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Säckingen

Stadt im deutschen Bundesland Baden-Württemberg, seit 1978 Bad Säckingen, mit den Ortsteilen Obersäckingen, Wallbach, Rippolingen und Harpolingen. Eine der vorderösterreichischen Waldstädte. 2008 16'859 Einwohner. Auf einer Insel im Rhein, zwischen Schwarzwald und Jura, soll der heilige Fridolin eine klösterliche Niederlassung für Männer und Frauen gegründet haben. Während das Männerkloster keine Bedeutung erlangte, entwickelte sich das weltliche adelige Frauenstift zu einer bedeutenden religiösen, wirtschaftlichen und kulturellen Institution für die ganze Landschaft am Hochrhein.

878 schenkte Karl III., König der Franken, seiner Gemahlin Richgard die Klöster Säckingen und Zürich. Als Königsgut war Säckingen ausgestattet mit politischen Rechten und einem grossen Grundbesitz, der im Mittelalter Gebiete im Rhein- und Fricktal, am südlichen Hotzenwald und am Zürich- und Walensee sowie die Talschaft Glarus umfasste. 1173 hielt Kaiser Friedrich I. Barbarossa in Säckingen Hoftag und verlieh die Reichsvogtei über die Säckinger Abtei dem Grafen Albrecht III. von Habsburg. Damit war der Grundstein zum Ausbau der habsburgisch-österreichischen Territorialhoheit über Säckingen gelegt. 1307 wurde die Äbtissin von Säckingen in den Reichsfürstenstand erhoben. Einen Verlust erlitt die Abtei, als sich 1395 Glarus von Säckingen löste.

Zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert, in der Blütezeit des Damenstifts, entwickelte sich aus einem vom Kloster gegründeten Markt die Stadt Säckingen, die in den folgenden Jahrhunderten unter habsburgischer Landeshoheit das wechselvolle Schicksal der vorderösterreichischen Lande teilte. In den Kriegen zwischen Habsburg und der Eidgenossenschaft im 15. Jahrhundert wurde die Belagerung durch die Basler und Eidgenossen erfolgreich abgewehrt. Zur Belohnung verliehen die österreichischen Herzöge der Stadt Gerichtsbarkeit und Zollhoheit. Die Bewohner lebten von Fischerei, Flösserei und Schifffahrt. Am nördlichen Ufer des rechten Rheinarms standen das bereits im 10. Jahrhundert erwähnte Warmbad mit der Thermal- und Mineralquelle sowie Mühlen, Gerbereien und Hammerschmieden, in denen das aus dem Fricktal kommende Eisenerz verarbeitet wurde. Um den Zugang ins Fricktal, das wirtschaftliche Hinterland der Stadt, zu sichern, bauten die Säckinger im 16. Jahrhundert die heute noch stehende Holzbrücke über den linken Rheinarm.

Während des Dreissigjährigen Kriegs war die Stadt über 20 Jahre von fremden Truppen besetzt, 1678 wurde sie in Schutt und Asche gelegt. Die heutige Linienführung der Häuserfassaden stammt aus der Zeit des Wiederaufbaus. Die zerstörte Stiftskirche wurde in barockem Stil neu errichtet. Im Frieden von Lunéville von 1801 wurde der Rhein zur Grenze zwischen dem Reich und der Schweiz, worauf 1802 das Fricktal zur Schweiz kam. 1806 gelangte Säckingen mit dem Breisgau an das Grossherzogtum Baden. Das adelige Damenstift wurde säkularisiert, seine Besitzungen fielen an den badischen Staat. Durch die Abdämmung des rechten Rheinarms wurde 1830 die Inselstadt ans nördliche Ufer angebunden.

Begünstigt durch Zollgesetze und den Bau der rechtsrheinischen Talstrasse und Eisenbahn errichteten im 19. Jahrhundert vorwiegend schweizerische Unternehmer wie die Bally, Hüssy oder Näf in der Stadt Textilfabriken. Säckingen wurde dadurch für kurze Zeit zum bedeutendsten Textilindustriestandort Südbadens. Im Verlauf der beiden Weltkriege veränderte sich die wirtschaftliche Situation: An Stelle der Textilindustrie traten Unternehmen der Chemie- und Metallbranche. 1966 wurde das Fluss- und 1967 das Kavernenkraftwerk in Betrieb genommen. Mit der neuen Rheinbrücke entstand 1979 eine weitere Verbindung in die Schweiz. Im Zuge einer Verwaltungsreform verlor Säckingen 1972 den Status einer Kreisstadt und kam zum Landkreis Waldshut. Nach einem umfangreichen Ausbau des Kurwesens erhielt die Stadt 1978 den begehrten Zusatztitel «Bad».

Quellen und Literatur

  • HS IV/2, 390-416
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GND

Zitiervorschlag

Adelheid Enderle-Jehle: "Säckingen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 09.08.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007106/2010-08-09/, konsultiert am 19.03.2024.