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Höfe

Bezirk des Kantons Schwyz, entstand 1848 aus dem Zusammenschluss der Bezirke Pfäffikon und Wollerau. Diese, 1803 gebildet, gingen aus dem Vorderen (Hof Pfäffikon) und dem Hinteren Hof (Hof Wollerau), zwei ehemals grundherrlichen Höfen des Klosters Einsiedeln, hervor. Der heutige Bezirk Höfe umfasst die drei Gemeinden Wollerau, Freienbach (mit Pfäffikon) sowie Feusisberg und erstreckt sich vom Etzel (1098 m), den Flüssen Sihl, Alp und Biber sowie der Höhrohnen (1205 m) bis an den Zürichsee.

965 erwarb Kaiser Otto I. vom Kloster Säckingen die Insel Ufenau und schenkte sie samt den Höfen Pfäffikon und Uerikon dem Kloster Einsiedeln. Dieses erhielt damit Rechte und wirtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten am Etzelnordhang. Die Höfe bildeten zusammen mit der March eine klösterliche Verwaltungseinheit. Erst ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erscheinen sie als eigene Rechtsbezirke.

Im Gebiet des Vorderen Hofes errichtete Abt Anselm I. von Schwanden (1233-1266) in Pfäffikon einen festen Turm, der Anfang des 14. Jahrhunderts zu einer Burganlage ausgebaut wurde. Dadurch wurde Pfäffikon vorerst zum grundherrlichen, später allgemein zum politischen und wirtschaftlichen Zentrum des Vorderen Hofes. Hier bauten auch die Hofleute im Spätmittelalter ihr Gesellen- oder Rathaus. Die Dorfleute in Pfäffikon und Freienbach verwalteten in je einer eigenen Genossame ihr Allmendgut.

Im Hinteren Hof (Bäch, Wollerau, Wilen, Schindellegi) lagen die politischen, wirtschaftlichen und kirchlichen Zentren anfänglich alle ausserhalb der Hofgrenzen. Im Gefolge der Reformation wurde das Hofgebiet westlich des Krebsbaches von Richterswil getrennt und 1536 zur eigenen Pfarrei erhoben. Nun war Wollerau mit seiner Pfarrkirche unumstritten der Hauptort des Hinteren Hofes. Hier befand sich das Gemeindehaus (Korporationshaus), wo sich auch die Hofgemeinde versammelte. Das Hofrecht (Hofartikelbuch von 1622) regelte die Nutzung der Genossame, deren Ländereien in die Ober- (d.h. oberhalb, südlich der Sihl) und Unterallmend zerfielen. Die gemeinsamen Allmenden mit Richterswil wurden nach und nach aufgeteilt, die Grenze mit dem Kanton Zürich 1841 endgültig bereinigt. Der Grenzverlauf zwischen dem Hinteren und Vorderen Hof wurde 1492 erstmals schriftlich festgehalten.

Die 1114 erstmals genannten Schirmvögte über die beiden Höfe (wie auch über das Kloster Einsiedeln) waren die Herren und späteren Grafen von Rapperswil und deren Nachfolger (1303 die Grafen von Homberg, 1321 die Grafen von Habsburg-Laufenburg). Um 1342 erwarb Jakob Brun, der Bruder des Zürcher Bürgermeisters, die Vogtei. Zürich besetzte die Höfe zu Beginn des Sempacherkrieges und erhielt die Vogtei im Frieden von 1389 bestätigt.

"Pagus Helvetiae Suitensis". Ausschnitt der Karte von Schwyz, aufgenommen von Gabriel Walser und veröffentlicht 1767 in Nürnberg von Mattheus Sutter und den Erben Homann (Universitätsbibliothek Bern, Sammlung Ryhiner).
"Pagus Helvetiae Suitensis". Ausschnitt der Karte von Schwyz, aufgenommen von Gabriel Walser und veröffentlicht 1767 in Nürnberg von Mattheus Sutter und den Erben Homann (Universitätsbibliothek Bern, Sammlung Ryhiner). […]

Im Alten Zürichkrieg waren die Höfe zwischen den Zürchern und Schwyzern umkämpft. 1440 zogen die Zürcher kampflos aus Pfäffikon ab, worauf Ital Reding die Burg besetzte und die Hofleute schwören liess. Der Friede von 1450 zwischen den Eidgenossen und Zürich bestätigte die Zugehörigkeit der Höfe zu Schwyz. Neue Kämpfe entbrannten während der Religionskriege 1531, 1656 und 1712. In der frühen Neuzeit waren die Höfe von Schwyz abhängige Gebiete: Die Herren von Schwyz besassen in beiden Höfen die hohe und im Hinteren Hof auch die niedere Gerichtsbarkeit. Sie übten ihre Oberhoheit durch einen Vogt aus, der für zwei Jahre bestellt wurde. Die Höfner waren schlechter gestellt als die Märchler oder Küssnachter, die mit Schwyz durch Landrechtsverträge verbunden waren. 1656 und 1712 verbesserte Schwyz die rechtliche Stellung der Höfe durch zwei sogenannte Gnadenbriefe.

Am 18. Februar 1798 stellte die Landsgemeinde des Alten Landes Schwyz die Höfner den Landleuten von Schwyz gleich. Nach der Schlacht bei Wollerau am 30. April 1798 besetzten die Franzosen die Höfe. Während der Helvetik gehörten diese zum Kanton Linth (Distrikt Rapperswil). 1803 kehrten sie als selbstständige Bezirke zum Kanton Schwyz zurück. Die Grundlasten des Klosters Einsiedeln wurden allmählich abgelöst. 1831 schloss sich Pfäffikon dem bis 1833 existierenden Halbkanton Ausserschwyz an, Wollerau hielt Schwyz die Treue. Im Sonderbundskrieg verteidigten die Schwyzer am 24. November 1847 erfolgreich Schindellegi, dann wurde der Kanton besetzt und eine neue Kantonsverfassung ausgearbeitet. Diese übertrug den Kirchgemeinden auch politische Aufgaben, was infolge der Grenzüberschneidung der beiden Bezirke und der drei Gemeinden am 27. Februar 1848 zur Entstehung des Bezirks Höfe führte, mit Wollerau als Hauptort für jeweils vier, Pfäffikon für zwei Jahre.

Der Bezirk Höfe ist, wie die anderen Bezirke des Kantons, mehr als eine kantonale Verwaltungseinheit, er stellt ein politisches Gemeinwesen mit vom Volk gewählten Behörden (Bezirksrat und Bezirksgericht) dar. Auf seinem Gebiet übt der Bezirk die Aufsicht über die Fliessgewässer aus, führt die Volksschuloberstufe (Sekundarschule seit 1866), betreibt ein Elektrizitätswerk (seit 1945) und ist Aktionär mit einer 50%-Beteiligung an der Spital Lachen AG (2001, vorher Bezirksspital March-Höfe). 1979 wurde in Wollerau ein Rathaus für die Bezirksverwaltung eröffnet. Die jährliche Bezirkslandsgemeinde folgt noch dem alten Rhythmus: Sie tritt viermal in Wollerau und zweimal in Freienbach zusammen.

In der Nachkriegszeit erfuhr der Bezirk Höfe wegen der guten verkehrsmässigen Anbindung an den Wirtschaftsraum Zürich (Autobahn A3 1968, S-Bahn) und des günstigen Steuerklimas eine rasante wirtschaftliche und demografische Entwicklung. In keinem anderen Schwyzer Bezirk wuchs die Bevölkerung so stark wie in den Höfen: Zwischen 1950 und 2000 verdreifachte sie sich auf 22'908 Einwohner.

Quellen und Literatur

  • A. Hug, « Die Wirtschaftsstruktur der Höfe Pfäffikon und Wollerau seit Begründung der Grundherrschaft des Klosters Einsiedeln (965) bis zu Beginn des 17. Jh.», in MHVS 62, 1969, 3-121
  • Höfnerland Höfnerlüüt, 1981
  • U. Schelbert, Bevölkerungsgesch. der Schwyzer Pfarreien Freienbach und Wollerau im 18. Jh., 1989
  • G. und P. Wyrsch-Ineichen, «Die schwyzer. Höfe Wollerau und Pfäffikon und ihre Vereinigung zum Bez. Höfe 1848», in MHVS 84, 1992, 115-129
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Paul Wyrsch: "Höfe", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.06.2023. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007418/2023-06-23/, konsultiert am 05.10.2024.