Hauptort eines Kantons im Departement Haute-Savoie (F), 7 km von Genf entfernt. 1561 516 Einwohner; 1730 600; 1881 1521; 1946 8831; 1962 14'040; 1990 27'927.
Von einem 8-10 ha umfassenden galloromanischen vicus sind zahlreiche Funde gesichert. 516 weihte der heilige Avitus, Bischof von Vienne (F), die neue, an der Stelle eines alten vorchristlichen Tempels gebaute Kirche. Annemasse wurde zu einem der acht Dekanate der Diözese Genf, blieb aber ein kleines Dorf, das in geistlicher Hinsicht dem Kloster Saint-Jean in Genf, in weltlicher Hinsicht dem Bischof von Genf unterstand. Letzterer trat 1308 seine Rechte Hugues de Faucigny ab. Von da an gehörte Annemasse zur Kastlanei Monthoux. Le Faucigny, Genevois und Beaufort blieben auch nach dem Einfall der Berner 1536 Apanage der Herzogin Charlotte d'Orléans. Das im Grenzbereich der Vogteien Ternier, Gaillard und Chablais gelegene Annemasse blieb als einzige Pfarrei der Region beim katholischen Glauben. Am 7.-8. September 1597 veranstalteten die Kapuziner und der heilige Franz von Sales in Annemasse prächtige Feierlichkeiten (Quarante Heures), die einen Markstein in der Rekatholisierung der Vogteien darstellten. Noch im 18. Jahrhundert war Annemasse rein ländlich geprägt. Die Einwohner bauten Getreide und an den Hängen ein wenig Wein an. Nach der Annexion Savoyens durch Frankreich wurde Annemasse 1793 Kantonshauptort im Distrikt Carouge, später wieder dem Kanton Chêne-Thônex (Departement Léman) zugeschlagen. 1815 kam Annemasse wieder zu Savoyen, 1860 mit diesem erneut zu Frankreich. Die Entwicklung von Annemasse setzte mit dem Bau des Eisenbahnnetzes um 1880 ein. Während des Ersten Weltkriegs siedelten sich erste industrielle Betriebe (Drehereien) an, während und nach dem Zweiten Weltkrieg die Uhrenindustrie. Der Handel profitierte von der Aufhebung der Freizonen 1924 und vom wirtschaftlichen Aufschwung Genfs nach dem Zweiten Weltkrieg: Um 1995 waren ca. 30% der Erwerbstätigen von Annemasse Grenzgänger. Dank einer Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur gelang es Annemasse, die Uhrenkrise und die Abhängigkeit von Genf zu meistern.