24.4.1845 Liestal, 29.12.1924 Luzern, reformiert, von Bennwil und Liestal, Ehrenbürger der Stadt Luzern. Sohn des Karl, Statthalters für den Bezirk Liestal, und der Anna Dorothea geborene Brodbeck. 1883 Marie Op den Hooff, Niederländerin, Tochter des Lambert Pieter, Staatsbeamten. Nach Schulen in Bern durchlief Carl Spitteler das Basler Gymnasium und Pädagogium, studierte Theologie in Zürich, Heidelberg und Basel und wurde 1871 ordiniert. Dem mit seinem weltanschaulischen Standpunkt schwer zu vereinbarenden Pfarramt wich er aus, indem er eine Hauslehrerstelle in St. Petersburg annahm. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz 1879 arbeitete Spitteler zunächst als Lehrer in Bern und La Neuveville, dann als Redaktor und freier Journalist in Basel und 1890-1892 als Feuilletonredaktor der NZZ. Dank dem Vermögen seiner Frau konnte er sich ab 1892 als freier Schriftsteller in Luzern ausschliesslich seinem literarischen Schaffen widmen. Nach anfänglicher Erfolglosigkeit eroberte er vor allem mit seinem Epos "Olympischer Frühling" (1900-1905) einen Platz unter den bekanntesten deutschsprachigen Schriftstellern, wurde Ehrendoktor der Universität Zürich (1905) und Lausanne (1915). 1918 erhielt er den grossen Schillerpreis der Schweizerischen Schillerstiftung, 1919 als erster gebürtiger Schweizer den Nobelpreis für Literatur. Weitere Hauptwerke sind "Prometheus und Epimetheus" (1881, unter dem Pseudonym Carl Felix Tandem), "Imago" (1906) und "Prometheus der Dulder" (1924). Die Bedeutung von Spittelers literarischem Schaffen liegt vor allem in seinem Versuch, den hohen epischen Stil aus dem Geist der Gegenwart zu erneuern. In radikaler Abkehr sowohl von der epigonalen Dichtung nach Johann Wolfgang von Goethes Tod wie vom Prosarealismus arbeitete er mit Gestalten und Motiven der mythischen Tradition. Dabei entstand eine stark vom Pessimismus seines Lehrers Jacob Burckhardt geprägte Phantasiewelt, deren psychologische Relevanz unter anderem von Carl Gustav Jung aufgezeigt wurde. Die Rezeption von Spittelers epischem Werk ist seit der Mitte des 20. Jahrhunerts stark rückläufig. Unvergessen bleibt seine Rede vom Dezember 1914 mit dem Titel "Unser Schweizer Standpunkt", mit der er sich zu Beginn des Ersten Weltkriegs staatsmännisch zugunsten der Einheit der neutralen Schweiz einsetzte.
Bildnis Carl Spitteler. Aquarell von Ferdinand Hodler, 1915 (Privatsammlung).
Kurzinformationen
Lebensdaten | ∗︎ 24.4.1845 ✝︎ 29.12.1924 1845-04-241924-12-29 |
Systematik
Künste und Literaturen / Literaturen |