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Schwarzwald

Das im Südwesten Deutschlands liegende Mittelgebirge grenzt am Hochrhein zwischen Waldshut und Bad Säckingen an die Schweiz. Wie das benachbarte linksrheinische Fricktal gehörte der südliche Teil des Schwarzwalds bis kurz nach 1800 zum habsburgischen Vorderösterreich. Bestrebungen der Eidgenossen (u.a. die Belagerung von Waldshut 1468) zum Erwerb eines Teils des Schwarzwalds oder der vier Waldstädte Waldshut, Laufenburg, Säckingen und Rheinfelden blieben erfolglos.

Die Eidgenossen sammeln sich Ende Juli 1468 für den Feldzug gegen Waldshut. Illustration aus der Eidgenössischen Chronik von Werner Schodeler, kopiert 1572 von Christoph Silberysen (Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau, MsWettF 16: 2, Fol. 16r; e-codices).
Die Eidgenossen sammeln sich Ende Juli 1468 für den Feldzug gegen Waldshut. Illustration aus der Eidgenössischen Chronik von Werner Schodeler, kopiert 1572 von Christoph Silberysen (Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau, MsWettF 16: 2, Fol. 16r; e-codices). […]

Zwei Schwarzwaldklöster besassen umfangreiche Güter im Gebiet der heutigen Schweiz. Für das vermutlich vom Glaubensboten Fridolin gegründete Frauenkloster Säckingen bildete der ausgedehnte Grundbesitz im Fricktal bis um 1800 eine wichtige wirtschaftliche Grundlage. Dem Kloster gehörte bis 965 auch die Insel Ufenau im Zürichsee. In jenem Jahr erhielt Säckingen bedeutende Gebiete am Walensee mit Zoll und Schifffahrtsrecht. 1395 kaufte sich das eidgenössisch gewordene Glarus vom Stift Säckingen los; noch heute erinnert der heilige Fridolin im Glarner Kantonswappen an die einstige Verbindung zu Säckingen. Die ehemalige Benediktinerabtei St. Blasien verfügte vor allem im nordöstlichen Aargau über namhaften Güterbesitz. Seine Propsteien auf eidgenössischem Territorium, Klingnau und Wislikofen, dienten im 17. Jahrhundert dem Konvent der Abtei bei Kriegsgefahr als Zufluchtsort. Eine grosse Ausstrahlung auf die Gläubigen der Nordwestschweiz besass der von St. Blasien betreute Schwarzwälder Marienwallfahrtsort Todtmoos. Bis heute hat sich die jährlich stattfindende zweitägige Fusswallfahrt von Hornussen nach Todtmoos erhalten.

Vom Freiheitsgedanken der Innerschweizer Kantone beeinflusst waren die sogenannten Einungen, die seit 1371 nachgewiesen sind. Zu solchen Schutz- und Selbstverwaltungsverbänden hatten sich die Bewohner der Grafschaft Hauenstein im Hotzenwald zur Zeit der Herrschaft Habsburgs zusammengeschlossen.

Die Eisenerzvorkommen in der Region Herznach-Wölflinswil liessen im Süden des Schwarzwalds Schmelzöfen und Hammerwerke entstehen. Holzmangel im aargauischen Erzabbaugebiet führte ab dem 13. Jahrhundert zu einer allmählichen Verlagerung des Eisengewerbes in den nahen Schwarzwald, wo genügend Wald zur Herstellung von Holzkohle und die notwendige Wasserkraft für den Betrieb der Öfen und Hämmer vorhanden waren. 1494 schlossen sich die Eisenwerke der Region zum sogenannten Hammerbund zusammen, dem auch Werke in Aarau, Basel und Olten angehörten. Vom 17. Jahrhundert an traten vermehrt Eidgenossen als Betreiber der Eisenwerke im Südschwarzwald auf. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde hier in grossen Mengen Bohnerz aus der Grafschaft Baden, Küttigen, Olten, Winznau, Balsthal und dem Klettgau verarbeitet. Bis ins 19. Jahrhundert war die Schweiz ein wichtiger Absatzmarkt für Eisenprodukte aus dem Schwarzwald, dann gingen die Eisenwerke allmählich ein.

Im 18. Jahrhundert begannen vor allem eidgenössische Unternehmer, im an Wasserenergie reichen südlichen Schwarzwald eine Textilindustrie im grossen Stil aufzubauen. Zunächst dominierten vor allem die Baumwollspinnereien; in den 1780er Jahren beschäftigte diejenige im Hotzenwald rund 9000 Heimarbeiter, ca. ein Drittel der dortigen Bevölkerung. 1809 eröffneten die Zürcher Brüder Johann Georg und Johann Caspar Bodmer im ehemaligen Konventsgebäude St. Blasiens ein Unternehmen zur Herstellung von Baumwollspinn- und Webmaschinen. 1836 errichteten Peter und Otto Bally aus Schönenwerd eine Seidenbandweberei in Säckingen. Niederlassungen von Schweizer Unternehmen nahmen zu, nachdem der Beitritt des Grossherzogtums Baden zum Deutschen Zollverein 1836 den Güteraustausch zwischen der Schweiz und den deutschen Nachbarstaaten erschwert hatte. Die Fabriken am Fusse des Schwarzwalds boten bis ins 20. Jahrhundert auch der Bevölkerung der benachbarten Kantone willkommene Arbeitsplätze. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts beschäftigten die grenznahen Industriebetriebe in der Schweiz viele Grenzgänger aus dem südlichen Schwarzwald, während viele Nordwestschweizer den Schwarzwald als Erholungsgebiet schätzten.

Quellen und Literatur

  • R. Metz, Geolog. Landeskunde des Hotzenwalds, 1980
  • Nachbarn am Hochrhein, 2002
  • M. Kistler, Einung und Eidgenossenschaft, 2006
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Linus Hüsser: "Schwarzwald", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 24.10.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007116/2012-10-24/, konsultiert am 28.03.2024.