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AnnecyStadt

Hauptort des französischen Departements Haute-Savoie, Regionalzentrum des Gemeindeverbands (communauté d'agglomération) von Grand Annecy mit 207'562 Einwohnern im Jahr 2020.

Die Ufersiedlungen (3058-870 v.Chr.) im Seebecken von Annecy zeugen von der Anwesenheit des Menschen seit der Bronzezeit. Der gallorömische Vicus Boutae bestand vom Beginn des 1. bis zum Anfang des 5. Jahrhunderts in der Ebene Les Fins, auf dem Schwemmkegel des Fier, in den hier etwas weiter flussabwärts der Ausfluss aus dem See von Annecy, der Thiou, einmündet. 879 wird ein Königsgut mit dem Namen Anericiacum auf dem Hügel von Annecy-le-Vieux erwähnt. Vom Mittelalter bis zur Reformation war das Schicksal Annecys eng mit der Geschichte Genfs verbunden. Annecy-le-Neuf entstand um das Jahr 1000 zu Füssen der den See dominierenden Burg und entwickelte sich zur wichtigsten Stadt in der Grafschaft Genf (Genevois). 1401 fiel Annecy dem Haus Savoyen zu. Im 14. und 15. Jahrhundert wurde die Burg wiederhergestellt und zu einer mächtigen Festung ausgebaut. 1514-1659 war Annecy Hauptort der Apanage der Genevois-Nemours, einer jüngeren Linie des herzoglichen Geschlechts. Die Verlegung des Bischofssitzes von Genf nach Annecy 1536 verlieh der Stadt einen starken Auftrieb (Diözese Annecy). Als savoyisches Bollwerk der Gegenreformation erfuhr Annecy zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine kulturelle Hochblüte mit Franz von Sales, Senatspräsident Antoine Favre und dessen Sohn, dem Sprachgelehrten Claude Favre de Vaugelas. Bis 1792 Verwaltungszentrum der Provinz Genevois, erlebte die Stadt in der Revolutionszeit einen industriellen Schub, der sich, gestützt auf die Metallverarbeitung und die Baumwollfabrikation, 1815-1860 fortsetzte.

Nach dem Anschluss Savoyens an Frankreich 1860 wurden drei Viertel des neuen Departements Haute-Savoie zur Freizone erklärt. Annecy verlor damit grosse Teile seines Hinterlands und machte eine Phase der demografischen Stagnation durch. Ein erneuter Aufschwung setzte kurz vor dem Ersten Weltkrieg ein, als einheimische Pioniere am Fier Wasserkraftwerke zur Versorgung der Fabriken erstellten. Die Abschaffung der Freizone 1918 führte zu einem wirtschaftlichen Wachstum, das in der Hochkonjunktur von 1945-1975 kulminierte. Neben der leistungsstarken Industrie nahm Annecy zu Beginn des 21. Jahrhunderts zentralörtliche Funktionen im Fremdenverkehr, in der Kultur und Verwaltung wahr.

Quellen und Literatur

  • Guichonnet, Paul (Hg.): Histoire d'Annecy, 1987.
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Zitiervorschlag

Paul Guichonnet: "Annecy (Stadt)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.07.2001, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007158/2001-07-10/, konsultiert am 17.04.2024.