kt. Thurgau. Auf drei Seiten ist G.s Gemarkungsgrenze gleichzeitig die Staatsgrenze. 1087 Gielingen. 1871 1'841 Einw.; 1950 1'800; 2001 2'800. Bis 1806 zählte der "adelige Flecken" zum Ritterkanton Hegau-Allgäu-Bodensee. Von 1540 bis 1798 befand sich jedoch ein Drittel der Niedergerichtsbarkeit im Besitz der Stadt Schaffhausen. Eine rechtl. Sonderstellung hatte Ober-G., dessen grundherrl. und niedergerichtl. Rechte ab 1282 dem Dominikanerinnenkloster St. Katharinental bei Diessenhofen gehörten. Landesherr über G. war von 1465 bis Ende 1805 das Haus Habsburg-Österreich, ab 1806 bis 1918 der Grosshzg. von Baden. Nach dem Dreissigjährigen Krieg liessen sich einige jüd. Familien vermutlich aus der Schweiz in G. nieder. 1734 zählte die Judengem. bereits 18 Familien. 1858 gab es in G. 996 jüd. und 982 christl. Einwohner, 1870-1884 einen jüd. Bürgermeister, ab 1877 eine christl.-jüd. Simultanschule und 1898-1940 ein jüd. Altersheim, das seit 1950 Altenpension des Landkreises Konstanz ist. Enge Handelsbeziehungen bestanden zur Stadt Diessenhofen und zum Thurgau. 1940 wurden 210 Gailinger Juden in Konzentrationslager deportiert. Seit dem 2. Weltkrieg hat G. seine innere Struktur und äussere Gestalt grundlegend verändert (neurolog. Klinik, Jugendwerk). Von den Erwerbstätigen G.s arbeitete 2003 ein Sechstel in der Schweiz.

Quellen und Literatur

  • Der Landkreis Konstanz 3, 1979
  • G., hg. von F. Götz, 2004
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Franz Götz: "Gailingen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.11.2006. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007059/2006-11-20/, konsultiert am 16.04.2024.