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WaldenburgGemeinde

Ansicht des Jurastädtchens von Süden. Lavierte Federzeichnung von Emanuel Büchel, 1746 (Staatsarchiv Basel-Stadt, BILD Falk. Fb 14, 4).
Ansicht des Jurastädtchens von Süden. Lavierte Federzeichnung von Emanuel Büchel, 1746 (Staatsarchiv Basel-Stadt, BILD Falk. Fb 14, 4). […]

Politische Gemeinde des Kantons Basel-Landschaft, Hauptort des Bezirks Waldenburg, an der Passstrasse über den Oberen Hauenstein im felsigen Engpass des Waldenburger- oder Vorderen Frenkentals gelegen, umfasst 14 Einzelhöfe, die mit Ausnahme von Sennhus (12. Jahrhundert) ab dem späten 16. Jahrhundert gegründet wurden. 1244 Waldinburch und Waldenburch. 1497 107 Einwohner; 1698 325; 1798 384; 1850 756; 1900 1055; 1950 1224; 2000 1328.

Höhensiedlung der Hallstattzeit auf Gerstelfluh. 1788 römischer Schatzfund (u.a. Merkurstatuette) und weitere römische Funde. Nachdem Onoldswil (heute Gemeinden Oberdorf und Niederdorf) im 12. Jahrhundert an die Frohburger gefallen war, bauten diese um 1200 auf Gerstelfluh die Waldenburg, die ab 1220 von einem Familienzweig bewohnt wurde. Im Engpass unterhalb der Burg gründeten sie in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ein Städtchen, dessen Mauern das Tal sperrten und die Umgehung des Zolls verunmöglichten. Das noch bestehende obere Tor datiert aus dem frühen 15. Jahrhundert. 1265 verkauften die Frohburger Waldenburg an den Bischof von Basel, der es ihnen als Lehen zurückgab. Der Bischof zog das Lehen nach ihrem Aussterben 1366 ein und machte die Burg zum Verwaltungssitz der Herrschaft Waldenburg. Nach verschiedenen Verpfändungen ging Waldenburg 1400 an die Stadt Basel. Die Burg, nun Sitz des Landvogts, wurde 1798 von aufständischen Untertanen zerstört. Kirchlich gehörte Waldenburg zur Pfarrei um die Kirche St. Peter bei Onoldswil. 1834 wurde das Kornhaus zur eigenen Kirche umgebaut, einer Wechselkirche von St. Peter.

In Waldenburg siedelten sich im 13. Jahrhundert unter anderem Dienstleute der Frohburger sowie mit dem Passverkehr verbundene Berufszweige an (Wirte, Schmiede, Sattler, Seiler, Fuhrleute). Noch im 18. Jahrhundert zählte Waldenburg 57 Vorspannpferde. Im 15. und 16. Jahrhundert sind der Abbau und die Verhüttung von Bohnerz belegt und auch die Seidenbandweberei fasste früh Fuss (1754 15 Webstühle; 1786 29; 1856 5). Als sich mit der Planung des Hauensteintunnels (1858 eröffnet) das Ende des Passverkehrs abzeichnete, beschloss die Gemeindeversammlung 1853 die Ansiedlung der Uhrenindustrie in Form eines kommunalen Betriebs (1859 privatisiert, heute Revue Thommen). Es entstanden weitere Fabriken der Uhrenindustrie und verwandter Industrien, so 1882 eine Vergolderei (heute Rero AG), die später andere galvanisierende Verfahren anwandte, sowie 1892 die heutige Tschudin + Heid AG, die Uhrenbestandteile und Drehteile anfertigte. Die 1954 gegründete Dr. Ing. R. Straumann AG für Metalllegierungen und die Prüfung von Materialeigenschaften entwickelte sich ab 1960 zu einem Medizinaltechnologie-Unternehmen (seit 2004 Sitz in Basel). Seit 1880 erschliesst die Waldenburgerbahn den Ort, seit 1900 stellt die Elektra Baselland die Elektrizitätsversorgung sicher. Die Vordere Frenke überschwemmte das Dorf vor ihrer Verbauung mehrmals, so 1830 und 1926. Anlässlich der sogenannten Staatskassenaffäre 1798 und des sogenannten Waldenburger Aufruhrs um die Absetzung Pfarrer Friedrich Jäcks 1834 griff das Militär ein. Im Gegensatz zu den unteren Talgemeinden beteiligte sich Waldenburg 1832-1833 an der Gründung des Kantons Basel-Landschaft.

Quellen und Literatur

  • Heimatkunde Waldenburg, 2011
Von der Redaktion ergänzt
  • Gampp, Axel; Sommerer, Sabine: Der Bezirk Waldenburg, 2014, S. 302-328 (Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft, 4). 
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Bernard Degen: "Waldenburg (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.12.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007559/2014-12-27/, konsultiert am 09.12.2024.