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Grenoble

Hauptort des franz. Dep. Isère, am Ausgang der Alpentäler gelegen, wo sich die Nebenstrassen nach Italien kreuzen. 2003 513'000 Einw. Ursprünglich eine Stadt der Allobroger, gehörte G. später zur Provinz Narbonensis, zum burgund. Königreich und zum Zweiten Königreich Burgund, wurde Hauptstadt der Dauphins du Viennois und wurde 1349 gleichzeitig mit der Dauphiné dem Königreich Frankreich einverleibt. Trotz seiner geograf. Nähe zur Westschweiz ergaben sich zwischen G. und dem Gebiet der heutigen Schweiz nur wenig Kontakte. Die Bf. von G. und diejenigen von Genf, die beide dem Erzbistum Vienne unterstanden, unterhielten gelegentlich Beziehungen. Der hl. Amatus, der 581 in Saint-Maurice d'Agaune eintrat, wurde in G. geboren. Der spätere Sittener Bf. Jost von Silenen wirkte zuerst als Bf. von G. Mehrere Dutzend Grenobler flohen im Zug der Religionskriege und der Hugenottenverfolgungen nach Genf, v.a. mit der ersten Flüchtlingswelle im 16. Jh. Einige Studenten der Akad. von Genf stammten aus G. Im 19. und 20. Jh. studierten Schweizer an der 1339 gegründeten Univ. G., die sich zum zweitgrössten Wissenschafts- und Forschungszentrum in Frankreich entwickelt hatte.

Das Isèretal bildete einen Teil des Handelswegs (eher zu Land als zu Wasser), der die Dauphiné, Savoyen und Genf miteinander verband. Die Bedeutung dieser Route nahm gegen Ende des 17. Jh. zu. Genf und mit ihm die eidg. Orte waren einer der Absatzmärkte für Wolltuch aus der Dauphiné, wobei in G. der Wegzoll entrichtet wurde. Am Ende des 18. Jh. beanstandeten die Grenobler bei Jacques Necker in Paris, dass die Schweizer Händler ihre Stadt umgingen. In den folgenden Jahrhunderten erreichten die Wirtschaftsbeziehungen nie mehr dieselbe Bedeutung, obwohl G. als Zentrum der Handschuhherstellung galt und sich nach den 1870er Jahren zu einem Zentrum der Wasserkraftindustrie und später des Elektrobaus, der Elektronik, der Informatik, der Telekommunikation und der Medizinaltechnik entwickelte. 1968 trug G. die olymp. Winterspiele aus. Schnelle und moderne Strassen führen von G. aus zu zahlreichen Wintersportorten.

Quellen und Literatur

  • Histoire de G., hg. von V. Chomel, 1976
  • A.-M. Piuz, L. Mottu-Weber, L'économie genevoise, de la Réforme à la fin de l'Ancien Régime, 1990, 526-530
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Lucienne Hubler: "Grenoble", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 24.01.2006, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007357/2006-01-24/, konsultiert am 29.03.2024.