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Rigi

Bergmassiv zwischen Vierwaldstätter- und Zugersee, dessen Alpen und Wälder zu zwei Dritteln im Kanton Schwyz und zu einem Drittel im Kanton Luzern liegen, mit dem höchsten Gipfel Rigi Kulm (1798 m). 1360 Riginun. Die südöstlich gelegene Rigi Hochfluh (1698 m) aus Kalk bildet den letzten Ausläufer der Alpen, Rigi Kulm, Rigi Scheidegg (1651 m) und Rigi Kaltbad (1550 m) bestehen aus Nagelfluh.

Knochen von Höhlenbären, Höhlenhyänen, Steinbock und Hirsch in der Steigelfadbalmhöhle (Gemeinde Vitznau) stammen aus dem Mittelpaläolithikum. Zwei undatierte Silexwerkzeuge belegen menschliche Präsenz. Die Region wurde im Frühmittelalter von Alemannen besiedelt. Die intensivere Nutzung der Alpen zur Sömmerung des Viehs führte im Spätmittelalter zu verschiedenen Grenzstreitigkeiten. 1389 stritten sich Arther und Weggiser um die Alp Bärenzingel bei Rigi Kaltbad, die von Luzerner und Schwyzer Boten Arth zugesprochen wurde. Dieses Ergebnis wurde bei einem zweiten Streit 1439 bestätigt. 1494 verständigten sich Arth und Gersau zugunsten von Arth über die Zugehörigkeit einer Weide im Germelenboden. 1503-1510 setzte sich im Streit über den Verlauf der Landmarch Weggis gegenüber Gersau durch, da sich der Obmann des Schiedsgerichts, der Zuger Bartholomäus Stocker, auf den Marchbeschrieb des Weggiser Hofrechts stützte. Bei Rigi Kaltbad, das Badegäste und Pilger aus der Region im 17. und 18. Jahrhundert aufsuchten, wurde 1585 eine Kapelle eingeweiht. Rigi Klösterli entwickelte sich mit der 1689 geweihten Kapelle Maria zum Schnee im 18. Jahrhundert zu einem beliebten Wallfahrtsort mit jährlich ca. 12'000-15'000 Pilgern. Ab 1715 sorgten Kapuziner für die Pilger, 1716-1719 wurde eine grössere Kapelle gebaut.

Rigi-Kulm. Aquarell über einer Bleistiftvorzeichnung von David Alois Schmid, um 1830 (Staatsarchiv Schwyz, Graph. Slg. 3227).
Rigi-Kulm. Aquarell über einer Bleistiftvorzeichnung von David Alois Schmid, um 1830 (Staatsarchiv Schwyz, Graph. Slg. 3227). […]

Vor allem mit der Rigi, aber auch mit Luzern und den Stätten der Befreiungstradition entwickelte sich die Innerschweiz ab Ende des 18. Jahrhunderts in der Schweiz und international zu einem bedeutenden Reiseziel (Tourismus). Die Schwyzer Obrigkeit vermittelte zwischen den verschiedenen Interessen von Pilgern und Touristen und kümmerte sich um die Wallfahrt. 1815 erschien erstmals das von Heinrich Keller gezeichnete «Panorama vom Rigi Berg», das den Wunsch vieler Reisender verstärkte, diese Aussicht in natura zu geniessen. 1816 eröffnete Martin Bürgi das erste Gasthaus auf Rigi Kulm, dem rasch andere Gasthäuser und Hotels folgten (1817 Rigi Staffel, 1830 Rigi Scheidegg, 1838 Rigi Kaltbad). Die Erschliessung der Rigi durch verschiedene Bahnen förderte die Besucherströme weiter. 1871 nahm mit der Vitznau-Rigi-Bahn (VRB) die erste Zahnradbahn Europas ihren Betrieb auf, 1875 folgten die Arth-Rigi-Bahn (ARB) und die Adhäsionsbahn zwischen Rigi Scheidegg und Rigi Kaltbad (Betrieb 1931 eingestellt). 1880 transportieren die VRB und die ARB fast 140'000 Passagiere, 1910 gut 180'000. Die Hotels erhöhten ihre Bettenkapazitäten beträchtlich und 1875 wurden mit dem Grand Hotel Schreiber auf Rigi Kulm und dem Hotel Rigi First zwei Neubauten eröffnet. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs beendete den Tourismus der Belle Epoque abrupt. Zu diesem Zeitpunkt standen auf der Rigi rund 2000 Gästebetten zur Verfügung. In der Zwischenkriegszeit vermochte sich der Tourismus nicht zu erholen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Umorientierung auf Tages- respektive Ausflugstouristen, etwa mit der Luftseilbahn Weggis-Kaltbad 1968 und mit verschiedenen Skiliften, und die Parahotelerie wurde ausgebaut. Die Hotelpaläste brannten entweder nieder (1948 Rigi First, 1961 Rigi Kaltbad), wurden abgebrochen (1943-1944 Rigi Scheidegg, 1951 Rigi Kulm) oder büssten an Bedeutung ein (z.B. Hotel Schwert auf Rigi Klösterli). 2008 verzeichneten die 1992 aus VRB und ARB fusionierten Rigi Bahnen AG gut 1.1 Mio. Fahrten. Mit einem Bauprojekt von Mario Botta auf Rigi Kaltbad soll die Tourismusdestination Rigi, die im nationalen und internationalen Tourismus weiterhin eine grosse Bedeutung besitzt, stärker gefördert werden (Baubeginn 2009). Der Rigihang der drei Seedörfer Gersau, Weggis und Vitznau wurde zu Beginn des 21. Jahrhunderts stark bebaut, vor allem mit Villen.

Quellen und Literatur

  • StALU, Fonds Vitznau-Rigi-Bahn
  • StASZ, Fonds Arth Goldau-Rigi-Bahn
  • M. Mittler, Rigi, 1982
  • P.J. Brändli, «Ma. Grenzstreitigkeiten im Alpenraum», in MHVS 78, 1986, 18-188, v.a. 112-117
  • F. Weber, 175 Jahre Rigi-Kulm-Hotel, 1991
  • E. Horat, Patriotismus, Politik und Neinsager, 1999, 288-296
  • E. Nielsen, «Erste Menschen an den Seen und Flüssen der Zentralschweiz», in Vierwaldstättersee, hg. von P. Stadelmann, 2007, 56-65
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Erwin Horat: "Rigi", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 04.01.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007449/2012-01-04/, konsultiert am 19.03.2024.