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Brunnen

Hauptsiedlung und Sitz der Gemeindebehörden der politischen Gemeinde Ingenbohl SZ, Bezirk Schwyz. Das Dorf liegt am Vierwaldstättersee zwischen Muota im Westen und Ingenbohler Wald im Osten. Der am See gelegene Dorfteil ist vom Fremdenverkehr geprägt (Hotels, Quaianlagen, Bäder), weist aber noch Reste frühneuzeitlicher Siedlungsstrukturen auf. 1217/1222 de Brunnon, 1411 zem Brunnen.

Plakat, um 1900 in Paris gedruckt (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).
Plakat, um 1900 in Paris gedruckt (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).

Spärliche Einzelfunde und unsichere Meldungen vermögen keine Besiedlung vor dem Mittelalter zu belegen. Das Überschwemmungsgebiet der Muota beschränkte den Siedlungsraum auf die Hanglagen von Wilen (mit Laurentiuskapelle 1595, gedeckter Holzbrücke, neuen Wohnquartieren) und Unterschönenbuch (mit Wallfahrtskapelle St. Wendelin 1708-1721 und bäuerlichen Strukturen) sowie die Ausläufer des Ingenbohler Waldes. Die stellenweise untersuchten Reste einer Letzi sowie nachgewiesene Pfahlreihen im Ufergewässer weisen auf militärische Vorkehren sowie auf Hafenanlagen im Hoch- und Spätmittelalter hin. Damit war die spätere Hauptbedeutung von Brunnen als Schwyzer Hafenort an der Gotthardroute vorgezeichnet. Etliche Güter besass das Kloster Einsiedeln, überliefert sind zudem einige Burgstellen (zum Beispiel Löwenstein). Am 9. Dezember 1315 erneuerten die Waldstätte in Brunnen ihren Bund, der Ort blieb Tagsatzungsstätte (v.a. der drei Waldstätte). Brunnen gehörte zum Nidwässerviertel des alten Landes Schwyz, kirchlich zur Kapelle von Ingenbohl, mit dieser bis 1618 zur Grosspfarrei Schwyz und dann zur Pfarrei Ingenbohl. Im 15. Jahrhundert wurde eine Strasse von Schwyz nach Brunnen angelegt und die Muota allmählich in ein festes Bett gezwängt (letzte grosse Überschwemmung 1910), der Hafenort konnte sich entwickeln. Die Schiffleute (1595 21) vereinigten sich in der grossen und kleinen Schiffig. Etwas später organisierten sich die Dorfleute mit Rat und Gemeinde(versammlung) als Vorläufer der Gemeinde des 19. Jahrhunderts. 1620 zerstörte ein Grossbrand den grössten Teil der Ortschaft, 1631 wurde die Sust am See neu aufgebaut, 1632-1635 folgte der Bau der von Heinrich Reding gestifteten Dorfkapelle (mit Hochaltarbild von Justus van Egmont).

Die wirtschaftliche Basis mit Landwirtschaft, Schifffahrt und lokalem Handwerk war zu Beginn des 19. Jahrhunderts schwach, etwas Verdienst brachte die von Gersau ausgehende Seidenindustrie. Um 1825 wurde in Brunnen eine mechanische Schappespinnerei errichtet (nicht von Bestand). Die 1837 einsetzende Dampfschifffahrt bedeutete das Ende der alten Schiffig (rund 130 Schiffleute), aber auch den Anbruch einer neuen Epoche. Brunnen mit seinen landschaftlichen Vorteilen wurde zum Fremdenverkehrsort. 1864 war die Axenstrasse durchgehend befahrbar, 1867 die Strasse nach Gersau fertig erstellt. 1870 öffnete der Waldstätterhof als erster eigentlicher Hotelpalast seine Tore. Die Gotthardbahn 1882 beschleunigte die Entwicklung. Andere Hotelbauten folgten, die Strukturen von Brunnen wurden weitgehend auf den Fremdenverkehr ausgerichtet. 1905 nahm die Brunnen-Morschach-Bahn den Betrieb auf (bis 1969). Zwischen 1860 und 1910 vermehrte sich die Bevölkerung um 120%. Zahlreiche Gewerbe entwickelten sich im Zug des Tourismus und hielten auch dem Ende der Belle Epoque stand. 1882 erfolgte der Bau der Zementfabrik Hürlimann, 1884 jener der Getreide-Lagerhäuser, heute sind unter anderem Distilleriebetriebe, Bau- und Transportunternehmungen, Kies- und Sandwerk, Kunststeine und die Elektronikbetriebe der Kriegsmaterialverwaltung (Ruag Electronics) zu erwähnen. Noch hält der Tourismus eine starke Stellung, grosse Teile des Dorfes sind jedoch von Industrie- und Gewerbebetrieben geprägt. 1990 waren 60% der in Brunnen Erwerbstätigen im 3., 35% im 2. und 5% im 1. Sektor tätig. Brunnen erhielt schon 1838 ein neues Schulhaus und ist heute Standort einer Mittelpunktschule des Bezirks Schwyz. Im Zusammenhang mit dem Fremdenverkehr entstand 1886 die evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Brunnen-Schwyz, 1890 wurde ihre Kirche eingeweiht.

Quellen und Literatur

  • StASZ, Slg. Kyd
  • H. Stieger, Brunnen, 1956
  • G. Vohmann, Brunnen-Ingenbohl, 1991
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Josef Wiget: "Brunnen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.08.2004. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007438/2004-08-26/, konsultiert am 05.12.2024.